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Er gehörte in der abgelaufenen Saison zu den Dauerbrennern im schwarz-gelben Trikot. Schließlich absolvierte Florian Kringe 31 Bundesligaspiele, in denen er zudem mehr als einmal seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Ob im vorderen Mittelfeld oder auf den hinteren Außenbahnen, egal ob links oder rechts, der 23-Jährige überzeugte dort, wo ihn Trainer Bert van Marwijk hinbeordert hatte. Auch seine große Schwäche, das Toreschießen, bekommt er langsam in den Griff, denn fünf Treffer sind zwar keine gigantische Ausbeute, aber auch keine schlechte. RevierSport unterhielt sich zum Abschluss der Spielzeit mit dem Blondaschopf, der vor zwei Jahren seine Stippvisite beim 1.FC Köln beendete und zurück zum BVB kam.
Florian Kringe, Rang sieben in der Endabrechnung. Ein Grund zum Lachen oder zum Weinen?
Ich würde sagen beides. Mit diesem Platz liegen wir im Grunde im Soll, er ist befriedigend. Wenn ich allerdings daran denke, wie leicht es diesmal war, Fünfter zu werden, denn tut es schon ein wenig weh, aber wir haben einige Zähler ganz einfach leichtfertig liegen gelassen.
Warum hat es letztendlich nicht gereicht?
Die Gründe dafür reichen bis in die Hinrunde, selbst wenn das viele schon wieder vergessen haben. Solche Spiele wie in Duisburg oder Kaiserslautern musst du einfach gewinnen. Auch die Partien in Gladbach und Leverkusen durften wir nicht verlieren. Bayer hat anschließend einen phänomenalen Lauf, so dass es am Ende sogar nicht mehr zum sechsten Platz gelangt hat.
Besonders erstaunlich, nach den Auswärtssiegen in Nürnberg sowie Hamburg folgte jeweils eine schwarze Serie von drei Begegnungen ohne Sieg.
Ich habe keine Ahnung, woran das lag. Dadurch ist es uns ja auch nicht gelungen, dreimal hintereinander als Sieger vom Platz zu gehen. Natürlich geht jeder auf das Feld, um zu gewinnen, aber bei uns scheint das eine Mentalitätsfrage im Unterbewusstsein zu sein. Der Trainer hat das mehrfach angesprochen. In Zukunft müssen wir mit noch mehr innerer Überzeugung mehr Druck entwickeln.
Kann der verpasste Sprung in das internationale Geschäft sich letztendlich positiv auf die Mannschaft auswirken, weil eine UEFA-Cup-Teilnahme schon in diesem Jahr die Erwartungshaltung an das junge Team zu sehr in die Höhe getrieben hätte?
Diese Mutmaßung hätte ich mit Freuden angenommen, wenn wir es tatsächlich geschafft hätten. Das hätte ich gerne ausprobiert. Natürlich sind wir in der Breite nicht so aufgestellt, dass wir im internationalen Geschäft eine große Rolle spielen können, aber das Risiko wäre ich trotzdem gerne eingegangen.
Der Knackpunkt lag vor allem im vorderen Bereich, denn Stürmertore hatten Seltenheitswert. Wird die Angriffs-Zukunft erfreulicher?
Von Ebi Smolarek kann man nicht erwarten, dass er wieder so eine tolle Hinrunde hinlegt wie zuletzt, aber zehn Treffer traue ich ihm schon zu. Ich hoffe, dass wir mit Nelseon Valdez und Alexander Frei zwei neue Gesichter bekommen. Auf der anderen Seite müssen wir den Abgang von Tomas Rosicky verkraften. Es bleibt abzuwarten, wie uns das gelingt.
Der Abgang des Tschechen dürfte eine große Lücke ins Mittelfeld reißen, oder?
