Vinko Sapina hatte sehr deutliche Worte gewählt, um das zu beschreiben, was ihm in diesem Sommer nach seinem verkündeten Wechsel von Rot-Weiss Essen zu Dynamo Dresden widerfahren war.
Er sprach vor dem ersten Wiedersehen mit seinem Ex-Klub am Sonntag in Dresden von „sehr viel Hass“, der ihm von den Essener Fans entgegengebracht wurde. Man habe ihn „demütigen“ wollen. Aus diesem Grund war er davon ausgegangenen, von den Essener Fans gnadenlos ausgepfiffen zu werden.
Aus dem Gästeblock im Rudolf-Harbig-Stadion waren vor dem Spiel einige Pfiffe in Richtung Sapina zu hören, während des Spiels waren die rund 1000 mitgereisten RWE-Fans damit beschäftigt, ihre Mannschaft in diesem turbulenten Fußballspiel anzufeuern. Auch Spruchbänder gegen den letztjährigen Kapitän, der den Revierklub nach nur einem Jahr aus finanziellen Gründen verlassen hatte, waren nicht zu sehen. Von Hass war nicht viel zu spüren. Sapina spielte aus Essener Sicht bei diesem wilden 3:3 (0:1)-Remis nur eine Nebenrolle. „Vielleicht haben mich die meisten ja wieder liebgewonnen“, sagte der 29-Jährige nach dem Spiel mit einem Schuss Ironie.
Vor dem Anstoß habe er eine gewisse Anspannung gespürt, während des Spiels wären die bekannten Gesichter in roten Trikots nicht von großer Bedeutung für ihn gewesen, meinte Sapina. „Es war eigentlich ein Spiel wie jedes andere. Es ist nur davor und danach anders, weil man viele bekannte Gesichter gesehen hat. Ich hätte es aber trotzdem gerne gewonnen.“
Ausgerechnet Sapina war es, der den Essenern zu ihrer ersten von drei Führungen verhalf. Nach einem Ballverlust des Dynamo-Spielmachers schaltete RWE schnell um und kam vor der Halbzeit zum 1:0 durch Manuel Wintzheimer (37.). Zuvor hatte Sapina zweimal die Möglichkeit, gegen seine alten Kollegen zu treffen, scheiterte aber beide Male knapp. Es war nicht der Tag des technisch versierten Kroaten.
Dennoch durften sich die Gastgeber und Sapina über das Last-Minute-Tor zum Ausgleich freuen, das Stefan Kutschke per Kopf in der 96. Minute erzielt hatte. Dem Tabellenzweiten gelang es, drei Rückstände gegen eine starke Essener Mannschaft aufzuholen. Glücklich war Sapina darüber trotzdem nicht. „Es wäre gelogen, wenn man in der letzten Sekunde den Ausgleich macht, zu sagen, man wäre unterirdisch unzufrieden. Der Anspruch war, zu gewinnen. Wir haben großen Aufwand betrieben, haben große Moral gezeigt. Aber zufrieden kann man trotzdem nicht sein.“