In dieser Form aber bleibt der elfte Titel nacheinander akut gefährdet. Die verunsicherte Elf von Thomas Tuchel bezwang das Schlusslicht Hertha BSC mit 2:0 (0:0), damit beträgt das dünne Polster vier Runden vor Saisonende einen Punkt.
Serge Gnabry (69.) erlöste den kriselnden deutschen Fußball-Rekordmeister mit seinem ersten Bundesliga-Tor seit dem 11. Februar. Auch Kingsley Coman (79.) traf - doch über weite Strecken sahen die 75.000 Zuschauer keine echte Mannschaft, keine funktionierenden offensiven Abläufe, keine Gier: kein „Mia san mia“.
Neben den seltsam schwachen Stars rücken immer mehr die Bosse in den Brennpunkt. Von den treuesten Fans in der Südkurve gab es erneut massive Kritik, diesmal am „Ahead“-Programm des wankenden Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn. Der Anhang wünscht sich seinen Klub im Kontrast zu Kahn als „Familie“, regiert „mit Hirn und Herz“ und „regional verwurzelt“, wie es auf Bannern unter anderem hieß.
Tuchel entschied sich gegen Thomas Müller und Leroy Sane in der Startelf - „eine harte Entscheidung“, wie er bekannte. Müller sei Jamal Musiala zu ähnlich, erklärte er seine Wahl, auf dem Flügel habe Gnabry im Training gegenüber Sane die Nase vorn gehabt und Sadio Mane in Mainz gut gespielt sowie getroffen. Der Senegalese gab den Neuner, spielte aber gewohnt unglücklich.
„Wir haben noch mal eine Steilvorlage bekommen“, meinte Tuchel angesichts des Patzers der Borussia in Bochum - und sein Team agierte dominant. Doch es tat sich schwer, zu echten Chancen zu kommen. Hertha verteidigte im 4-4-2 kompakt und die Münchner hatten keine zündenden Ideen.
Tuchel mahnte immer wieder Breite an. Doch auch die Strafraumbesetzung war nicht gut, den Flanken mangelte es an Präzision, dem Spiel an Tempo. Als es bei einem Konter doch mal schnell ging, schubste Berlins Maximilian Mittelstädt den enteilten Coman im Strafraum; Schiedsrichter Patrick Ittrich war das zu wenig für einen Elfmeterpfiff (27.).
Die beste Münchner Gelegenheit durch Gnabry (40.) vereitelte Torwart Oliver Christensen. Mane scheiterte kurz vor und nach der Pause jeweils per Kopf (45.+2/48.). Sane kam mit Wiederanpfiff für den abermals schwachen Leon Goretzka, der nach seiner 5. Gelben Karte in Bremen fehlen wird.
Tuchel betrachtete die Mühen seiner hilflosen Mannschaft mit wachsender Verzweiflung. Auch Müller warf er bald rein (61.) - ohne, dass sich viel änderte.
Erst ein verunglückter Befreiungsschlag der Hertha brachte die Erlösung: Joshua Kimmich flankte geistesgegenwärtig auf Gnabry, der am Fünfmeterraum freistehend per Kopf traf. Kimmich bereitete auch das 2:0 vor.