Die Bundesligasaison war gerade einmal zwei Spieltage alt, da hatte ihr der Aufsteiger VfL Bochum schon das erste Highlight verpasst. Die Fans waren heiß auf das erste Bundesliga-Heimspiel seit elf Jahren, die Mannschaft nach dem bitteren 0:1 in Wolfsburg aus der Vorwoche sowieso.
Gegen den 1. FSV Mainz 05 klappte es dann aber prompt mit dem ersten Saisonsieg - und wie. Das Premierentor war Gerrit Holtmann vorbehalten, der mit einem Solo mehrere Gegenspieler stehenließ und am Ende auch noch Torhüter Robin Zentner tunnelte. Der Treffer wurde zum "Tor des Monats" und später zum "Tor des Jahres 2021 gewählt". Das 2:0 besorgte Sebastian Polter - wenige Tage, nachdem er überhaupt verpflichtet wurde. An diesem Samstagnachmittag bebte das Ruhrstadion erstmals. Es sollten noch viele spektakuläre Spiele folgen.
0:7 in München - VfL Bochum erholt sich schnell, Pantovic liefert Spektakel
Zunächst aber durchlebte der VfL seine erste und im Nachhinein auch einzige Minikrise. Das blamable 0:7 beim FC Bayern München war sicherlich der Tiefpunkt, aber auch ein Weckruf. Denn der Aufsteiger stabilisierte sich Mitte der Hinrunde, holte wichtige Siege gegen Greuther Fürth (1:0) und Eintracht Frankfurt (2:0) und setzte sich im DFB-Pokal nach einem irren Flutlichtspektakel mit 7:6 nach Elfmeterschießen gegen den FC Augsburg durch. Letzte Torschütze: Manuel Riemann.
Bis in den November 2021 hinein hielt sich der VfL Bochum souverän über dem Strich - dann schlug die Stunde von Milos Pantovic. Binnen zwei Wochen traf er gleich zweimal aus dem Mittelfeld per Distanzschuss. Die Zauberschüsse waren deutschlandweit in aller Munde und die Augen einmal mehr auf den VfL Bochum gerichtet. Nach der Hinrunde hatte der Aufsteiger 20 Punkte auf dem Konto, stand auf Platz 12 und lag voll im Soll.
Die DFB-Pokalreise endete in der Rückrunde zwar im Viertelfinale gegen den SC Freiburg, doch in der Liga begeisterte der VfL Bochum weiter. Etwa im Heimspiel gegen den FC Bayern München, wo das Team von Thomas Reis im Hinspiel ja noch mit 0:7 untergegangen war. Im heimischen Wohnzimmer wuchs seine Mannschaft über sich hinaus und führte schon zur Halbzeit mit 4:1. Die Tore, etwa von Gerrit Holtmann und Cristian Gamboa: Einmal mehr sehenswert. Am Ende siegte Bochum unter donnernder Unterstützung von den Rängen mit 4:2.
Spielabbruch nach Becherwurf, doch Bochum lässt sich nicht beirren
Nur fünf Wochen später gab es an gleicher Stelle dann den absoluten Tiefpunkt der Saison. Auf dem Platz lag die Mannschaft mit 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach zurück, als Linienrichter Christian Gittelmann von einem von der Tribüne geworfenen Becher am Hinterkopf getroffen wurde. Das Spiel wurde abgebrochen, der VfL mit einem Betrag im sechsstelligen Bereich sanktioniert. Der Verein distanzierte sich schnell von der hirnrissigen Aktion und half, den Täter zu finden. Ein Verdächtiger konnte schnell geschnappt werden.
Letztlich brachte auch dieser Vorfall die Bochumer nicht von ihrem sportlichen Kurs ab. Am 32. Spieltag bot sich ausgerechnet im Derby bei Top-Team Borussia Dortmund die Chance, aus eigener Kraft die Klasse zu halten. Der bis dato letzte Auswärtssieg datierte aus dem September 1998.
Wie schon über weite Strecken der Saison hinweg lieferte der VfL auch beim BVB nochmal ein Spektakel ab. Völlig überraschend führte der Aufsteiger schon nach acht Minuten mit 2:0, ehe der BVB durch einen Hattrick von Erling Haaland auf 2:2 stellte. Doch Bochum schlug abermals zurück und ging in der Schlussphase binnen weniger Minuten mit 4:3 in Führung. Letztlich hielt der VfL ausgerechnet im Revierderby beim großen Nachbarn mit einem Auswärtssieg die Klasse. Während sich die BVB-Spieler ein gellendes Pfeifkonzert anhören mussten, kannte der Bochumer Jubel keine Grenzen. Mit den Fans feierten sie erst im Stadion und dann bis tief in die Nacht in der Partymeile "Bermudadreieck". Es war der letzte große Höhepunkt einer überragenden Saison, die letztlich mit Platz 13 endete.