Im Sommer kommt der Königstransfer Niklas Süle, Emre Can trainiert endlich wieder - aber Marco Rose hatte trotzdem miese Laune. „Das fühlt sich nicht gut an“, sagte er über das demütigende 2:5 gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Sonntag, „das schleppst du mit durch die Woche. Die Stimmung ist entsprechend.“
Da es auch von Erling Haaland noch nichts Positives zu berichten gibt, haben sich die dunklen Wolken vor dem wichtigen Spiel beim coronageplagten Rivalen Union Berlin am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) keineswegs verzogen. „Er wird nicht spielen können“, berichtete Rose, „er ist noch nicht im Mannschaftstraining. Aber es ist nicht nur Erling. Auch Marius Wolf und Thomas Meunier fallen aus.“
Es scheint, als werde der BVB-Coach deutlich vorsichtiger. Mehrmals leitete er am Freitag Antworten genervt damit ein, dass er womöglich wieder Schlagzeilen produzieren könnte - schließlich hatte ihn nach dem Bayer-Spiel die Aussage eingeholt, seine Mannschaft habe zwei Wochen lang sehr gut trainiert. Wovon dann wenig bis sehr wenig zu sehen war. Rose weiß: „Am Ende werden wir an Ergebnissen gemessen.“
Besonders die ersten zwei Tage seien schwierig gewesen, die Analyse der fünf Gegentore, vier davon im Umschalten nach Ballverlusten, schmerzte.
Er gehe davon aus, dass seine Mannschaft „die Dinge wieder geraderücken wolle“, sagte Rose, aber: „Das sind alles Fragen, die bekommt man nach jeder Niederlage wieder gestellt. Fakt ist: Es muss anders laufen.“
Auch Roses Image erhält einige Kratzer. Champions-League-Aus, Pokal-Blamage, neun Punkte Rückstand auf Bayern München, das hatten sich die Vereinsoberen um Hans-Joachim Watzke und die Fans sicherlich anders vorgestellt.
Seine Spieler sprechen die Probleme schonungslos an, was immerhin für eine angemessene Selbstreflexion spricht. „Wir haben beim gemeinsamen Verteidigen in der Tat Probleme“, sagte Außenverteidiger Raphael Guerreiro bei Sport1. „Wir machen tolle Spiele wie gegen Freiburg, dann verlieren wir hoch wie in Amsterdam oder jetzt gegen Bayer – das ist ernüchternd.“
Interessant ist dabei die innere Abkehr vom ständigen sportlichen Vergleich mit den Bayern, die für den gesamten Verein prägend werden könnte.
Warum noch Ansagen formulieren, wenn ohnehin nichts draus wird? „Es wäre gut, wenn wir mehr auf uns schauen und nicht immer von den Bayern reden oder uns medial in dieses Thema treiben lassen“, forderte Guerreiro. Ähnlich hatte sich schon sein Kapitän Marco Reus geäußert.
„Sie haben einfach einen Kader mit mehr Tiefe, so ehrlich muss man sein“, gestand der Portugiese ein. „Sie sind wirtschaftlich viel stärker als alle anderen. Diese Vergleiche ergeben deshalb wenig Sinn.“ Nach Jahren könnte sich der BVB in der Rolle der „ewigen“ Nummer zwei auch mental einrichten.