Dreieinhalb Monate nach dem Aus im Halbfinale der Champions League bei Manchester United ist für den DFB-Pokalsieger der erneute Anlauf auf die europäische Bühne mit dem eigentlich als Pflichtaufgabe gedachten ersten Auftritt fast schon beendet. Nach der peinlichen 0:2 (0:1) -Niederlage am Donnerstagabend im Playoff-Hinspiel zur Europa League beim finnischen Rekordmeister HJK Helsinki droht dem klammen Traditionsklub eine Saison ohne Zusatzeinnahmen aus einem internationalen Wettbewerb.
„Das Aus wäre eine Katastrophe“, stöhnte Manager Horst Heldt nach der Blamage im hohen Norden. „Die Ausgangssituation ist sehr schlecht, nun müssen wir im Rückspiel ein ganz anderes Gesicht zeigen“, forderte der Ex-Profi für das K.o.-Duell am kommenden Donnerstag (19.30 Uhr) in der heimischen Arena. „Alle reden davon, dass sie unbedingt in der Gruppenphase der Europa League spielen wollen, aber dann muss man auf dem Platz auch mal den Kopf einschalten“, polterte Heldt.
Ohne Superstar Raúl hatte sich die Elf von Trainer Ralf Rangnick im Sonera-Stadion von den international zweitklassigen Finnen teilweise vorführen lassen. Während die Schalker nach der Einschätzung Heldts in Helsinki haben „alles vermissen lassen“, wuchsen die in der Qualifikation zur Champions League an Dinamo Zagreb gescheiterten Blau-Weißen von HJK über sich hinaus. Doppeltorschütze Teemu Pukki und seine Mitspieler um die später eingewechselte finnische Fußballlegende Jari Litmanen stürzten die teils völlig indisponierten Gäste auf dem für sie ungewohnten Kunstrasen von einer Verlegenheit in die nächste.
„Wir haben es uns natürlich anders vorgestellt, sowohl das Spiel selbst als auch das Ergebnis“, gab Rangnick nach der verdienten Pleite zu. „Aber wir haben über weite Strecken des Spiels das falsche Mittel gewählt und vor allem katastrophal gegen den Ball gespielt. Nach dem 0:2 haben wir nun eine schwierige Ausgangsposition und brauchen im Rückspiel schon drei Tore, um weiter zu kommen. Momentan spricht sicher alles für Helsinki, aber natürlich können wir zu Hause drei, vier oder fünf Tore schießen. Wir spielen im eigenen Stadion und auf normalem Rasen, aber fürs Weiterkommen muss eine ganz andere Leistung her.“
Ob Raúl dabei helfen wird, ist angesichts der aktuellen Diskussion um einen vorzeitigen Abschied des Spaniers von den Königsblauen fast schon ein Politikum. Nach Helsinki war der 34-Jährige angeblich aus Rücksicht vor möglichen Verletzungen auf dem Kunstrasen gar nicht erst mitgereist. Da sich der zuletzt unzufrieden wirkende Raúl trotz der jüngsten Absage an eine offizielle Anfrage von den Blackburn Rovers aus England bisher noch nicht klar zum Verbleib auf Schalke bekannt hatte, wollen Heldt uns Rangnick nun „zeitnah ein persönliches Gespräch mit ihm suchen, um zu erfahren, was der Spieler selbst will“.
Bisher hatte lediglich sein Berater signalisiert, dass Raúl seinen noch bis 2012 laufenden Vertrag bei den Gelsenkirchenern erfüllen will. Setzt Schalke den Torjäger im Rückspiel gegen HJK ein, um das Weiterkommen doch noch zu erzwingen, wäre der geschätzte sechs Millionen Euro Gehalt schwere Topverdiener bei einem Wechsel für einen anderen Verein allerdings für internationale Spieler gesperrt und somit schlechter zu verkaufen.
Eine schwierige Zwickmühle für die Schalker Verantwortlichen, die ungeachtet des offenen Ausgangs im Fall Raúl darauf hoffen, dass die Mannschaft zunächst im Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr, live bei Sky und Liga total) bei Mainz 05 eine positive Reaktion zeigt.