Die Adventszeit, sie sollte eigentlich die Zeit der Besinnung und des friedlichen Miteinanders sein. In der Staffel 1 der Fußball-Kreisliga A trat jedoch ausgerechnet am 1. Advent eine nächste Welle der Gewalt zum Vorschein. Schauplätze waren diesmal die Sportanlagen an der Albert-Schweitzer-Straße in Horst und das Waldstadion in Grafenwald.
Widersprüchliche Darstellungen
Besonders hässliche Szenen spielten sich beim Spiel zwischen dem FC Horst 59 und der Spvgg Erle 19 ab. Kreisvorsitzender Christian Fischer, der einige Wochen zuvor als Spieler von Eintracht Erle selbst Opfer von Gewalt auf dem Fußballplatz wurde, war geschockt, als er am Sonntagabend nach einem Theaterbesuch die im Internet veröffentlichten Bilder des blutenden Francesco Schmidt zu Gesicht bekam. Der Erler Angreifer musste nach einem Kopfstoß des Horsters Daniel Sontowski mit einer Platzwunde an der Stirn ins Krankenhaus gebracht werden, wo er mit vier Stichen genäht wurde.
„Das ist unfassbar“, kommentierte Christian Fischer, der alles dransetzen will, auch diesen Fall aufzuarbeiten. Was genau in der 71. Minute passierte, darüber gibt es widersprüchliche Darstellungen. „Auch ich bin kein einfacher Fußballer und habe auch mal den einen oder anderen Spruch auf den Lippen, aber bei einem körperlichen Angriff hört es auf“, ereiferte sich Francesco Schmidt. „Es kann nicht sein, dass jeder Fußballspieler bei uns im Kreis damit rechnen muss, nach dem Spiel im Krankenhaus zu landen. Als ich im Krankenwagen saß, wurde mir mitgeteilt, dass angeblich ich zuerst zugeschlagen haben soll und dann erst der Kopfstoß ausgeführt wurde.“
Wie auch immer. Dass der Kopfstoß des Horster Daniel Sontowski durch nichts zu rechtfertigen ist, darüber waren sich alle Beteiligten einig, auch und vor allem die Verantwortlichen des FC Horst 59. Noch am Abend haben sie ihren Verteidiger, der in dieser Saison bereits einige Male negativ in Erscheinung getreten ist, suspendiert. „Ein solches Verhalten eines Spielers wirft kein gutes Licht auf den Verein“, betont Vorstandsmitglied Gerd Bergforth. „Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, denn Daniel ist seit langem beim FC Horst 59 und außerhalb des Platzes ein vernünftiger Kerl. Aber das Maß war jetzt einfach voll.“
Es waren die Horster, die nach der üblen Aktion beim Stande von 1:0 für die 19er für einen sofortigen Spielabbruch plädierten. „Die Punkte gehen nach Erle, keine Frage“, so Gerd Bergforth. Diese Einstellung nötigte Christian Fischer und auch dem Erler Trainer Rainer Sowa großen Respekt ab. „Die Maßnahmen, die die Horster sofort ergriffen haben, waren genau richtig“, so der Kreisvorsitzende. „Schade, dass erst so etwas passieren musste. Es ist mir völlig unverständlich, woher diese Form der Aggression kommt.“
Christian Keiser entschuldigt sich
Rainer Sowa lobte ebenfalls das Verhalten der beiden Horster Trainer Christian Keiser und Tobias Bergforth sowie des Vorstandes. Aber auch er stand noch lange unter dem Schock des Geschehenen. „Ich bin 56 Jahre alt, bin seit vier Jahrzehnten mit dem Fußball verbunden, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, teilte der Erler Coach mit. „So macht mir Fußball keinen Spaß.“
Das sah auch der Horster Spielertrainer Christian Keiser so. „Wir möchten uns bei Rainer Sowa und bei Erle 19 entschuldigen. Das hat mit Fußball nichts zu tun, unser Verein distanziert sich von Gewalt. Francesco Schmidt möchte ich im Namen des FC Horst 59 die besten Genesungswünsche ausrichten.
Spielabbruch auch in Grafenwald
Nicht nur in Horst, sondern auch in Grafenwald wurde eine Partie in der Staffel 1 der Fußball-Kreisliga A nicht zu Ende gebracht. Die Begegnung zwischen dem VfL Grafenwald und dem BV Horst-Süd wurde kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt stand es sehr überraschend 8:1 für den vom Abstieg bedrohten VfL.
Der Neuling aus Horst-Süd musste am Sonntag nicht nur einen Torhagel über sich ergehen lassen, sondern wurde auch noch personell arg dezimiert. Er hatte bereits dreimal ausgewechselt, als sich einer seiner Spieler verletzte und nicht mehr weiterspielen konnte. Zudem sah Spielertrainer Ibrahim Basatli nach einer unsportlichen Aktion, er boxte aus Wut den Ball weg, in der 83. Minute die Rote Karte.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt lagen in der hektischen und aggressiv geführten Partie die Nerven blank. Dass der Horster Spieler Burak Reimschüssel ausgelacht und beleidigt wurde, brachte das Fass bei den Gästen zum Überlaufen. Sie beschlossen, den Platz zu verlassen und ihn nicht wieder zu betreten. Der Schiedsrichter brach die Partie ab. „Ein solches Verhalten der Grafenwälder lassen wir uns nicht gefallen“, so Ibrahim Basatli. „Dass wir bei diesem Spielstand provoziert wurden, kann ich nicht verstehen.“
Autor: Michael Koch