Bei seinem 20 Jahre alten Saab 900 ist der TÜV abgelaufen. "Wir versuchen, den Wagen für den Sommer wieder flott zu machen", sagte Beck. Mehr Sorgen hat der 21-Jährige im Moment nicht. Denn der rechte Flügelflitzer befindet sich in seiner Karriere als Fußball-Profi auf der Überholspur.
Am Mittwoch feierte Beck beim 0:1 gegen Norwegen in der zweiten Halbzeit sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Zuvor hatte der Rechtsverteidiger mit konstant starken Leistungen bei Bundesliga-Spitzenreiter 1899 Hoffenheim auf sich aufmerksam gemacht. "Ich habe meine Komfortzone verlassen und mich auf neues Terrain begeben. Ich denke, durch einen solchen Schritt wächst man auch als Persönlichkeit", erklärte Beck im Interview mit der Frankfurter Rundschau seinen rasanten Aufstieg seit dem Wechsel vor der Saison vom Konkurrenten VfB Stuttgart.
Seine Premiere in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bezeichnete der Blondschopf mit sibirischen Wurzeln kurz und knapp als "toll", mit Hoffenheim will er "oben bleiben, wenn man schon da ist". Doch die Gefahr, persönlich abzuheben, besteht bei Beck nicht. "Meine Eltern haben uns über die Kinderjahre das Gefühl mitgegeben, was es heißt, als Emigrant aus Russland zu kommen", sagte Beck. Da habe er Tugenden wie Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen mit auf den Weg bekommen.
In seiner Geburtstadt ist Beck schon eine Berühmtheit. Unter der Rubrik "Söhne und Töchter der Stadt Kemerowo" sind im Internet drei Namen aufgeführt: der Autor Jewgeni Grischkowetz, der Kosmonaut Alexej Leonow - und Andreas Beck. In Hoffenheim will Beck nun weiter am Erfolg feilen und ist froh über die Zusammenarbeit mit Trainer Ralf Rangnick: "Ich habe ein anderes Selbstverständnis für das Spiel entwickelt, und ich weiß, dass der Trainer hinter mir steht."
Dabei gilt Beck ohnehin als gut ausgebildeter Fußballer. Mit 14 Jahren wechselte er vom SVH Königsbronn zum VfB Stuttgart. Zwei Jahre später zog er ins Jugendinternat der Schwaben. 2004 wurde er mit Stuttgart B-Jugend-Meister, ein Jahr darauf holte er den Titel mit der A-Jugend. Am 11. Februar 2006 folgte unter Armin Veh das Debüt in der Bundesliga, fünf Tage später gegen den FC Middlesbrough der erste Auftritt im UEFA-Pokal. In der Meistersaison 2006/07 kam Beck aufgrund von Verletzungen dann nicht über wenige Kurzeinsätze hinaus und wechselte im Vorjahr schließlich nach Hoffenheim.
Dabei ist Beck nicht nur leidenschaftlicher Fußballer, sondern auch Bücher-Liebhaber. Für die Online-Ausgabe der Wochenzeitung Zeit schreibt er im Wechsel mit Philipp Lahm und Thomas Hitzlsperger Kolumnen. Seine Homepage aktualisiert er monatlich mit Weisheiten großer Schriftsteller. Der letzte Eintrag ist ein Spruch von Johann Wolfgang von Goethe: "Mit einem kannst Du immer rechnen. Mit dem Unvorhersehbaren." Vielleicht bezieht sich das bald schon auf den neuen Meister 1899 Hoffenheim.