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Bezirksliga 7 Niederrhein: Im Schatten von TUS Xanten gewachsen
"Wir sind ein sehr familiärer Verein"

Bezirksliga 7 Niederrhein: Im Schatten von TUS Xanten gewachsen
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Wer an Xanten denkt, wird die 21.000 Einwohner zählende Stadt am Niederrhein wohl mit geschichtlichen Dingen assoziieren. Die Begriffe Römer- oder Domstadt werden dabei sicher am häufigsten fallen. Und wenn man schon an Fußball in der Stadt denkt, dann wird man an den TUS Xanten denken, der vor einiger Zeit sogar überregional in der Presse vertreten war, zum Beispiel als man 1978 in die Oberliga, der damals dritthöchsten deutschen Spielklasse, aufstieg. Doch im Schatten dieses Clubs, der inzwischen auch nur noch ein Bezirksliga-Team stellt, hat sich ein zweiter Sportverein etabliert, der mit dem "großen Nachbarn" in einer Liga kickt und auch noch mehr als Fußball zu bieten hat, auch wenn dies wie in den meisten Sportvereinen in der Region, die größte Abteilung ist.

Die Rede ist vom SV Vynen-Marienbaum. Der Club bietet seinen über 1100 Mitgliedern auch noch Volleyball, Badminton, Breitensport, Turnen und Rock´n´Roll. Die "tanzende" Abteilung durfte 2006 sogar die Deutschen Meisterschaften austragen.

Bis zum Jahr 1997 stellten die beiden Xantener Stadtteile noch zwei eigene Clubs mit den Namen DJK TUS Marienbaum und Rheingold Vynen. "Es ist ja der allgemeine Trend, dass sich benachbarte Clubs zusammenschließen, teils mit mehr, teils mit weniger Erfolg. Bei uns lief es glücklicherweise sehr reibungslos ab", stellt Helmut Kerkmann, aktuell A-Jugend- und Co-Trainer der ersten Seniorenmannschaft sowie Sportkoordinator, die Fusion dar: "Finanziell sind wir nach wie vor nicht auf Rosen gebettet. Die Akteure erhalten kein Geld, doch die Nachwuchsarbeit, meines Erachtens unser Kapital, funktioniert nun sehr gut."

So stellt der Verein in allen Jugendbereichen mindestens ein Team, bei den Bambinis gibt es sogar zwei. "Da kommt uns unser Engagement und das junge Einzugsgebiet im Vergleich zu anderen Gegenden zugute", erklärt Kerkmann stolz und verweist auf den "großen Nachbarn", der aktuell keine A- und B-Jugendmannschaft stellt. "Der TUS Xanten ist finanziell gesehen das Bayern München der Bezirksliga. Dort hat man in den letzten Jahren nicht so auf den Nachwuchs geachtet", beschreibt der Feuerwehrmann die aktuelle Situation beim Rivalen. Zum Saison-Ende werden mit Tobias Klatt und Lars Krämer zwei wichtige Akteure den Verein in Richtung TUS Xanten verlassen.

"Das hinterlässt leider ein großes Loch", gibt der aktuelle Co-Trainer zu, "doch daran haben wir uns in den letzten Jahren gewöhnt, dass wir immer wieder gute Leute abgeben." So gilt im Verein die Regel, dass man abgangswilligen Kickern keine Steine in den Weg legt und den Wunsch der Akteure akzeptiert. Sollten sich die Spieler in der neuen Mannschaft nicht wohl fühlen und "Heimweh" bekommen, steht ihnen immer wieder die Tür zur Rückkehr offen. "Wir sind ein familiärer Club und das wissen die Leute auch immer zu schätzen", sagt Kerkmann. Hier kennt Jeder Jeden. Der aktuelle Kader der ersten Mannschaft besteht bis auf vier Ausnahmen nur aus Spielern, die schon seit der Jugend beim SV Vynen-Marienbaum sind.

Ein weiterer Vorteil nach der Fusion ist die Tatsache, dass man in Vynen einen Rasen- und in Marienbaum einen Ascheplatz hat. So herrscht nie ein Feldmangel und man kann dank der Asche auch im Winter durchgehend trainieren, wenn der Rasen geschont wird. In der Bezirksliga 7 Niederrhein ist es im Gegensatz zu weiten Teilen des Ruhrgebiets eine Seltenheit, auf der berüchtigten Asche zu spielen.

