Miroslav Klose, Bastian Schweinsteiger und ein überragender Jens Lehmann haben die deutsche Nationalmannschaft zehn Tage vor dem Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft gegen Costa Rica vor einem herben Dämpfer bewahrt. Der Bremer Torjäger Klose (76.) und der Münchner Jungstar (80.) mit ihren späten Treffern sowie der überragende Schlussmann retteten der Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zumindest ein 2:2 (0:0) im vorletzten WM-Härtetest in Leverkusen gegen den starken Endrunden-Teilnehmer Japan.
Dennoch wurde das deutsche Team drei Tage nach dem 7:0 gegen Luxemburg unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und offenbarte gegen den unbequemen Gegner auch mit dem genesenen Kapitän Michael Ballack zahlreiche Schwächen, an denen nur noch bei der Generalprobe gegen Kolumbien am Freitag in Mönchengladbach gefeilt werden kann. Beide Tore für die Gäste erzielte Bundesliga-Legionär Naohiro Takahara (57. und 65.), der vom Hamburger SV zu Eintracht Frankfurt wechseln wird.
Klinsmann: "Niederlage wäre kein Beinbruch gewesen"
"Natürlich ist einem wohler, wenn man so ein Spiel nach einem 0:2 noch ausgleicht. Eine Niederlage hätte zwar gewurmt, aber wäre kein Beinbruch gewesen. Wir haben zu viele Chancen zugelassen", sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann.
Auch Ballack wollte das Spiel nicht überbewerten. "Man hat gemerkt, dass wir mitten in der Vorbereitung stecken. Die Japaner waren spritziger. Wir hatten schwere Beine, aber das ist normal. Wichtig war, dass wir nochmal zurückgekommen sind. Da hat man die Moral gemerkt, die in der Truppe steckt", meinte Ballack. DFB-Präsident Theo Zwanziger sah die Lage dagegen negativer: "Wir hätten heute fünf oder sechs Tore kassieren können. Ich hätte mir das schon etwas attraktiver vorgestellt. Die Japaner standen fünf oder sechs Mal alleine vor Lehmann. Da bleibt in den letzten zwei Wochen bis zum Eröffnungsspiel noch einiges aufzuarbeiten."
Im Gegensatz zum Kantersieg gegen Luxemburg fand die deutsche Mannschaft nie zu ihrem Spiel. Die laufstarken und schnell aufspielenden Japaner brachten die Klinsmann-Elf immer wieder in Verlegenheit. In der 13. Minute konnten sich die schlecht postierten Per Mertesacker und Bernd Schneider beim überragenden Torwart Jens Lehmann bedanken, der den Schuss des frei stehenden Hidetoshi Nakata aus kurzer Distanz glänzend parierte. Vier Minuten später war der Schlussmann von Arsenal London auch gegen Atsushi Yanagisawa zur Stelle.
Immer wieder klafften im deutschen Mittelfeld große Lücken. Die im Vergleich zum Luxemburg-Spiel auf zwei Positionen veränderte Anfangsformation wirkte wenig eingespielt.
Ballack wieder in der Startelf
Für den formschwachen Arne Friedrich kehrte der von einer Knöchelverletzung genesene Kapitän Michael Ballack in die erste Elf zurück. Für den angeschlagenen Robert Huth rückte Per Mertesacker neben Christoph Metzelder in die Innenverteidigung. Auf den Außen spielten Schneider und Marcell Jansen. Es war die 22. Abwehrformation im 26. Spiel unter Klinsmann.
Jens Nowotny musste bis zur 55. Minute auf sein Nationalmannschafts-Comeback nach knapp zwei Jahren Pause warten, als der Leverkusener in der heimischen Arena für Metzelder ins Spiel kam. Ab der 63. Minute kam außerdem der Dortmunder David Odonkor für Borowski und damit zu seinem Debüt im A-Team.
Ballack zog sich bei seinem Comeback häufig auf die rechte Mittelfeldseite zurück, weil zentral Tim Borowski und Torsten Frings agierten. Doch die von Klinsmann geforderten Steilpässe fanden viel zu selten den Weg in die Spitze zu Lukas Podolski und Miroslav Klose, der nach einem privaten Abstecher zu seiner Familie nach Blaubach erst wenige Stunden vor dem Spiel zur Mannschaft zurückgekehrt war.
Zwar kam die deutsche Elf nach etwa 20 Minuten etwas besser ins Spiel, große Chancen blieben aber aus. Sehenswert war lediglich ein Konter in der 21. Minute über Podolski, Schneider und Ballack, dessen Schuss in letzter Sekunde von Yuyi Nakazawa abgeblockt wurde. Danach zeigten weder die Gastgeber, noch die in der FIFA-Weltrangliste um eine Position besser postierten Japaner (Rang 18), kaum noch gelungene Aktionen. In der 42. Minute blockte Miyamoto einen Schneider-Schuss, in der Nachspielzeit scheiterte Podolski aus spitzem Winkel an Torwart Yoshikatsu Kawaguchi.
Japan dreht nach der Pause auf
Nach der Pause wurden die vom ehemaligen brasilianischen Weltstar Zico trainierten Japaner immer stärker und deckten vor allem die Schwächen in der zentralen Defensive immer wieder schonungslos auf. Beim 0:1 hob der nur eine Minute zuvor eingewechselte Nowotny beim Pass von Yanagisawa das Abseits auf. Vor dem 0:2 düpierte Takahara Ballack und Frings und ließ dem erneut schuldlosen Lehmann keine Chance.
Die deutsche Elf spielten nach den kräftezehrende Trainingstagen in Genf weiterhin wenig effizient, stemmte sich aber immerhin bis zum Schluss gegen die drohende Niederlage. Nach dem Ausgleichstreffer von Schweinsteiger verhinderte Lehmann mit weiteren Paraden eine Niederlage.