Zur Saison 2012/2013 sind zwei neue Fusions-Teams auf der Essener Fußball-Landkarte aufgetaucht. RS hat das derzeitige Geschehen ergründet und festgestellt, dass noch weitere zum Teil überraschende Fusionen bald vollzogen werden sollen.
In Steele ging es plötzlich ganz schnell. Aus Angst bei der Vergabe von neuen hochmodernen Kunstrasenanlagen außen vor zu bleiben, fassten die einstigen Nachbarn Sportfreunde Steele 09 und der SC Steele 03/20 den Entschluss, sich eine Sportanlage zu teilen. Die 09er waren bereit, ihre jahrzehntelange Heimat an der Ruhrau aufzugeben. Als Entschädigung entstand für beide Vereine am Langmannskamp ein echtes Schmuckkästchen. Drei Kunstrasenplätze, ein erneuertes Tribünendach, eine Leichtathletikanlage und acht neue Umkleidekabinen machen den sogenannten „Steeler Sportpark“ zu einer Sportanlage mit Modellcharakter in Essen. Beide Klubs folgten dem von den Sport- und Bäderbetrieben bevorzugten Prinzip 2:1, das seit der Veröffentlichung des „Masterplans Sport“ im Jahr 2006 die Richtung im Essener Sport bestimmt.
Fusion zur Spielvereinigung Steele 03/09
Vervollständigt wurde dieser Leitgedanke durch die durchgeführte Verschmelzung der einstigen Rivalen. Seit dem 01. Juli 2012 laufen die Fußballer am Langmannskamp unter dem Namen Spielvereinigung Steele 03/09 auf. „Die Fusion mit den Sportfreunden war für uns ein logischer Schritt“, sagt der einstige Vorsitzende des SC, Markus Niemann. „Das Verhältnis zwischen beiden Parteien war im ersten Jahr sehr harmonisch. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, die Kräfte zu bündeln und einen gemeinsamen Verein zu gründen. Das wird uns allen in naher Zukunft zugute kommen“, glaubt Niemann. Auch wenn die Senioren ernsthafte Ambitionen hegen, in den nächsten Jahren den Sprung in die Landesliga zu schaffen, habe durch die Fusion laut Niemann der Ausbau der Jugendabteilung oberste Priorität. „Um in der Jugend alle Altersstufen zu besetzen, muss man als Verein in der Breite sehr gut aufgestellt sein. Das ist bei uns nun der Fall, sodass wir unsere Zukunft sichern können.“
„Wir wollten wachsen und das ist uns gelungen“
Nahezu identisch verliefen die Planungen am Hinsbecker Berg in Kupferdreh. Dort trägt seit Beginn der aktuellen Saison die SG Kupferdreh-Byfang ihre Heimspiele aus. Der Bezirksliga-Vertreter SV Kupferdreh und A-Ligist Borussia Byfang ließen ihre Fußballabteilungen ebenfalls miteinander verschmelzen, um aus zwei kleineren Klubs einen Großverein entstehen zu lassen. Abteilungsleiter Klaus-Dieter Kirtzel hat ehrgeizige Ziele vor Augen. „Wir wollen zu einem Anlaufpunkt für die gesamte Umgebung werden. Kleinere Vereine haben in der heutigen Zeit keine Überlebenschance mehr, da die Stadt in vielen Fällen nichts macht. Aus diesem Grund haben wir uns zu diesem Schritt entschieden – wir wollten wachsen und das ist uns gelungen.“
Ähnlich wie beim Ligakonkurrenten aus Steele soll es in erster Linie darum gehen, die Jugend zu stärken. In Kupferdreh wollen die Verantwortlichen eine erste Mannschaft auf dem Platz sehen, die aus Eigengewächsen besteht und demnach einen „Wiedererkennungswert“ besitzt. Um dieses Vorhaben zu realisieren, müssen zunächst sämtliche Ansichten der Verantwortlichen auf einen Nenner gebracht werden. „Einige eingefahrene Schienen sind noch vorhanden“, verrät Kirtzel. „Allerdings bin ich mir sicher, dass wir das bald lösen werden. Schließlich haben wir alle ein gemeinsames Ziel vor Augen.“
Fusion in Katernberg zur kommenden Saison?
Auch im Essener Nord-Westen ist die Bereitschaft vorhanden, Fusionspläne in die Tat umzusetzen. Die Vorstände der Traditionsvereine Sportfreunde Katernberg und DJK Katernberg 19 haben sich dazu bekannt, den Zusammenschluss der Klubs vollziehen zu wollen. Erste Gespräche zur Umsetzung wurden mit den Sport- und Bäderbetrieben bereits geführt. Demnach soll das altehrwürdige Stadion am Lindenbruch aufgegeben und stattdessen die Sportanlage an der Meerbruchstraße modernisiert werden. Zur Saison 2013/2014 könnte der neue Katernberger Verein ins Leben gerufen werden.
Neben einigen juristischen Klippen stehen die Verantwortlichen vor der kniffligen Aufgabe, die Mitglieder von einer Fusion mit dem Lokalrivalen zu überzeugen. Der Sportliche Leiter der DJK, Harun Kazoglu, ist zuversichtlich, dass dies gelingen wird. „Eine Verschmelzung ist für den Fußball in Katernberg unumgänglich. Diese Notwendigkeit hat sich in den vergangenen Jahren allerorts abgezeichnet. Wir wollen uns zusammenschließen, um insbesondere den Jugendfußball in der Umgebung zu fördern. Ich bin mir sicher, dass das auch im Interesse aller Mitglieder ist.“
„Der Fußballstandort Dellwig steht auf der Kippe“
Die gleiche Meinung vertritt die Führungsetage des Bezirksliga-Absteigers RuWa Dellwig. Gleichwohl ist der Klub aus dem Essener Nord-Westen noch auf der Suche nach einem Kooperationspartner. Sowohl RuWa als auch der Nachbarklub DJK Dellwig 1910 spielen nach wie vor auf roter Asche. Bei einem Zusammenschluss könnte sich dieser Umstand schlagartig ändern. RuWas Jugendleiter Ingo Jankowski wäre sofort gesprächsbereit. „Der Fußballstandort Dellwig steht auf der Kippe. Es wäre dringend notwendig, dass sich beide Vereine darauf verständigen, auf einer gemeinsamen Anlage zu spielen. Das wäre das richtige Signal an die Stadt.“
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