Rund um das Champions-League-Achtelfinale zwischen dem FC Bayern München und Arsenal London beschäftig die deutschen Fußball-Fans fast nur ein Thema: Wer behält im direkten Aufeinandertreffen der besten deutschen Torhüter Oliver Kahn und Jens Lehmann die Oberhand. Während das Duell der Torwart-Giganten die Gazetten füllt, schweigt Oliver Kahn dazu.
Der 35-Jährige hält sich bereits seit geraumer Zeit mit Äußerungen zum Konkurrenzkampf mit "Gunners"-Keeper Jens Lehmann um den Platz im deutschen Tor zurück und lässt lieber Leistung sprechen. Selbst als Bundestrainer Jürgen Klinsmann den Bayern-Torhüter zuletzt beim Länderspiel gegen Argentinien (2:2) auf die Ersatzbank verbannt hatte, blieb Kahn ruhig.
Kampf gegen sich selbst
Der 76-malige Nationalspieler will sich nach einem durchwachsenen Jahr 2004, im dem er privat und sportlich in die Negativ-Schlagzeilen geraten war, auf das Wesentliche konzentrieren. Es komme ihm künftig vor allem darauf an, "den Kampf gegen mich selbst zu gewinnen und an meine Grenzen zu gehen". Er wolle wieder eine hohe Konstanz in seine Leistungen bringen und daran anknüpfen, was er selbst von sich erwarte, sagte er.
Im Training schob Kahn in der Vorbereitung zur Rückrunde deshalb Extraschichten. Er habe ein paar Zehntel draufgelegt, verriet er. Dies mache sich nun bemerkbar "in allen Belangen. Ich fühle mich vor allem mental wieder in blendender Verfassung." Entsprechend zeigte Kahn in der Rückrunde bereits, dass er auf dem Weg zu alter Klasse ist. In fünf Bundesligaspielen blieb er viermal ohne Gegentor.
Teamspieler statt Einzelkämpfer
Am auffälligsten ist jedoch der persönliche Wandel Kahns. In den vergangenen Wochen präsentierte sich der Keeper in ungewohnter Rolle als Teamplayer und weniger als verbissener Einzelkämpfer. Sowohl Klinsmann als auch Bayern-Coach Felix Magath registrierten, "dass Olli konzentrierter, aber dennoch viel gelassener geworden ist. Er sieht sich inzwischen viel mehr als Teil der Mannschaft".
Zum neuen Selbstverständnis Kahns gehört offenbar auch, sich bewusst aus der leidigen Diskussion um die Nummer eins der Nationalelf zurückzuhalten: "Man sollte es tunlichst vermeiden, auf andere zu schauen oder Konkurrenten verbal zu attackieren. Das bringt einen nicht weiter."
Kampf im deutschen Tor geht weiter
Die WM 2006 beschäftige ihn im Moment ohnehin nicht, so der einstige "Titan". Vielmehr konzentriere er sich voll auf seine Leistung beim FC Bayern, "dann brauche ich mir um alles andere keine Sorgen zu machen. Ich sehe meine Position sowieso nicht gefährdet". Zumal Kahn behauptet, mittlerweile auch sportliche Rückschläge "sehr schnell" abhaken zu können.
Eine gewisse Lockerheit wird der ehrgeizige Kahn in den nächsten Monaten auch brauchen, zumal Klinsmann schon vor dem Argentinien-Spiel angekündigt hatte, dass das Wechselspiel mit Lehmann in diesem Jahr fortgesetzt wird. Der Bundestrainer sieht dies durchaus als leistungsfördernd: "Beide treiben sich gegenseitig an."
Kritik an Klinsmann
Allerdings muss sich Klinsmann auch einige Kritik für seine Politik gefallen lassen. Wobei Kahn sich auf die Rückendeckung seines Klubs verlassen kann. Während er sich selbst zurückhält, betreiben die Bayern-Verantwortlichen seit Wochen Lobby-Arbeit für den 35-Jährigen. "Wenn der Oliver so weiter hält wie in den letzten Wochen, dann gibt es gar keine Diskussion. Auch nicht für die WM - da gibt es keinen besseren auf der Welt", meint etwa Manager Uli Hoeneß.