Ich bin ein absoluter Fan von ihm. In den letzten Jahren wurde immer viel von Effektivität gesprochen, die in Toren und Vorlagen gemessen wird. Doch es zählen auch andere Dinge. Tomas ist ein Typ, der das Spiel auf der einen Seite beruhigen, auf der anderen aber mit seinem eminenten Antritt auch schnell machen kann. Ich finde seinen Weggang als unendlich bitter.
Wenn Valdez und Frei kommen, muss sich die neue Angriffsformation erst noch einspielen. Kann dieser Vorgang Zeit und vielleicht auch Punkte kosten?
Nein, Nelson kennt die Bundesliga, er muss sich nicht erst umstellen. Auch Alexander verfügt über Erfahrung, die er bei seinem Gastspiel in Frankreich gesammelt hat. Schwieriger wäre es, wenn wir zum Beispiel einen Südamerikaner holen würden, der sich erst noch an das neue Umfeld mit anderer Mentalität gewöhnen muss.
Wie haben Sie sich denn in ihrer zweiten Bundesliga-Saison beim BVB akklimatisiert?
Ich denke, das war schon okay. Da man mir vorher immer angekreidet hat, ich würde zu wenig Tore schießen, kann ich mit fünf Treffern auch ganz gut leben, obwohl die Marke noch steigerungsfähig ist. Insgesamt habe ich eine Spielzeit mit Höhen und Tiefen erlebt. Ich muss konstanter werden und noch mehr Erfahrungswerte sammeln, damit ich in bestimmten Situationen ganz einfach cleverer reagiere.
Was auf einer Position leichter fällt als auf vielen.
Das stimmt. Trotzdem will ich in erster Linie spielen und nehme es in Kauf, dort aufzulaufen, wo der Trainer mich hinstellt, schließlich kann ich es mir nicht aussuchen. Das hat aber auch Vorteile, da ich mich in viele Positionen hineindenken kann.
Ihr erstes Jahr war aufgrund der finanziellen Nebenschauplätze alles andere als leicht. Hätten Sie damals gedacht, dass die Borussia sich in relativ kurzer Zeit wieder recht gut erholt?
Nicht wirklich. Vor zwölf Monaten war alles ziemlich eng, jetzt wird sogar darüber nachgedacht, Ablösesummen in Millionenhöhe zu investieren. Das spricht für Hans-Joachim Watzke, der wirklich einen tollen Job macht, auch weil er wieder mehr Transparenz in den Verein gebracht hat.
Und welche Rolle spielt Bert van Marwijk?
Er ist ein absoluter Glücksgriff. In kritischen Situationen bewahrt er die Ruhe, zudem hat er einen ausgezeichneten Draht zu den jungen Spielern.
Die Fans haben dem Klub ebenfalls extrem den Rücken gestärkt. Ist der BVB ganz einfach Kult oder könnte sich bei ausbleibenden Erfolgen auch bei den Anhängern Unmut breit machen?
Sie haben uns auf dem absoluten Tiefpunkt wirklich in einzigartiger Art und Weise die Treue gehalten, aber wenn wir unsere selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, dann wir Unmut aufkommen. Der Anspruch steigt und an dem müssen wir uns messen lassen.
Und der kann in der nächsten Saison nur Rang fünf lauten, oder?
Ganz klar, aber das haben die Offiziellen, wie Hans-Joachim Watzke oder Michael Zorc, auch schon verkündet.
Wann kann denn in Dortmund das Wort Meisterschaft wieder in den Mund genommen werden?
Es ist unheimlich wichtig, in der nächsten Spielzeit das internationale Geschäft zu realisieren. Wenn wir das packen, dann können wir vielleicht in zwei oder drei Jahren wieder in den Kreis der Kandidaten aufgenommen werden, die den Bayern Paroli bieten können. Wenn wir zu den Vereinen gehören, die in diesem Zusammenhang genannt werden, haben wir schon viel erreicht.
Wo erlebt Florian Kringe die Weltmeisterschaft 2006?
Vor dem Fernseher, obwohl ich noch die Hoffnung habe, Karten für das Spiel Deutschland gegen Polen und das Halbfinale in Dortmund zu bekommen.