Vize-Weltmeister Deutschland will mit neuen schwarzen Trikots und altem Abwehrchef seine Negativserie gegen große Fußball-Nationen beenden. Beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft am Samstag (20.30 Uhr/live in der ARD) gegen Europameister Frankreich setzt Teamchef Rudi Völler große Erwartungen in das Comeback von Jens Nowotny. Nach fast eineinhalb Jahren Pause spielt der Leverkusener in der Arena AufSchalke zum ersten Mal wieder auf internationaler Ebene.
"Er spielt eine sehr wichtige Rolle, nicht nur für das Frankreich-Spiel, auch für die Zukunft. Ein Spieler wie Jens tut jeder Mannschaft gut", sagte Völler am Mittwoch und legte sich bereits frühzeitig fest, dass der 29 Jahre alte Abwehrchef am Samstag sein 38. Länderspiel bestreiten wird.
Nowotny steht im Mittelpunkt
Trotz aller Spekulationen um Angreifer Kevin Kuranyi vom VfB Stuttgart, trotz der Diskussionen um den Münchner Spielmacher Michael Ballack und trotz der Präsentation des neuen schwarzen DFB-Outfits, das am Samstag seine Premiere feiern wird, stand die Rückkehr von Nowotny in den Kreis der Nationalmannschaft am Mittwoch im Mittelpunkt.
Dem Bayer-Star war die Freude, "zur Normalität zurückzukehren", bei der Pressekonferenz im Museum "Folkwang" in Essen deutlich anzumerken. "Es ist schön, wenn man alles wieder beim Alten vorfindet", sagte Nowotny und bezog sich damit auf das DFB-Umfeld. Denn innerhalb der Mannschaft hat sich seit seinem letzten DFB-Einsatz am 17. April 2002 beim 0:1 in Stuttgart gegen Argentinien doch einiges verändert. "Es hat seitdem eine Blutauffrischung gegeben, es ist eine junge Clique dazugekommen, die für sehr gute Stimmung sorgt, die Atmosphäre ist überragend", stellte der "Neuling" zufrieden fest.
Nur Schneider fehlt beim Training
Überhaupt war Nowotny nach seiner langen Leidenszeit mit zwei Kreuzbandoperationen bemüht, den Blick nach vorne zu richten. "Mein Ziel ist es, bei der EM 2004 die gleiche Rolle einzunehmen wie in Leverkusen und wie vor meiner Verletzung", sagte der Ex-Karlsruher und zerstreute alle Zweifel, dass leichtere Probleme im Oberschenkel seinen Einsatz gefährden könnten: "Wenn ich mittrainiere, dann ist das ein Zeichen, dass es geht." Am Mittwochnachmittag absolvierte Nowotny das normale Trainingspensum, ebenso wie Kapitän Oliver Kahn nach seiner Magen-Darm-Grippe. Lediglich der Leverkusener Bernd Schneider musste wegen eines geschwollenen Fußes noch passen.
Ein Sieg würde auch die deutschen Nationalmannschaft auf dem Weg zur Euro 2004 in Portugal einen Schritt weiterbringen. Zuletzt gab es in sieben Spielen gegen die Fußball-Topnationen Brasilien, Italien, Argentinien, Spanien, England, Frankreich und die Niederlande sieben Pleiten bei 3:16 Toren. Zuletzt landete die DFB-Auswahl am 7. Oktober 2000 beim 1:0 in England einen Sieg gegen eine "große" Fußball-Nation. Entsprechend hob Völler auch am Mittwoch einmal mehr die Bedeutung des letzten Länderspiels des Jahres hervor: "Das ist ein Highlight gegen den Europameister, das ist eine echte Herausforderung."
Kuranyi konzentriert sich auf Fußball
Ein echter Prüfstein wird der Klassiker auch für Kevin Kuranyi, zumal der Stuttgarter Jungstar im Vorfeld der Frankreich-Partie durch etwaige Wechselgerüchte erheblich abgelenkt wird. Schalke 04 oder doch ein Mailänder-Klub? "Ich habe Vertrag in Stuttgart bis 2005 und versuche den zu erfüllen", sagte der umworbene 21-Jährige und fügte an: "Es ist eine Auszeichnung, dass sich so viele Vereine für mich interessieren, trotzdem versuche ich mich, auf den Fußball zu konzentrieren." Auch Völler sieht keine Gefahr für Samstag, denn "solche Diskussionen gehören dazu, auch wenn ein wichtiges Länderspiel ansteht. Das stört die Vorbereitung nicht".
Genauso gehören inzwischen die Diskussionen um Michael Ballack vor einem Länderspiel dazu. Doch auch da lässt sich Völler nicht beirren. "Michael ist fit, er hat vor und nach dem Spiel eine Woche Zeit, sich zu regenerieren", stellte der Teamchef erneut klar, dass er überhaupt nicht daran denke, seinen Spielmacher gegen die Franzosen zu schonen, wie es vielleicht der FC Bayern gerne hätte. Auch die Qualitäten des 28-Jährigen sind bei Völler über jeden Zweifel erhaben: "Er ist auf seine Art für jede Mannschaft der Welt unersetzlich. Er kann auch ohne Worte eine Mannschaft mitreißen."
Nowotny freut sich auf neues Trikot
Ein neues Trikot hat auch Ausrüster adidas gefunden - in schwarz, dazu eine weiße Hose und schwarze Stutzen. Normalerweise sind dies künftig die Auswärtstrikots der DFB-Auswahl, doch die Premiere wird am Samstag vor heimischen Publikum stattfinden. "Die sind sehr eng geschnitten, für mich könnten sie ein bisschen weiter sein", scherzte Nowotny. Es sei aber eine besondere Farbe: "Ich freue mich darauf." Und wie fand Völler das neue DFB-Dress? "Das hängt vom Spiel ab."