Schon vor dem Spiel war klar, welche Emotionalität das Spiel Alemannia Aachen gegen Rot-Weiss Essen mit sich bringt. Die Aachener hätten über 50.000 Karten verkaufen können, alle brannten auf die 90 Minuten gegen RWE.
Wobei alle am Ende etwas übertrieben ist: Denn während die Aachener Mannschaft ein Feuerwerk abbrannte, vor allem beim Thema Intensität, enttäuschte RWE über weite Strecken und verlor diesen Kellerkampf absolut verdient mit 0:2.
Vor dem Spiel betonte RWE-Coach Uwe Koschinat bereits, dass man in der Rückrunde auf jeden Fall mehr als 20 Punkte benötigt, um die Liga halten zu können. Besonders eine bessere Stabilität wollte Koschinat sehen.
Was er dann auf dem Tivoli vor 31.580 Besuchern sah, dürfte ihn komplett ernüchtert haben. Gewohnt ehrlich gab er nach der Pleite bei "MagentaSport" - das siebte Spiel in Serie ohne Sieg, zu: "Wir haben insgesamt in Sache Körpersprache und Widerstandsfähigkeit nicht das auf den Platz gebracht, was man braucht, um gegen eine athletisch so starke Elf zu bestehen. Ich habe die Mannschaft darauf vorbereitet, dass Aachen permanent nach vorne verteidigt, dass sie immer mehr machen können als der Gegner. Wir wurden nach und nach immer wackliger, daher sind wir auch verdient in Rückstand geraten. Hinten raus haben uns komplett die Mittel gefehlt. Physisch, aber auch spielerisch. Ich muss anerkennen, dass das Ergebnis so in Ordnung geht."
Wo sich die Frage stellt, wie eine Elf im Abstiegskampf am Ende zugeben muss, dass der Gegner den Sieg offenbar mehr wollte. Koschinat erklärte, er habe versucht, all seine Energie auf den Platz zu bekommen, aber: "Ich bin nicht allzu weit gekommen."
Der erfahrene Trainer, der auf acht Spieler verzichten musste, legt auch die Vermutung nahe, dass einige seiner Akteure vielleicht mit dem Druck im Abstiegskampf überfordert sind - zumindest aktuell. "Wir haben viele Spieler, die viel Talent haben, die bisher aber nur in Ausbildungsvereinen aktiv waren, wo es eher um die persönliche Entwicklung geht. Sie haben nun mit dem Druck zu kämpfen. Umso wichtiger wird es, dass Spieler wie Gjasula zurückkommen."
Der Zugang aus Darmstadt fiel kurzfristig erkrankt aus, in der Tat sah man, dass ein Mann, der auch mal ein Zeichen setzt, gefehlt hat. Wobei die Essener auch andere vermeintliche Führungsspieler auf dem Feld hatten.
Koschinat zu diesen Akteuren: "Wir müssen auch daran arbeiten, dass die Erfahrenen in ihre Form kommen. Dann muss es deren Anspruch sein, dass sie in solchen Partien führen. Sie müssen erkennen, mit welchen Mitteln arbeitet der Gegner, dann müssen sie erkennen, wie man dagegen arbeitet. Das erwarte ich einfach. Das haben sie in Aachen nicht gemacht."
Während Koschinat wütend war, feierte Aachens Heiner Backhaus seine Truppe: "Ich hatte beim Warmmachen schon das Gefühl, dass wir brennen. Wir waren in allen Bereichen besser. Im Gegenpressing, im Umschaltspiel, wir haben die Standards gut verteidigt. Wir haben nur eine Chance zugelassen, da lag ein Spieler auf dem Boden. Wir haben jetzt auch eine Breite im Kader, die uns vorher gefehlt hat."
Zurück zu der einen großen Chance, da lag ein Aachener auf dem Boden, Essen kam dadurch zu der größten Gelegenheit von Ahmet Arslan. Backhaus monierte, dass der Mannschaft von Außen signalisiert wurde, dass man weiterspielen soll. Backhaus: "Ich würde sagen, spiel den Ball ins Aus, die Gesundheit geht vor. Wenn das nicht von Außen gekommen wäre, hätte ich nicht so einen Aufriss gemacht. Aber Uwe Koschinat hat sich bei mir sofort entschuldigt, das ist ein fairer Sportsmann."