Ein berauschter Fan rannte schon vor dem Abpfiff auf den Platz, die Ostkurve besang in bewusster Übertreibung den bevorstehenden Sturm in den Europapokal. Nach einer grün-weißen Gala im Weserstadion kannte die Begeisterung keine Grenzen - Werder Bremen mischt die Bundesliga als offensivstarker Aufsteiger kräftig auf.
„Wir sind Werder Bremen! Grün-Weiß das Emblem“, hallte es nach dem 5:1 (4:0) gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagabend vielstimmig durch die Arena, „der Meister von der Weser. Das Phänomen!“ Es war der erste Sieg im Oberhaus des deutschen Fußballs seit 583 Tagen. Ein Mann mit prominenter Zahnlücke hatte daran besonderen Anteil: Niclas Füllkrug.
„Da ist ein Riesenknoten geplatzt, die erste Halbzeit war weltklasse,“, sagte der Stürmer, der die ersten beiden Treffer erzielt hatte. Die Diskussion, ob er womöglich sogar mit zur WM fahren sollte, wird an Fahrt gewinnen. „Lücke für Deutschland“, riefen die Fans während seines Sky-Interviews.
Mönchengladbach: Sommer - Scally (77. Lainer), Friedrich, Elvedi, Bensebaini (88. Netz) - Weigl, Kone (88. Reitz) - Hofmann, Kramer (83. Ngoumou), Stindl (77. Herrmann) - Thuram. - Trainer: Farke
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Tore: 1:0 Füllkrug (5.), 2:0 Ducksch (8.), 3:0 Füllkrug (13.), 4:0 Bensebaini (37., Eigentor), 4:1 Thuram (63.), 5:1 Weiser (73.)
Zuschauer: 42.100 (ausverkauft)
Gelbe Karte: - Kone (3)
Nach noch nicht einmal einer Viertelstunde war die von der ersten Minute an einseitige Partie eigentlich schon entschieden. Füllkrug (5.) eröffnete den Torreigen, in der 13. Minute traf der Torjäger erneut, es waren seine Saisontreffer sechs und sieben, damit führt er allein die Torjägerliste an.
Dazwischen beendete sein Sturmpartner Marvin Ducksch eine Torflaute von 613 Minuten. In einer Phase, in der die Gäste zumindest hin und wieder das Tor der Norddeutschen in Gefahr brachten, fiel das 4:0 - ein Eigentor von Ramy Bensebaini (37.). Nach dem Seitenwechsel gelang Marcus Thuram (63.) zumindest der Ehrentreffer. Fünf Minuten später stellte Mitchell Weiser den alten Abstand wieder her.
Bereits beim Halbzeitpfiff standen zwei Bremer Rekordmarken fest. Eine 3:0-Führung nach 13 Minuten war ein Bundesliga-Vereinsrekord, auch das 4:0 nach 45 Minuten war ein Bestwert, nie führten die Bremer zur Pause höher. 42.100 Zuschauer verabschiedeten die Platzherren mit donnerndem Applaus in die Kabine.
Gladbachs Trainer Daniel Farke hingegen stapfte mit grimmigem Gesicht in die Kabine. Seine Schützlinge ließen sich vom Anstoß weg den Schneid abkaufen, waren in den Eins-gegen-Eins-Duellen viel zu oft nur zweiter Sieger. Bezeichnend: Füllkrug gewann in der ersten Halbzeit als Stürmer 81,3 Prozent seiner Zweikämpfe.
Ungeachtet des hohen Rückstands schickte Farke zum Wiederbeginn erneut seine Startelf auf den Rasen. Mehr Bemühen war der Borussia nun deutlich anzumerken, das Spiel verlief ausgeglichener. Bremen störte nicht mehr ganz so früh, ließ dem Gegner aber dennoch kaum Entfaltungsmöglichkeiten und verlegte sich mehr und mehr auf das Konterspiel.