Das Wechselspiel zwischen den Nationaltorhütern von Länderspiel zu Länderspiel scheint für Sepp Maier offenbar keine faire Lösung zu sein. Der ehemalige Bundes-Torwarttrainer hat Bundestrainer Jürgen Klinsmann scharf angegriffen und wieder einmal vehement für seinen Münchner Schützling Oliver Kahn Partei ergriffen. "Klinsmann will Kahn fertigmachen. Aber er wird es nicht schaffen. Dennoch: Wie Klinsmann mit erfahrenen Leuten umspringt, das ist unterste Schublade", echauffierte sich der Weltmeister von 1974 in einem Interview mit der Bild-Zeitung über die Personalpolitik des Völler-Nachfolgers insbesondere in der Torwart-Frage.
Maier: "Ich wäre ausgeflippt"
Für Maier, der im vergangenen Herbst von der neuen sportlichen Führung der Nationalmannschaft wegen seiner Parteilichkeit für Kahn durch Andreas Köpke ersetzt worden war, ist es ein Unding, dass Jens Lehmann im ersten Länderspiel des Jahres gegen Argentinien (2:2) am Mittwoch den Vorzug im Tor der DFB-Auswahl erhalten hat. "Wenn Helmut Schön so was mit mir gemacht hätte - ich wäre abgereist! So etwas Entwürdigendes habe ich als Nationaltorwart aber nie erlebt."
Dass es bei Kahn und Lehmann, die um den Posten im deutschen Tor bei der WM 2006 einen erbitterten Zweikampf austragen, eine Absprache über ein Wechselspiel gibt, ist Maier bekannt: "Ja, aber nur dann, wenn beide regelmäßig spielen. Nochmals: Ich wäre ausgeflippt, wenn Klinsmann zu mir gesagt hätte, du hast bisher super gehalten, aber der andere spielt. Das kann es doch nicht geben! Kahn ist auf dem besten Wege, die alte Klasse wieder zu erreichen. Lehmann sitzt bei Arsenal zwölf Begegnungen auf der Bank, spielt dann einmal in der Premier League - und darf gleich für Deutschland ran. Jeder Nationalspieler freut sich doch auf ein Highlight wie gegen Argentinien. Es hätte noch genügend Gelegenheiten gegeben, den Jens einzusetzen."
Kahn soll "auf den Tisch hauen"
Maier rät Kahn deshalb, "dass er auf den Tisch haut". Seiner Meinung nach würde der Bayern-Kapitän nur schweigen, "weil er 2006 im Tor stehen möchte. Klinsmann muss aber wissen, dass er nur mit einem solchen Torhüter die WM gewinnen kann. Das sage ich nicht, weil ich Kahns Trainer beim FC Bayern bin. Ich habe dem Olli klarzumachen versucht, dass er am längeren Hebel sitzt. Dass eher Klinsmann hinschmeißt, bevor Kahn aufhört."
Der 60-Jährige betonte, dass seine Kritik keine billige Retourkutsche wegen seiner Ausbootung bei Klinsmann sei: "Es geht mir um die Sache. Ich hätte den Mund auch dann aufgemacht, wenn ich immer noch beim DFB wäre. Dann hätte Klinsmann einen wahren Grund gehabt, mir zu kündigen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass das Duckmäusern beim DFB nicht der richtige Weg ist. Ich kenne genügend DFB-Offizielle, die wegen Klinsmanns Art, Macht auszuspielen, mit der Faust in der Hose herumlaufen."