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Daums Rückkehr - Erstes Pflichtspiel in der Heimat

Daums Rückkehr - Erstes Pflichtspiel in der Heimat
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Knapp 100 Journalisten drängen sich in den Raum, 15 Fernsehteams haben ihre Kameras aufgebaut, und der Hauptdarsteller genießt den Rummel sichtlich: Christoph Daum ist fünf Jahre nach seiner Flucht aus Deutschland wieder zu einem Fußball-Pflichtspiel in seiner Heimat.

Knapp 100 Journalisten drängen sich in den Raum, 15 Fernsehteams haben ihre Kameras aufgebaut, und der Hauptdarsteller genießt den Rummel sichtlich: Christoph Daum ist fünf Jahre nach seiner Flucht aus Deutschland wieder zu einem Fußball-Pflichtspiel in seiner Heimat. „Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn du da antrittst, wo du herkommst“, sagt der Beinahe-Bundestrainer, am Dienstagabend mit Fenerbahce Istanbul in der Champions League bei Schalke 04 zu Gast.

Nach der berühmten Haaranalyse, die seinen Kokainkonsum bewies, und dem Rücktritt bei Bayer Leverkusen sowie der Auflösung der Vereinbarung mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) war der designierte Bundestrainer am 21. Oktober 2000 ins Ausland geflüchtet, jetzt kehrt er zurück und betont: „Es gibt nichts zu beweisen.“ Das Spiel sei für Fenerbahce wichtig und für den türkischen Fußball.

Natürlich aber auch für ihn selbst. Denn es geht auch um sein Bild in der deutschen Öffentlichkeit. „Das, was passiert ist, lässt sich nicht wegradieren“, sagt Daum. „Trotzdem zeigen Umfragen, das 85 Prozent der deutschen Bevölkerung mir positiv gegenüberstehen. Die anderen wirst und kannst du nicht überzeugen, auch wenn ich fünfmal hintereinander mit Grün-Weiß Klettenberg deutscher Meister werde. Das war von so großem Hass geprägt, dass da auch keine fünf Titel helfen.“

Titel sammelte der 52-Jährige deshalb in den vergangenen fünf Jahren im Ausland. Mit Austria Wien österreichischer Meister, mit Fenerbahce zweimal hintereinander türkischer Titelträger. In Istanbul hat er eine neue Heimat gefunden, betont er immer wieder, „das ist eine faszinierende, moderne Stadt, in einem Atemzug mit London, Paris und New York zu nennen“. Er sieht sich als Botschafter der modernen Türkei, die sich „mit großen Schritten Richtung Westen bewegt“. Und er spricht davon, dass der Gewinn der Champions League, den Vereinspräsident Aziz Yildirim für 2007 zum 100-jährigen Bestehen des Klubs fordert, „der Herzenswunsch von 35 Millionen Fans“ sei.

Doch Daum lässt auch durchblicken, dass ihn der Erfolgsdruck, dem er in fußballverrückten Istanbul ganz besonders ausgesetzt ist, mitunter nervt. „Kritik, das ist mein Leben“, sagt er, wundert sich aber: „In der Türkei ist das alles eigenartig. Man will, dass wir gewinnen, erfolgreich sind, attraktiven Fußball spielen. Du musst hoch gewinnen, am besten noch mit Fallrückzieher-Toren.“ Wenn seine erfolgreiche Arbeit nicht gewürdigt werde, sei vielleicht die Zeit gekommen, Istanbul zu verlassen.

Ob die Zeit reif sei für eine dauerhafte Rückkehr nach Deutschland, will Daum nicht eindeutig beantworten. „Ich bin kein Rückkehrer-Typ, sondern ein Nach-Vorne-Geh-Typ“, sagt er, „die Bundesliga ist weit weg.“ Aber er schränkt auch ein: „Ich habe gelernt, nie nie zu sagen.“

Die Kokain-Affäre, sein spätes Geständnis, der anschließende Prozess in Koblenz - Daum hat einen „harten Weg“ hinter sich, wie er selbst sagt, „zunächst den Verdrängungsprozess, du sagst, das stimmt doch alles gar nicht. Dann kommt die Überzeugung: Hey, fang doch mal bei dir selber an.“ Danach kam der Prozess des Eingestehens, „wenn du das nicht machst, betrügst du dich selbst“.

Mittlerweile ist für Daum der Verarbeitungsprozess beendet. Nach dem Motto „Hinfallen ist keine Schande, nur Liegenbleiben“ hat er fern der Heimat den Weg zurück in seinen Beruf und zu alten Erfolgen gefunden. Die Rückkehr nach Deutschland war vor zwei Jahren schon einmal ein Thema, als er plötzlich bei Schalke 04 als Trainer im Gespräch war.

Mit seinem Namen sei nur gespielt worden, sagt Daum. Mit Schalke-Manager Rudi Assauer verbindet ihn - nicht erst seit den damaligen Spekulationen und gegenseitigen Beschuldigungen - ein besonders angespanntes Verhältnis. „Infantiles Geplänkel“ nennt er Assauers Aussage, er freue sich nie, Daum zu sehen. Fünf Jahre nach seiner Flucht ist der reuige Sünder eben doch noch nicht überall willkommen.

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