Mit einem Schützenfest und vielen guten Ansätzen hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 13 Tage vor dem Start der WM im eigenen Land Selbstvertrauen getankt. Die Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gewann in Freiburg gegen Fußball-Zwerg Luxemburg auch ohne den verletzten Kapitän Michael Ballack locker mit 7:0 (3:0) und fachte mit sehenswerten Kombinationen und schönen Toren auch die WM-Euphorie bei den Fans an. Von den Strapazen des Trainingslagers in Genf war dem Team im 25. Länderspiel unter Klinsmann gegen den allerdings allenfalls zweitklassigen Gegner kaum etwas anzumerken.
Die Stürmer Miroslav Klose (5., 59.), Lukas Podolski (36., 65., Foulelfmeter) und Oliver Neuville (90., 90.) mit zwei Treffern in der Nachspielzeit schossen vor 23.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena jeweils zwei Tore, außerdem traf Jubilar Torsten Frings (19.) in seinem 50. Länderspiel ebenfalls vom Elfmeterpunkt.
Abwehrspieler Robert Huth musste zur Pause mit einem verdrehten rechten Sprunggelenk durch Per Mertesacker ersetzt werden. Nach der Rückkehr nach Genf soll eine genaue Untersuchung Aufschluss über die Schwere der Verletzung bringen.
"Das tut natürlich gut, so den ersten kleinen Test vor der WM zu bestehen. Alle freuen sich riesig auf die WM. Das, was wir den Spielern vorgegeben haben, haben sie auch umgesetzt", sagte Klinsmann: "Wir haben den Stürmern vorher gesagt, dass sie viele Chancen bekommen würden und die Gelegenheiten nutzen sollten. Dass das geklappt hat, ist natürlich gut für ihr Selbstvertrauen."
Beim ersten Auftritt auf deutschem Boden nach zwölf Tagen auf Sardinien und in Genf zerstreute die DFB-Elf schnell alle Befürchtungen vor einer Blamage gegen den 152. der FIFA-Weltrangliste. Podolski setzte sich auf der rechten Seite herrlich durch und spielte Klose in der Mitte frei, der Bremer brauchte nur noch einzuschieben.
Zwei Minuten, bevor Klose per Kopf nach einer Flanke seines Klubkameraden Tim Borowski nur die Latte traf, vergaben die Luxemburger ihre einzige Chance vor der Pause. Nach einem der wenigen Stellungsfehler in der deutschen Abwehr - in diesem Fall von Robert Huth - schoss Alfonse Leweck aus nur fünf Metern knapp neben das Tor. Schlussmann Jens Lehmann, der sein erstes Länderspiel als offizielle Nummer eins im deutschen Tor bestritt und in der Pause seinem Rivalen Oliver Kahn Platz machte, blieb sonst weitgehend beschäftigungslos.
Die Klinsmann-Elf zeigte danach weiterhin hohe Laufbereitschaft, ohne sich gegen das Team von Kapitän Jeff Strasser (Borussia Mönchengladbach) nach den harten Trainingstagen zu verausgaben. Vor allem Bastian Schweinsteiger sprühte zunächst vor Spielfreude und bereitete das 2:0 vor. Nach einem feinen Hackentrick konnte Bernhard Heinz den Münchner im Strafraum nur noch per Foul stoppen, den fälligen Elfmeter verwandelte Frings sicher.
Das 3:0 durch Podolski bereitete Borowski mit einem langen Pass mustergültig vor, sechs Minuten später scheiterte der Bremer mit einem Schuss von der Strafraumgrenze nur knapp an Gäste-Schlussmann Marc Oberweis.
Borowski machte in der Ballack-Rolle ein gutes Spiel. Auch Schweinsteiger, Podolski und Klose waren in der Offensive kaum auszurechnen. Dafür lief es im Spiel über die Außen noch nicht rund, besonders über die rechte Seite mit Arne Friedrich und Bernd Schneider kam zu wenig. In der kaum geforderten Abwehr gab Klinsmann in der Mitte zunächst Huth und Christoph Metzelder den Vorzug. Jens Nowotny von Bayer Leverkusen wartete auf sein Comeback ebenso vergeblich wie der Dortmunder David Odonkor auf sein Debüt.
Klinsmann-Assistent Joachim Löw war in der Pause zufrieden: "Man hat gesehen, dass wir uns in dieser Woche auf jeden Fall verbessert haben", meinte Löw, dessen Forderungen nach direkter Spieleröffnung und schnellen Pässen in die Offensive phasenweise gut umgesetzt wurden.
Zur Pause brachte Klinsmann neben Kahn auch Thomas Hitzlsperger für Jansen, Per Mertesacker für Huth und Sebastian Kehl für Frings. Luxemburg leistete kaum noch Widerstand. Schweinsteiger bereitete das 4:0 durch Klose mit einem schnell ausgeführten Freistoß vor. Drei Minuten danach (63.) wurde der Bremer Torjäger unter den Standing Ovations der Fans gegen Gerald Asamoah ausgewechselt. Nur eine Minute später kam der Schalker nach einem Foul von Oberweis im Strafraum zu Fall, diesmal verwandelte Podolski den Strafstoß.
Nach dem Spiel reist der DFB-Tross direkt wieder zurück nach Genf, um sich auf die letzten beiden Testspiele vorzubereiten: Am Dienstag ist in Leverkusen WM-Teilnehmer Japan der Gegner, am Freitag in Mönchengladbach Kolumbien.