Genau genommen ist alle Freude aus ihm gewichen. Heiner Kördell ist nur noch traurig, tieftraurig, weil ihm das Wertvollste genommen worden ist, das er jemals besessen hat: sein Meisterring von 1958.
Am vergangenen Donnerstag bemerkte er, dass der Ring fehlte, ebenso wie eine Uhr, die ihm der Schalker Fanclubverband als Dank für seine Leistungen geschenkt hatte. Erst am Montag stellte er fest, dass auch die EC-Karte weg ist. Offenbar sind Diebe in seine Wohnung an der Glückaufkampfbahn eingedrungen und haben mitgenommen, was ihnen wertvoll erschien. „Sie sind mit einem Nachschlüssel reingekommen, ohne Spuren zu hinterlassen“, vermutet Kördell.
Doch es ist weniger der materielle Verlust, der dem Ur-Schalker zu schaffen macht. Vielmehr ist es der ideelle Wert, der dem Ring innewohnt. Er war der Lohn für die Spieler, die S04 1958 letztmals zur Deutschen Meisterschaft führten. Nur die elf Stammspieler sowie Trainer Edi Frühwirth erhielten einen Siegelring vom Verein, inklusive Schalke-Wappen und ihren eingravierten Initialen. „Ich hatte nie ein Privatleben. Ich habe alle meine Kraft dem Verein zur Verfügung gestellt. Dieser Ring bedeutet mir alles“, betont Kördell.
Seit jenem magischen 18. Mai 1958, an dem Schalke den Hamburger SV mit Uwe Seeler mit 3:0 (2:0) schlug, hat er seinen Ring jeden Tag getragen und ihn wie einen Schatz gehütet. Dass er nun weg sein soll, kann der 80-Jährige nicht verwinden. „Es ist, als ob man mich am Herzen operiert hätte. Dieser Ring ist ein Teil meines Lebens. Wenn ich aus dem Haus gegangen bin, war er fast immer am Finger“, betont Kördell mit leiser Stimme und gesenktem Kopf.
54 Jahre lang war das Schmuckstück sein treuer Begleiter. Immer war es dabei, ob nun Schalke spielte oder Freunde zu Besuch kamen. „Nur beim Einkaufen habe ich ihn nicht immer aufgezogen“, berichtet Kördell. Und er glaubt, dass der Ring ihm genau deshalb abhanden gekommen ist: Weil er für einen Einkauf kurz außer Haus war, als sich der Diebstahl ereignete.
Das Türschloss seiner Wohnung ist inzwischen ausgetauscht, ein Gefühl von Sicherheit hat sich wieder eingestellt. Doch Kördell geht es gerade nicht um Sicherheit, denn er hat nichts mehr, an dem er hängt – zumindest nichts, was ihm so viel bedeutet wie dieser Ring. „Meine Seele ist verletzt. Meine Gedanken kreisen immer wieder um zwei Dinge: Warum ich? Und: wer? Es ist nicht so einfach, das nervlich wegzustecken“, sagt Kördell.
Ob er die Hoffnung hat, seinen Ring zurückzubekommen? „Die Polizisten waren sehr vorsichtig in ihren Äußerungen“, bemerkt Kördell. Aber er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich doch noch alles zum Guten wendet: „Das wäre das schönste Weihnachtsgeschenk, das man mir machen könnte.“ Vielleicht haben die Diebe ja ein Einsehen, dass sie keinen besonderen materiellen, aber einen überragenden ideellen Wert entwendet haben. Kördell jedenfalls hofft, dass er sein Stück deutscher Fußballgeschichte zurückbekommt. Deshalb wendet er sich direkt an die Einbrecher: „Bitte, gebt mir meinen Ring zurück.“
1.000 Euro für den Ring Achtung! Wir vom RevierSport möchten Heiner Kördell helfen, seinen Meisterring von 1958 zurückzubekommen. Für einen sachdienlichen Hinweis, der zur Rückführung des Ringes führt, schreibt der RevierSport eine Belohnung in Höhe von 1.000 Euro aus. Sollten Sie Informationen über den Verbleib des Ringes haben, melden Sie sich bitte bei der Polizei Gelsenkirchen. Sachdienliche Hinweise nimmt das KK 21 der Polizei Gelsenkirchen entgegen. Die Nummern: Geschäftszimmer: 0209-3658112 Kriminalwache: 0209-3658240