Der Wellengang hatte ein Ende und „Kapitän“ Andreas Bergmann konnte das VfL-Schiff doch noch Heil in den Hafen 2. Bundesliga steuern. In der vorherigen Spielzeit waren die Bochumer noch hauchdünn in der Relegation am künftigen Champions-League-Qualifikations-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach gescheitert, ein Jahr später feierten sie erst am vorletzten Spieltag mit einem 2:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig den Klassenerhalt im Unterhaus – vor allem für Publikumsliebling Philipp Bönig ein ganz besonderer Moment, da er sich unter Tränen von seinen Fans verabschiedete.
Um die verkorkste Saison des VfL Bochum zusammenzufassen, genügt ein Rückblick auf die Begegnung bei Greuther Fürth am 23. Spieltag. In den ersten 20 Minuten zeigten die Blau-Weißen ihr ganzes Potenzial und ließen dem späteren Zweitliga-Meister kaum eine Chance. Takashi Inui erzielte nach fantastischer Vorarbeit von Michael Delura die frühe Führung. Der Vorlagengeber hatte sich gerade von einem Kreuzbandriss erholt, als er sich die gleiche Verletzung erneut zuzog. Auch sein Teamkollege Mirkan Aydin musste frühzeitig ausgewechselt werden. Nachdem er von Gerald Asamoah rüde gefoult wurde, brach er sich Schien- und Wadenbein. In der Folge standen die Blau-Weißen unter Schock und wurden schließlich auseinandergenommen.
Die 2:6-Klatsche war letztendlich sinnbildlich: Das eigentliche Können blitzte in einigen, leider sehr wenigen Phasen auf, das Verletzungspech schwächte das Team und am Ende führte die fehlende Leidenschaft zu einem schlimmen Ausgang. Dass die Bochumer vor dieser Spielzeit von den meisten Experten zurecht zu den Aufstiegsfavoriten gezählt wurden, verdeutlichten auch das tolle Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (1:1) und der Pokal-Fight gegen den FC Bayern München, der erst durch einen Last-Minute-Treffer von Arjen Robben entschieden wurde. Diese starken Leistungen sorgten schließlich für noch mehr Unmut bei den Fans, als es immer mehr bergab ging. Unverständnis machte sich breit, weil der eigentlich gut bestückte Kader sich viel zu häufig lust- und leidenschaftslos zeigte.
Bergmann übernahm für Funkel Neun sieglose Spiele, darunter sechs Niederlagen, führten zu einem Absturz in der Tabelle und erneuten Abstiegssorgen, mit denen die meisten VfL-Anhänger schon abgeschlossen hatten. Nach dem verheerenden Saisonstart und dem Absturz auf den vorletzten Rang wurde Friedhelm Funkel entlassen und Bergmann hatte die Mannschaft eigentlich wieder in ruhigere Fahrwasser geleitet. Am Saisonende wurde es jedoch noch einmal eng: Die wichtigen Unentschieden gegen 1860 München (2:2) und beim FC Energie Cottbus (1:1) und der bereits angesprochene Erfolg gegen Braunschweig ließen Bergmann und Co. schließlich tief durchatmen.
Nun ist der Super-GAU, ein Absturz in die Drittklassigkeit, abgewendet und Sportvorstand Jens Todt und Co. planen für die nächste Spielzeit. Auch wenn die finanzielle Situation des Vereins sowieso keine großen Sprünge zulässt, zeigen schon die ersten Transfers für die neue Saison, dass ein Umdenken in Richtung „Kinder an die Macht“ stattfindet – genau das richtige Zeichen nach einem Seuchenjahr in jeglicher Hinsicht.