Seit einigen Wochen freilich könnte sich „Uschi“ das Duschen nach den Spielen eigentlich auch ganz sparen: Denn seit dem 10. März hat Atsuto Uchida auf Schalke keine einzige Minute mehr gespielt – er ist bei Roberto Di Matteo ins Abseits geraten. Und langsam drängt sich die Frage auf, warum der Trainer den Rechtsverteidiger so sehr links liegen lässt.
Uchida büßte seinen Stammplatz nach der Derby-Schmach am 28. Februar in Dortmund ein – danach kam er nur noch zweimal zum Einsatz: Beim Sieg gegen Hoffenheim wurde er für den Gelb-Rot-gefährdeten Christian Fuchs eingewechselt, beim 4:3-Triumph in Madrid kam er noch einmal in den letzten neun Minuten zum Zug. Di Matteo setzte meistens auf Tranquillo Barnetta und erklärte dies mit den taktischen Anforderungen in dem von ihm lange Zeit bevorzugten 3-5-2-System: „Barnetta“, so der Italiener noch vor zwei Wochen, „gibt uns da eine offensivere Variante als Uchida.“ Damals durchaus nachvollziehbar, weil im 3-5-2-System die Außenspieler im Mittelfeld mehr Druck nach vorne machen müssen.
Normal ein starkes Duo mit Farfan
Doch seit eineinhalb Spielen ist Di Matteo zum 4-2-3-1-System zurückgekehrt, und auch hier findet er keinen Platz für Uchida – er stellte mit Benedikt Höwedes lieber einen gelernten Innenverteidiger auf die Position des rechten Außenverteidigers. Dies hingegen sorgt für Verwunderung, zumal Jefferson Farfan ja wieder fit ist: Zusammen mit dem peruanischen Offensivspieler bildete Uchida über viele Jahre eine rechte Seite, die perfekt aufeinander abgestimmt war. Noch im Winter, als Farfan verletzt war, sagte Uchida: „Er ist mein Partner auf dem Spielfeld. Ich merke sofort, wenn er nicht da ist.“ Nun ist Farfan da – und Uchida draußen.
Dabei wird Di Matteo die Qualitäten dieses Duos kennen – der Italiener gilt ja als kluger Stratege. Doch er hat seine eigenen Vorstellungen, für die man ihn ja auch geholt hat. Auffällig ist aber: Kaum ein Spieler hat sich unter ihm auf Schalke bislang spürbar weiterentwickelt. Am meisten vielleicht noch Leroy Sané, was bei einem 19-Jährigen aber auch nicht so ungewöhnlich ist: Außerdem gehörte Sané, der während der großen Personalnot seine Chance bekam, im letzten Spiel gegen Freiburg nicht einmal mehr zum Profi-Kader. Profitiert haben von Di Matteo sicherlich Tranquillo Barnetta und Christian Fuchs, was aber mit dem 3-5-2-System zu tun hatte. Schwächer geworden sind im letzten halben Jahr hingegen einige Spieler – wie zum Beispiel Max Meyer oder Kevin-Prince Boateng. Und Uchida spielt aktuell eben gar keine Rolle.
Dabei war „Uschi“, nicht nur ein Liebling der japanischen Fans, in den vergangenen Jahren auf Schalke praktisch gesetzt – unter allen Trainern seit 2010. Besonders in der vergangenen Saison hatte er sich taktisch weiterentwickelt, bis ihn Verletzungen stoppten. Im September meldete er sich zurück und verlängerte kurz darauf seinen Vertrag auf Schalke um drei Jahre bis 2018. Damals freute sich Manager Horst Heldt: „Wir haben unser Ziel erreicht, mit Atsuto einen weiteren Spieler dauerhaft an den Club zu binden, der ungeheuer zuverlässig ist und seit längerer Zeit auf konstant gutem Niveau spielt.“
Das galt bis zum Derby – seitdem ist der Stammplatz futsch.