RevierSport Kommentar von Randolf Kaminski
Er hat es auf die Spitze getrieben und zieht die wärmende Sonne weiterhin der nasskalten Witterung des Reviers vor. Marcio Amoroso demonstriert scheinbar bis zur bitteren Neige die Macht eines Profis, der mit unendlicher Akribie auf die Einhaltung geltender Verträge pocht, wie am Beispiel des harten Ringens um den 20-prozentigen Gehaltsverzichtes noch einmal explizit deutlich wurde, sich selbst aber sich wenig darum kümmert, wenn seine Pflichten eingefordert werden. Ein Hinweis auf Hannover 96, wo Jan Simak den Verantwortlichen ebenfalls die Nerven raubt, sei in diesem Zusammenhang erlaubt.
Die "Diva vom Zuckerhut" fühlt sich vom BVB vernachlässig, seine Verletzung soll falsch diagnostiziert worden sein. Tatsache ist aber, dass die Borussen dem 29-Jährigen erlaubten, in seiner Heimat in Kooperation mit der "Persona non grata" Nivaldo Baldo den Heilungsprozess anzugehen. Im nachhinein sicherlich ein Fehler, denn der Einfluss des brasilianischen Medizinmannes auf den Torjäger ist lange bekannt und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auch. Inzwischen steht offenbar nicht mehr die Genesung von Marcio Amorosos lädiertem Knie im Vordergrund, sondern ein Machtkampf, in dem es nur einen echten Verlierer geben kann, den BVB. Die erste Machtprobe hat der Verein schon eindeutig verloren. Allerdings stellt sich nun die Frage, warum dieses Ultimatum öffentlich gestellt werden musste, wo doch die Dortmunder ansonsten großen Wert darauf legen, Probleme intern zu regeln. Anscheinend haben sich die Verantwortlichen durch "Marcio Furioso" oder besser "Dubioso" so reizen lassen, dass sie sich auf dessen Spielregeln, alles über die Medien auszutragen, eingelassen haben.
Egal, an der Sache an sich ändert sich nichts. Zum einen wird der selbsternannte Ballzauberer in dieser Spielzeit nicht mehr gegen den Ball treten, da die Operation, selbst nach Dortmunder Einschätzung wohl nicht zu vermeiden ist. Selbst wenn der Exzentriker dann wieder im Revier auftauchen sollte, das Vertrauensverhältnis zum Klub ist absolut zerrüttet. Wie will die Führungsetage im restlichen Kader die Disziplin erhalten, wenn der ihnen auf dem Kopf tanzende Kicker wieder zurück darf?
Demnach gibt es zwei Möglichkeiten: Er wird sofort gefeuert, dann sind die 25 Millionen Euro Ablöse direkt in den Sand gesetzt. Oder zwölf Monate später, dann kassiert er sein geschätztes Jahressalär vom vier Millionen Euro noch eine Steuerklärung weiter. Zum anderen wird er kaum mit einer Fifa-Strafe rechnen müssen, so lange er eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung vorlegen kann - der Attestblock von Nivaldo Baldo ist sehr dick.
Der wird ihn irgendwann auch gesund schreiben und der früher oder später arbeitslose Marcio Amoroso wird bei seinem neuen Verein, den er mit Sicherheit finden wird, denn Solidarität ist in diesem Geschäft ein Fremdwort, für seine Unterschrift im Gegenzug für die Ablösefreiheit noch das übliche Handgeld einstreichen. So einfach kann Fußball sein oder sollten die Mechanismen diesmal anders funktionieren?