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Die Bilanz einer guten Schalker Bundesliga-Saison ohne happy end
Der zerstörte Traum

Die Bilanz einer guten Schalker Bundesliga-Saison ohne happy end
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Die haben meinen Traum zerstört! Die, das sind die Spieler. Der das sagt, ist ein langjähriger Fan des FC Schalke, der Meister werden wollte und - mal wieder - bitterlich enttäuscht wurde. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Der schöne Karnevals-Gassenhauer von de Höhner, bei der Handball-WM zu allen Ehren gekommen, lief auch bei den Fan-Partys des FC Schalke spätestens seit dem goldenen Frühling 2007 rauf und runter. Am Ende der Saison feierten die meisten Anhänger trotzdem mit ihrer Mannschaft, auch wenn diese den Traum der Treuesten wieder einmal nicht erfüllt hatte.

Vom 20. bis zum 32. Spieltag führten die Königsblauen ununterbrochen die Tabelle an, ehe sie ausgerechnet im Revierderby beim Rivalen Borussia Dortmund den Titel aus der Hand gaben. Und ob Vorstand, Trainer, Spieler oder Fans: Fast alle waren sich darüber einig, dass es noch nie so einfach wie in diesem Jahr war, die Schale nach Gelsenkirchen zu holen. "Es ist uns zu weiten Teilen gelungen, das zu erreichen, was wir wollten, leider hat es aber nicht zur Deutschen Meisterschaft gereicht", erkannte Manager Andreas Müller in seinem Saison-Resümee.

Was er meinte, was gelungen war, davon war die Truppe von Trainer Mirko Slomka noch ein gutes halbes Jahr vor dem Zieleinwurf ungefähr so weit weg wie der Nachbar BVB vom UEFA-Cup. Am 5. November erreichten vor dem Ligagipfel gegen Bayern München die Turbulenzen rund um den Verein den Höhepunkt. Hatten zuvor die Maulwurf-Affäre rund um die Suspendierung von Publikumsliebling Gerald Asamoah vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC und die Anfeindungen der Fans nach der Niederlage in Leverkusen für reichlich Negativ-Schlagzeilen gesorgt, so kam es an diesem Tag im Herbst zum offenen Bruch zwischen Zuschauern und Spielern.

Die Fans hatten einen Boykott angekündigt und diesen genau 19:04 Minuten lang durchgezogen. Mitten ins stakkatoartige Klatschen, mit dem die Anhänger auf das pünktliche Ende ihrer Ablehnung gegenüber den nach ihrer Meinung ohne Leidenschaft agierenden Stars zusteuerten, durchbrach Levan Kobiashvilis Tor zum zwischenzeitlichen 2:0 die Mauer zwischen beiden Seiten. "Das war ein absolutes Schlüsselerlebnis, mit dem sich die Fans und die Mannschaft wieder zum Schulterschluss zusammengefunden haben", schwärmt Slomka noch heute von dem Gänsehaut-Moment.

Gänsehaut-Stimmung nach Ende des Fan-Boykotts: Mirko Slomka. (Foto: firo)

Obwohl die Partie gegen München am Ende noch 2:2 ausging, war sie der Auslöser für den Schalker Höhenflug an die Spitze der Tabelle. Es folgten vier Siege in Serie und die zwischenzeitliche Übernahme der Tabellenführung. Nur aufgrund eines Unentschiedens in Nürnberg ging es punktgleich mit dem Herbstmeister und zu dieser Zeit erklärten Titelfavoriten Bremen in die Winterpause.

Als die Königsblauen Werder am dritten Spieltag der Rückrunde mit einer meisterwürdigen Leistung und einem 2:0-Sieg vom Thron holten, wurden die ersten Meisterschalen (aus Pappe) geschwenkt. Ewige Skeptiker unkten schnell, auf diesem Niveau könne die Mannschaft nicht ständig spielen und prophezeiten nach der Übernahme der Führung einen ähnlichen Einbruch wie 2005. Damals hatte man Bayern München durch ein 1:0 von der Spitze geholt und stolperte schließlich nur aufgrund der Schwäche der Konkurrenz noch als Zweiter ins Ziel.

Leider sollten auch diesmal die Zweifler Recht behalten. Das, obwohl die Truppe nach dem Erfolg in Bremen die Pole Position durch einen Heimdreier gegen Hertha BSC auf sechs Punkte Vorsprung ausbauen konnte und in der Arena das Dach wegzufliegen drohte. Schlüsselerlebnis Nummer zwei, diesmal mit negativer Konsequenz, war die 90. Minute im folgenden Spiel in Wolfsburg. Nach einer erneut großartigen ersten Halbzeit ließen Lincoln und Co. die Zügel schleifen, Marcelinho bestrafte die Nachlässigkeit der Gäste mit einem späten Freistoß, der mitten ins Schalker Herz traf. Ein Dreier und Bremen wäre auf neun, die langsam näher rückenden Stuttgarter auf sieben Punkte distanziert worden.

Der Knacks war da, psychisch wie körperlich, denn in Wolfsburg verabschiedete sich mit Peter Lövenkrands ausgerechnet der Spieler verletzt aus der Saison, der das Schalker Spiel mit seiner Schnelligkeit so unberechenbar gemacht hatte. So wurden die anschließenden beiden Heimspiele gegen Leverkusen und Hamburg verloren und selbst die Bayern wähnten sich plötzlich wieder mit Chancen. "Wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn wir uns das in Wolfsburg nicht mehr hätten aus der Hand nehmen lassen. Dann kannst du in den beiden Heimspielen vielleicht auch mal mit jeweils einem Punkt zufrieden sein und bist trotzdem noch vorn", unkt Müller.

Kurios: S04 hielt die Führung, weil sich München alsbald aus dem Titelrennen verabschiedete und Bremen selbst nach dem Schalker Scheitern in Bochum die Gunst der Stunde nicht nutzte. So kam der große Knockout in Dortmund und Stuttgart rauschte als lachender Überraschungsmeister durchs Ziel. "Wer am Ende acht Spiele in Folge gewinnt, ist verdient Deutscher Meister", gratulierten Slomka und Müller fair in Richtung Schwaben.

In der am 11. August beginnenden Saison beginnt ein neuer Anlauf, am Ende der selbigen könnte der FC Schalke 50 Jahre ohne Schale dastehen. Der Spott aus der Nachbarschaft wäre den Knappen gewiss, auch wenn diese von Platz zwei nur träumen dürfen.

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