Im Verein agieren zahlreiche freiwillige Mitarbeiter, ohne die vieles nicht funktionieren würde. So baute ein Maurer aus dem Club in Eigenregie Trainerhäuschen und auch das Vereinsheim in Vynen wurde so erstellt. Doch wer an den SV Vynen-Marienbaum denkt, kommt um den Namen Aloys Kannenberg nicht herum. Der 76-Jährige ist mit seiner Frau Maria im Verein seit Ewigkeiten für alles da. Beispielsweise läuft die Verpflegung mit Speisen und Getränken an Spieltagen ausschließlich über das Ehepaar. Das wissen die Leute auch zu schätzen. So erzählt Kerkmann noch eine passende Geschichte aus dem vergangenen Jahr: "Die beiden hatten 2006 ihre Goldene Hochzeit. Da hat die komplette Fußballabteilung an der Kirche Spalier gestanden. Das war wirklich sehr schön und ging auch an unserem Aloys nicht spurlos vorbei."

Im Sommer stehen nun die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des SV Vynen-Marienbaum an. Der Festakt wird sicher erst dann richtig schön sein, wenn die erste Fußballmannschaft der Herren auch weiterhin in der Bezirksliga spielen wird, denn aktuell herrscht akute Abstiegsgefahr. Kerkmann: "Wir planen zwar keine Quantensprünge, aber zur neuen Spielzeit wird sich schon einiges ändern." Doch der bekennende Bayern München-Anhänger zeigt sich zuversichtlich, dass es klappt: "Wir spielen seit drei Jahren gegen den Abstieg. Da haben wir schon eine gewisse Erfahrung, die uns am Ende hoffentlich wieder jubeln lässt." Der Grund für die Aufbruchsstimmung liegt auch auf der Hand: Nach fünf Jahren Trainertätigkeit wird Thomas Haal sein Amt als Chefcoach niederlegen.

Der 44-Jährige will nach fünf Jahren, die den Aufstieg in die Bezirksliga, dem größten Erfolg des Vereins, und drei Jahre Abstiegskampf beinhalten, einfach seinen "Akku" wieder aufladen. "Herr Haal ist die Basis unseres Erfolgs. Das wissen wir alle. Er hat uns rechtzeitig über seine Entscheidung informiert, so dass wir in Ruhe einen Nachfolger suchen konnten", formuliert Kerkmann.

Ein neuer Trainer ist auch schon gefunden. Mit Jürgen Krust tritt ein in der Fußballwelt nicht Unbekannter das Amt als Chefcoach an, zumindest wenn man sich auch für den Damenfußball interessiert, denn dort holte er als Übungsleiter schon diverse Titel. "Herr Krust wohnt in Birten, quasi um die Ecke. Als wir erfahren haben, dass er beim Verbandsligisten SV Straelen nicht mehr Trainer ist, haben wir mit ihm Kontakt aufgenommen, mit Erfolg wie man sieht", bilanziert der 30-Jährige die ersten Gespräche mit dem Fußball-Lehrer.

"Das Konzept stimmt insgesamt. Die Jugendarbeit wird weiter gefördert und auch in der Defensiv-Abteilung wird sich für Bezirksligaverhältnisse noch etwas besonderes tun", kündigt Kerkmann an. In der Abwehr wird man eine Vierer-Abwehrkette aufbauen. "Das ist moderner Fußball mit Zukunft", zeigt sich der "Co" von der Idee überzeugt. Dass so ein System funktionieren kann, durfte er mit eigenen Augen beim Spiel gegen den SV Budberg sehen: "Das war Wahnsinn. Wir konnten da offensiv keine Akzente setzen. Die Abwehrkette stand zu sicher." Zur neuen Spielzeit wird Kerkmann dann auch nicht mehr als Co-Trainer agieren, er wird sich auf die Rolle als Sportkoordinator konzentrieren.

"Herr Krust wird seinen eigenen Trainerstab stellen. Ich werde mich darum bemühen, Talente zu sichten, denn Spielergehälter können wir auch weiterhin nicht zahlen", beschreibt der Feuerwehrmann sein zukünftiges Betätigungsfeld. Sollte der Klassenerhalt geschafft werden, peilt man für die nächste Spielzeit einen gesicherten Mittelfeldplatz an, denn das ewige zittern bis zum Schluss soll endlich mal vermieden werden.

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