Knapp sechs Monate ist es her, da atmeten die Verantwortlichen von Union Bochum-Bergen auf, weil sie so gerade eben die Klassenerhalt geschafft hatten und fünf Kilometer weiter südlich jubelte Arminia Bochum über einen tollen vierten Platz. Doch seitdem ist viel passiert und die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben. Inzwischen kämpfen die Arminen gegen den Gang in die Kreisliga und die Unioner dürfen als erster Verfolger von Ligaprimus SV Wanne 11 von der Landesliga träumen. Und irgendwie scheint das Schicksal der beiden Klubs miteinander verwoben zu sein.
Direktes Duell als negative Kehrtwende
Vor der Saison übernahm Thomas Behrendt das Traineramt an der Hunsrückstraße und brachte von seinem Ex-Verein Arminia gleich sechs Akteure mit. Dort übernahm Marcus Himmerich das Ruder und peilte vor der Saison das gesicherte Mittelfeld an. Anfangs schien es auch so, als würden beide Mannschaften eine ruhige Spielzeit jenseits von Gut und Böse verleben können, doch das direkte Aufeinandertreffen geriet für die Arminia zum negativen Schlüsselspiel. „Da sind wir völlig mutlos aufgetreten und waren nicht mehr die Gemeinschaft, die uns in den ersten Partien ausgezeichnet hat“, erinnert sich Himmerich. „Das war dann die Kehrtwende. Von da an haben wir sieben Spiele hintereinander verloren.“ So sind es nur noch vier Zähler bis zum ersten Abstiegsplatz.
Das sieht in Bergen ganz anders aus. Die Schwarz-Grünen sind seit neun Spielen ungeschlagen und bis auf drei Punkte an Wanne 11 herangerückt. Das direkte Duell mit dem Spitzenreiter war der vorläufige Höhepunkt der Erfolgsserie „Da haben wir technisch versierten Fußball gezeigt, bei dem man nur mit der Zunge schnalzen konnte“, ist Bergens Geschäftsführer Dirk Schmidtke noch immer entzückt vom 4:1-Sieg. Vom Aufstieg wird aber nicht geredet. „Wanne ist der Favorit und Höntrop möchte ich auch nicht abschreiben. Wir versuchen einfach so lange wie möglich dran zu bleiben.“
Nachlässigkeit muss bekämpft werden
Bei den Arminen geht es dagegen in erster Linie ums drinbleiben. Das wird allerdings durch zahlreiche Verletzungen erschwert. „Mit acht Verletzten sind mir gewissermaßen die Hände gebunden. Ich kann nicht reagieren und variieren“, erklärt Himmerich. Als Ausrede will er das jedoch nicht gelten lassen. „Wir haben in den letzten Wochen richtig schlechten Fußball gespielt. Teilweise fehlt mir die nötige Leidenschaft.“ Bei einigen Spielern hat er eine Nachlässigkeit ausgemacht, die er nicht mehr durchgehen lassen will. „Einige Leute scheinen sich sicher zu fühlen, aber wir haben eine gute zweite Mannschaft, auf die ich nun vermehrt zurückgreifen werde.“ Der Vorstand der Grün-Weißen gibt Himmerich die nötige Rückendeckung, die er in der schwierigen Situation braucht. „Ich kann in Ruhe arbeiten“, betont er. „Wir haben jetzt erstmal zwei Wochen Zeit, um unsere Wunden zu lecken.“
Dass es zu einem derartigen Rollentausch der Bochumer Vereine gekommen ist, verwundert selbst Schmidtke ein wenig. „Wir haben mehr erreicht, als wir erwartet haben“, gesteht Bergens Geschäftsführer. „Wir wollten unter die ersten Fünf rutschen, wussten aber durch die vielen Neuzugänge nicht, ob sich das Team schnell findet.“ Das hat es offensichtlich getan und ist nun ein ernstzunehmender Aufstiegsanwärter. Der Kader soll im Winter aber definitiv nicht mehr nachgerüstet werden. Entweder die Überraschung gelingt mit dem vorhandenen Personal oder es klappt eben nicht.