Erwin Koen, einstiger Fanliebling bei Rot-Weiss Essen, wollte seinem Kumpel und SVI-Trainer Andreas Schröder einen Gefallen tun und trainierte dessen Mannschaft. "Das war eine tolle Aktion. Normalerweise trainieren wir ja nur 90 Minuten, unter Erwin haben wir das Training aber auf zwei Stunden angesetzt. Keiner der Jungs wollte nach Hause. Wir hätten auch noch einige Stunden weiter trainieren können. Die Jungs hatten richtig viel Spaß", freute sich Schröder, der zu seinem Kader viele RWE-Fans zählt.
Zwischen 2000 und 2005 spielte der mittlerweile 37 Jahre alte Koen an der Hafenstraße und hat bis heute viele Bekannte, Freunde und Fans in Essen. Auch am Freitag waren einige Autogrammjäger an der Schönscheidstraße vor Ort, um ihr altes Idol zu sehen. "Es ist immer wieder schön nach Essen zu kommen. Die Stadt zieht mich wie ein Magnet an. Die Einheit mit den Jungs hat mir Freude bereitet", erzählt der Niederländer. Das Training unter Koen hat nicht nur allen Seiten Spaß gemacht, sondern anscheinend auch die ersten Früchte getragen.
Am Sonntag besiegte Isinger nämlich den ESC Rellinghausen II mit 1:0 und darf weiter von der Spitze träumen. "Ich bin mir sicher, dass die Jungs in diesen zwei Stunden einiges mitgenommen und auch am Sonntag schon umgesetzt haben. Erwin hat viel im taktischen und technischen Bereich gearbeitet. Das ist eben die holländische Schule. Das war auch für mich interessant zu sehen", sagte Schröder, der am Freitagabend das Abschlussspiel gewann: "Ich war aber auch in der Mannschaft von Erwin. Wenn Du mit dieser linken Klebe zusammenspielst, dann bist Du auf der sicheren Seite."
Koen und seine linke Klebe werden spätestens am 2. Januar in der Mülheimer RWE-Sporthalle beim alljährlichen NRW-Traditionsmasters wieder zu begutachten sein. Bis dahin ist der Ex-Profi in seiner Heimat im Außendienst tätig und verkauft Grußkarten an große Kaufhäuser. Ohne Fußball geht es aber natürlich bei Koen nicht. Mit dem VV Eldenia trainiert er gemeinsam mit seinem Assistenten Armand van den Top, der ihn unter anderem auch zum SV Isinger begleitete, einen holländischen Sechstligisten. Laut Koen ist das Niveau mit der hiesigen Landesliga vergleichbar. "Wir sind schon etwas stärker als der SV Isinger", sagt Koen mit einem Augenzwinkern.
Erwin Koen will Fußballlehrer werden und für RWE arbeiten
Der 100-fache Zweitligaprofi (17 Tore, 18 Vorlagen) will als Trainer hoch hinaus. Aktuell besitzt Koen den B-Schein und visiert die A-Lizenz an. "Der Fußballlehrer soll es am Ende werden. Ich will bis dahin so viel mitnehmen, wie es nur geht. Da hilft mir auch so eine Einheit beim B-Ligisten. Wenn man den deutschen Fußball mit der Mentalität, der Disziplin, mit dem niederländischen Fußball verbindet, dann kann man mit Sicherheit ein erfolgreicher Trainer werden", verrät Koen seine Pläne.
Koen steht zwar erst am Anfang seiner Trainerlaufbahn, hat aber große Ziele und auch Träume. Wie bereits erwähnt: Essen zieht Erwin Koen wie ein Magnet an. Da kommt es nicht von ungefähr, dass er immer noch von RWE schwärmt - aber auch mitleidet: "Aktuell sieht es wirklich katastrophal aus. RWE ist im Mittelmaß der Regionalliga angekommen. Das tut mir sehr weh. Ich habe mir das Spiel in Aachen angeschaut und war enttäuscht. Mir fehlen richtige Typen in der Mannschaft. Wie früher Bjarne Goldbaek oder die Lorenz-Brüder - oder Erwin Koen (lacht). Ich hoffe immer nur das Beste für diesen Verein. Denn RWE ist einfach geil! Vielleicht erfülle ich mir irgendwann den Traum und werde in irgendeiner Funktion für Rot-Weiss Essen tätig sein."