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S04: Neuer wehrt sich
"Ich habe doch gar nichts gemacht"

S04: Neuer wehrt sich

Seit einer Woche gibt es auf Schalke die dritte Halbzeit. Nach dem Derby wurde der Begriff anders definiert als beim Fanplausch mit Westermann und Holtby.

Diesmal ging es ein bisschen härter zur Sache, es wurde gepöbelt, geschubst und gedrängelt. Eine zu ahnende Tätlichkeit, wie sie einige BVB-Kicker aber vor allem Manuel Neuer nach dem Abpfiff andichten wollten, bemerkte kein bloßes Auge von den Rängen und keine der unzähligen Kameras am Seitenrand beziehungsweise auf der Tribüne.


Und so schilderte schließlich auch der vom Gegner Hauptangeklagte die Szene um 17.21 Uhr. „Es waren ganz viele Spieler im Mittelkreis. Ich wollte auch keine Rudelbildung provozieren, sondern mich mit meinen Mannschaftskameraden freuen“, erklärte Neuer unschuldig.

An einen Austausch von Naturalien mit dem Borussen Kevin Großkreutz konnte er sich nicht erinnern. „Ich weiß nicht, ob der dabei war“, rätselte der Keeper und wunderte sich über Großkreutz’Anschuldigung, er habe diesem absichtlich mit dem Ellenbogen auf die Nase gehauen. „Ich hoffe, der hat noch alle Zähne drin“, konterte Neuer den Vorwurf, der nicht nur aus seiner Warte nicht zu halten war.

Für Neuer, den gebürtigen Gelsenkirchener, seit dem vierten Lebensjahr ein Königsblauer und früher mit der „Buerschenschaft“ in der Nordkurve zu Hause, bedeutet ein Derbysieg logischerweise eben mehr als einem der zahlreichen Südamerikaner im Team. „Ich wurde zuvor 45 Minuten lang angepöbelt und mit Feuerzeugen beworfen. Das ist normal und für mich auch kein Problem. Darüber beschwere ich mich nicht“, warf Schalkes Nummer eins ein. „Aber dann darf ich mich wohl freuen, wenn wir gewinnen. Für unsere Fans war es das wichtigste Spiel des Jahres. Da ist doch klar, dass ich auch etwas mehr juble als sonst.“

So hätte er nach dem Abpfiff nicht gewusst, wohin mit seinen Emotionen, nachdem er dem Druck von der Südtribüne standgehalten hatte. „Ich stand da hinten in meinem Fünfmeterraum ganz allein und hatte nach dem Abpfiff ja keine Mannschaftskameraden in der Nähe, mit denen ich mich freuen konnte“, berichtete Neuer. „Da stand nur meine Trinkflasche in der Torecke, die wollte ich schon noch ganz gerne mitnehmen. Deswegen habe ich mich noch einmal umgedreht, die Flasche zweimal gedreht und bin dann gegangen.“

Natürlich, das dicke, fette S04-Emblem auf dem Gefäß bringt ja die 25.000 Schwarz-Gelben auch nicht in Wallung. Neuers launige Erklärungen in allen Ehren, nach dem Spielverlauf fällt einem echten Schalker das Gefeixe gegenüber dem ewigen Rivalen leicht. Aber er wäre natürlich besser beraten, derlei Provokationen zu unterlassen, denn erst dann wird er Welttorhüter. „Ich habe keine abfällige Handbewegung oder irgendetwas in der Richtung gemacht. Deshalb habe ich mir nichts vorzuwerfen“, winkte Neuer ab. „Ich kann auch nicht verstehen, dass sich die Dortmunder Spieler darüber aufgeregt haben. Ich denke, wenn sie gewonnen hätten, hätten sie sich auch gefreut.“

Und bei dem Tor zum 1:0 wäre er „am liebsten zu den Jungs in die Kurve gelaufen“. Das klemmte sich Neuer, um nicht schon in der ersten Halbzeit die Stimmung noch mehr anzuheizen - und sich selbst zu schwächen. „Wenn ich über den Zaun gegangen wäre, hätte ich eine Gelbe Karte gekriegt, daher habe ich das lieber gelassen“, zwinkerte er mit den Augen und machte sich für einen langen Mannschaftsabend bereit.

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