Die verlorene Vertragsverhandlung um Torhüter Timo Hildebrand sorgt bei den Verantwortlichen des VfB Stuttgart für böses Blut. Mathias Sammer und Klubchef Erwin Staudt konnten ihre Enttäuschung kaum verbergen. Vor allem Hildebrands Berater Dusan Bukovac legte ein Verhalten an den Tag, das für Unmut bei den Schwaben sorgte. Die übrige Chefriege des VfB versuchte nach außen hin gelassen zu wirken, obwohl es tief drin brodelte.
"Es ging nicht nur ums Geld, sondern auch um viele Dinge drumherum. Am Ende ging es um Nebensächlichkeiten, die plötzlich aufgebauscht wurden. Wir sind schon enttäuscht und etwas sauer", erklärte der angefressene Staudt, während sich Protagonist Hildebrand in Schweigen hüllte: "Ich äußere mich nicht dazu."
Hildebrands Berater wird "schwarzer Peter" zugeschoben
Die Verantwortung dafür, dass der Torwart das Vertragsangebot bis zum Jahr 2010 bei einem Jahresgehalt von angeblich 1,8 Millionen Euro (zuletzt 500.000 Euro) ausgeschlagen hat, sieht die Stuttgarter Chefetage in erster Linie bei Hildebrands serbischem Berater mit Sitz in Lissabon. "Ich möchte meine Telefonrechnung nicht sehen", meinte Staudt, der in den vergangenen Tagen mehr oder weniger eine Standleitung nach Portugal geschaltet hatte und von Bukovac immer wieder kurz vor einem möglichen Abschluss der Verhandlungen mit neuen Forderungen konfrontiert wurde.
Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Bierhoff nahm indes Hildebrand in Schutz. "Es tut mir Leid, dass der Eindruck erweckt wird, Timo sei ein gieriger Profi. Ich will ihm den Rücken stärken. Es gab noch andere Dinge als das Gehalt. Ich weiß, dass Timo sehr an Stuttgart hängt, weil ihm das dortige Umfeld gefällt", sagte der Ex-Nationalspieler im sid-Gespräch. Etwas verwundert war Bierhoff, dass VfB-Trainer Matthias Sammer seinem Keeper ein Ultimatum für eine Entscheidung in Bezug auf eine mögliche Vertragsverlängerung bis zum Spiel gegen Mainz 05 am kommenden Samstag gestellt hatte. Hildebrands Vertrag läuft am Saisonende aus.
Dessen Berater Bukovac ist beim VfB kein Unbekannter. Der 48-Jährige war es nämlich, der mit der ehemaligen Klubführung den am höchsten dotierten Vertrag der Vereinsgeschichte ausgehandelt hatte. Der jetzige Asistenztrainer Krassimir Balakow konnte sich in seiner aktiven Zeit dank Bukovac über ein Jahresgehalt von rund drei Millionen Euro freuen.
Hildebrand bei Arsenal und Manchester im Gespräch
Während Hildebrand nun mit den englischen Premier-League-Teams FC Arsenal und Manchester United in Verbindung gebracht wird, sind in Stuttgart bereits viele Namen im Gespräch. Der beim 1. FC Kaiserslautern in Ungnade gefallene Tim Wiese, Michael Rensing vom Rekordmeister Bayern München, Robert Enke von Hannover 96 und der beim englischen Meister Arsenal ausgemusterte Nationalkeeper Jens Lehmann werden an der Gerüchtebörse gehandelt. Auf einen Favoriten wollte sich Staudt aber nicht festlegen: "Der VfB hat seit seiner Gründung im Jahr 1893 immer mit einem Torwart gespielt und wird das auch in der nächsten Saison tun."
Angesichts der sich monatelang hinziehenden Verhandlungen mit Bukovac war Trainer Sammer auf die Entscheidung seines Torwarts bereits vorbereitet. "Wenn man die Vorgeschichte kennt, war das doch keine Überraschung mehr", meinte der Coach und ließ seinen Unmut über den Vertragspoker erkennen. Sammer hatte stets auf eine rasche Einigung gedrängt, und obwohl sich der VfB nun auf die Suche nach einer neuen Nummer eins machen muss, weiß der Trainer nun zumindest, woran er ist. "Eine Einigung ist besser als keine Einigung. Für mich geht es darum, dass wir Ruhe haben. Hildebrand bleibt mein Torwart in der Rückrunde", stellte Sammer klar.