Trainer Michael Roß hat zum Pressetermin des Landesligisten Viktoria Buchholz zwei Listen mitgebracht: eine lange und eine kurze. Zunächst zur kurzen: Mit Thomas Kirsch und Pandy Jeremie Mvunuku verpflichtete der Klub nur zwei Neuzugänge, hinzu kommen die A-Jugendlichen Lars Mrozek und Torwart Lennard Höveler, die der Verein zu Senioren erklären ließ. Roß hätte gerne mehr Spieler an die Sternstraße geholt. Doch der Trainer verweist auf die drei Dinge, die in der Szene offenbar abschrecken: Buchholz lockt nicht mit dem großen Geld, die Spieler müssen abends auf Asche trainieren und, wie Roß weiter ausführt: „Wenn jemand unsere Duschen und Kabinen sieht, geht er sofort wieder laufen.“ Der Trainer kann das nachvollziehen, trotzdem versteht er es in letzter Konsequenz dann doch nicht. In der vergangenen Saison schaffte die Viktoria dank des Teamgeistes in der Rückrunde eine beeindruckende Aufholjagd und sicherte so den Klassenerhalt.
Als Spieler hatte ich immer den Anspruch, das Optimale aus mir herauszuholen.
Michael Roß (Trainer Viktoria Buchholz)
Roß, als Trainer ein akribischer Arbeiter, für den Werte wie Kameradschaft und Disziplin hoch im Kurs stehen, schüttelt den Kopf, wenn er über Spieler redet, die nicht zur Viktoria kamen, weil sie bei tieferklassigen Klubs mehr Geld verdienen können. „Als Spieler hatte ich immer den Anspruch, das Optimale aus mir herauszuholen“, sagt Roß. So freut sich der 50-Jährige über seinen Kadern mit Spielern, die eben dazu bereit sind.
Nun zur langen Liste: Acht Stammkräfte stehen verletzungsbedingt oder aus beruflichen Gründen vorerst nicht zur Verfügung. Das ist ein hartes Brett. Torwart Timo Mohr, der seinen letzten Einsatz im Januar in einem Freundschaftsspiel gegen den MSV hatte, unterzog sich nun einer Leistenoperation und wird weitere drei Monate ausfallen. Maurice Rybacki und Gianluca Altomonte plagen sich seit Monaten mit Blessuren herum, stellten sich zwischenzeitlich trotzdem zur Verfügung, sollen jetzt aber erst einmal fit werden. Das gilt auch für Patrick Hommes, Oguzhan Gürbüz, Chris Scharwächter und Julian Mattern. Lennart Höveler ist gesund, fehlt aber vorerst, weil er beruflich in Süddeutschland tätig ist.
Mailand als Glücksfall
Roß hofft, dass sich das Lazarett mittelfristig lichten und damit dann auch der Konkurrenzkampf zunehmen wird. Mit dem Verlauf der Vorbereitung ist der Trainer – abgesehen von einigen Testspielergebnissen – zufrieden: „Wir haben sehr hart gearbeitet.“ In der neuen Saison, die für die Viktoria am Samstag mit dem Lokalderby beim DSV 1900 beginnt, wird es für die Grün-Schwarzen erneut um den Klassenerhalt gehen. Allerdings hoffen die Verantwortlichen, dass sie sich im Gegensatz zur letzten Saison oberhalb der Abstiegsränge bewegen werden. Roß schätzt die Liga stärker als im vergangenen Jahr ein. Starke Absteiger aus der Oberliga, starke Aufsteiger aus der Bezirksliga – der Trainer nennt da vor allem Hamborn 07.
Roß setzt darauf, dass seine eingespielte Mannschaft die Lehren aus der letzten Zittersaison gezogen hat. „In der Hinserie haben wir versucht, gegen spielstarke Gegner mitzuspielen. Das funktioniert nicht“, setzt der Coach vor allem auf die Fitness und den Kampf: „Wir müssen in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen und alles abrufen.“ Den Verein sieht der Trainer gut aufgestellt – trotz der drei abschreckenden Faktoren. Bereits im Frühjahr übernahm Sven Mailand, der aufgrund eines Kreuzbandrisses die Schuhe an den Nagel hängte, den neuen Posten des Sportlichen Leiters. Roß: „Mir konnte nichts Besseres passieren.“