Heribert Bruchhagen wünscht sich für die Zukunft lieber mehr Spannung in Meisterrennen der Fußball-Bundesliga als äußert erfolgreiche deutsche Vertreter in der Champions League. „Mir macht es überhaupt nichts aus, wenn der FC Bayern diesen Champions-League-Schwindel nicht mitmacht oder frühzeitig ausscheidet“, sagte der langjährige Funktionär der WAZ (Samstagausgabe). „Eine packendere Bundesliga ist für mich als Fan immer noch werthaltiger als eine besonders gute Rolle der deutschen Vereine in der Champions League.“
Als Grund für die Eintönigkeit an der Tabellenspitze der vergangenen Jahre macht der 74-Jährige, der über viele Jahre bei Eintracht Frankfurt als Manager und Vorstands-Chef gearbeitet hat und auch im Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL) tätig war, die immer weiter gestiegenen TV-Gelder aus und gar nicht mal den Verteilungsschlüssel.
„Man kann heute nicht mehr plakativ sagen, dass der Erste zu viel und der Letzte zu wenig bekommt. Stellen Sie sich mal einen Kuchen mit 36 Stücken vor, die natürlich nicht gleichgroß sind. Weil der Radius des Kuchens aber immer größer wurde, sind die Stücke auch zum Rand hin enorm angewachsen. Das hat die Unterschiede im Wettbewerb entscheidend verstärkt; das hat dazu geführt, dass der FC Bayern nun schon zehnmal in Folge Meister geworden ist. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man nicht wissen, dass man in diese Größenordnung vorstößt.“
Der FC Bayern (68 Punkte) kann am 27. Mai zum elften Mal in Serie Deutscher Meister werden, wenn der deutsche Fußball-Rekordmeister seine beiden letzten Saisonspiele gegen RB Leipzig an diesem Samstag und dann beim 1. FC Köln gewinnt. Borussia Dortmund, das noch beim FC Augsburg und gegen Mainz 05 spielt, ist den Münchenern allerdings mit nur einem Punkt Rückstand auf den Fersen.
Heribert Bruchhagens generelles Interesse am Saisonausgang der Bundesliga sei aber noch nicht zurückgegangen, „denn ich habe immer noch die Hoffnung, dass es Borussia Dortmund schafft. Weil das einfach für das Produkt Bundesliga gut und wichtig wäre. Das ist meine Hoffnung – ich glaube aber, dass Bayern beide Spiele gewinnen wird.“
Im Abstiegskampf sieht Heribert Bruchhagen den FC Schalke 04 und Hertha BSC auf dem direkten Weg in die 2. Bundesliga. Zwar lobte er die Arbeit von Trainer Thomas Reis, der ein abgeschlagenes Schalke noch mal in die Situation gebracht habe, die Klasse halten zu können, aber: „Wir brauchen uns auch nicht in die Tasche zu lügen: Es spricht viel dafür, dass es Schalke erwischt. Es wird hart, in der Bundesliga zu bleiben“, sagt Bruchhagen, der 1989 seine Manager-Karriere bei den Königsblauen begann.
Dass statt der beiden großen Traditionsklubs nach aktueller Zweitliga-Tabelle der SV Darmstadt 98 und der 1. FC Heidenheim künftig erstklassig sein können, verlangt ihm Respekt ab, Heribert Bruchhagen sagt aber auch: „Sie werden das eine Jahr oder vielleicht auch ein zweites Jahr genießen. Aber sie sind keine Bundesligisten und werden sich nicht halten können. Ich will Schalke und den Hamburger SV in der Bundesliga sehen. Und auch Hertha BSC, das jetzt eine große Krise hat, die werden wieder zurückkehren in die Bundesliga, sollten sie jetzt absteigen."