Nachdem es im Essener Fußball zuletzt ruhig war, hat am Wochenende ein Prügelattacke wieder für Aufsehen gesorgt. Ein Spieler des Altendorfer Klubs FC Alanya II griff brutal zwei Gegner des VfB Essen-Nord II mit Tritten und Schlägen an. Erste Konsequenzen folgten am Dienstag: Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung, sein Verein wird ihn rauswerfen und das Sportgericht urteilt am 11. Oktober über ihn. Neben der langen Spiel-Sperre droht dem Täter eine Verurteilung.
64 Minuten lang verlief am Sonntag das C-Kreisliga-Duell zwischen dem FC Alanya II und dem VfB Essen-Nord II in geordneten Verhältnissen. "Engagiert, aber nicht unfair", sagten am Dienstag Vertreter von beiden Vereinen in trauter Einigkeit. Neun Gelbe Karten sprechen jedoch für eine gewisse Härte. Beim Stand von 1:0 für die Gäste war noch alles möglich.
Polizei mit zwei Streifenwagen angerückt
Dann eskalierte die Situation auf der Sportanlage Hagenbecker Bahn. Ausgerechnet ein Opfer, ein Gefoulter, wurde zum Täter. Dennis Zölzer, Kapitän des VfB Essen-Nord II, war mittendrin. Er hatte den Gegenspieler, der in der Pause eingewechselt worden war, gefoult. Plötzlich sprang der auf und prügelte los. "Er hat mich zu Boden geschubst, dann getreten. Ich hatte Glück, dass ich meine Schulter vor meinen Kopf schieben konnte und nur dort getroffen wurde." Ein Mitspieler wollte helfen. "Der erhielt einen Faustschlag ins Gesicht." Das Jochbein ist angebrochen, eine Operation droht.
Es kam zur Rudelbildung, aber die Situation eskalierte nicht weiter. "Viele Spieler kennen sich, wir haben gesprochen", sagt Dennis Zölzer. Offizielle und Zuschauer behielten die Ruhe. Wie auch Schiedsrichter Cuma Cetin, der dem Übeltäter die Rote Karte zeigte. Der trottete in die Umkleide und verschwand. Als die herbeigerufene Polizei mit zwei Streifenwagen angerückt war, war er verschwunden. Das Spiel wurde fortgesetzt. Der VfB Essen- Nord II, der auch viele Spieler mit Migrationshintergrund in seinen Reihen hat, gewann 3:0.
"Nach dem Urteil fliegt er bei uns raus" Jetzt läuft das Nachspiel. Für nächste Woche wurde die Verhandlung vor der Spruchkammer angesetzt. "Nach dem Urteil fliegt er bei uns raus", betont Vural Ekinci, Vorsitzender des FC Alanya. Würde der Spieler jetzt aus dem Verein geworfen, könnte er nicht vom Sportgericht verurteilt werden. Ekinci und seine Vorstandskollegen hatten den Migranten-Verein, der laut Fußballkreis in den letzten Jahren ein Dutzend Mal unerfreulich auffällig geworden war, zuletzt befriedet. Für ihn kommt der Ausraster überraschend: "Der Spieler ist Mitte 30, mit einer Deutschen verheiratet, hat vier Kinder, ist integriert, steht im Leben." Der Funktionär vermutet, dass eine Handverletzung nach dem Foul den Ausraster ausgelöst haben könnte. "Aber das ist keine Entschuldigung", betont Ekinci, der gestern Kontakt mit dem Essener Sportbund und dem Fußball-Kreis aufgenommen hat.
Dessen Vorsitzender Thorsten Flügel zeigte sich bestürzt, war abergleichzeitig mit den Reaktionen der Beteiligten zufrieden. "Die Situation ist nicht, wie es früher häufig der Fall war, eskaliert. Der Verein hat vernünftig reagiert, die Mechanismen greifen", sagte er und ergänzte: "Nach den Schlagzeilen hatten wir zuletzt relative Ruhe. Ganz vermeiden lassen werden sich solche Übergriffe wohl nie."