Mario Götze musste grinsen. „Ja!“, freute er sich dann in scherzhaftem Ton. „Jetzt habe ich es geschafft.“ Den spontanen Heiterkeitsausbruch hatte ein Journalist ausgelöst, als er meinte, dass der Mittelfeldspieler einen sehr fitten Eindruck gemacht habe. Dabei ist mangelnde Fitness ja schon lange kein Problem des Mario Götze mehr gewesen, bei seinen bisherigen Einsätzen gehörte er stets zu den laufstärksten Spielern. Sein Problem war vielmehr, dass es von diesen Einsätzen nicht allzu viele gab, weil Trainer Lucien Favre bislang in seinem System keinen Platz für den 26-Jährigen fand.
Götze selbst sieht sich inzwischen als Achter, als Gestalter aus der Tiefe, der das Spiel vor sich hat. Im zentralen Mittelfeld aber ist die Konkurrenz im BVB-Kader besonders groß, hier konkurrieren unter anderem Axel Witsel, Thomas Delaney, Mahmoud Dahoud und Julian Weigl um zwei Plätze. Favre sieht Götze ohnehin etwas weiter vorne, als Spielmacher oder hängenden Stürmer. Und weil ganz vorne erneut Ersatz gebraucht wurde, weil Paco Alcácer mit Muskelproblemen weiterhin ausfiel, lief Götze beim 2:2 gegen Hertha BSC zum zweiten Mal in Folge als Neuneinhalb auf – so nennt Favre jene Mischform aus Spielmacher und Stürmer, die Götze verkörperte.
Und das machte der 26-Jährige, der zuvor nur zu wenigen Einsätzen gekommen war, auf seine Art und Weise richtig gut: Mit seinen technischen Fähigkeiten und den schnellen, kurzen Bewegungen löste er sich immer wieder aus Situationen, in denen ihn mehrere Gegenspieler umringten, und schaffte so Räume für seine Mitspieler. „Er bewegt sich richtig gut, er spürt Fußball“, lobte Favre. „Und er hat fußballerische Lösungen.“
Und Götze fühlte sich wohl auf der eigentlich wenig geliebten Position. „Es kommt drauf an, wie man sie spielen lässt“, sagte er. „Wenn gefordert ist, dass ich vorne im Strafraum warte und Kopfballtore mache, wird es schwierig.“ So wie Favre es verlangte, mit vielen Wechsel auf den Offensivpositionen, die Götze immer wieder nach außen oder ins Mittelfeld ausweichen ließen, kam es den Fähigkeiten des Mittelfeldspielers entgegen. „So wie wir es spielen kann ich mich definitiv damit anfreunden und es ist eine super Sache“, sagte er. Besonders das Zusammenspiel mit Marco Reus klappte gut. Und auch am BVB-Spiel hatte Götze wenig auszusetzen. „Wenn man bedenkt, dass Berlin ein sehr guter Gegner ist und mit Fünferkette gespielt hat und wir trotzdem viele Möglichkeiten hatten, das Spiel zu gewinnen, bin ich zufrieden“, urteilte er.
Nur das Ergebnis stimmte nicht: „Wenn man den Spielverlauf betrachtet, wenn man sieht, dass wir in der 90. Minute den Elfmeter gegen uns kriegen, nachdem wir gute Torchancen zum 3:1 hatten, können wir nicht zufrieden sein“, meinte Götze. „In den vorherigen Spielen waren wir sehr effizient, dieses Mal nicht – das müssen wir uns ankreiden.“?
Autor: Sebastian Weßling