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Bonmann: Seit über neun Stunden ohne Gegentor
Hendrik Bonmann: "Haben unser Defensivverhalten perfektioniert" © mspw
Hendrik Bonmann: "Haben unser Defensivverhalten perfektioniert"
Hendrik Bonmann, Torhüter vom A-Junioren-Bundesligisten Rot-Weiss Essen, zählt sie eigentlich nicht - dennoch ist die Zahl mittlerweile im Kopf abgespeichert: 559 Minuten, also exakt neun Stunden und 19 weitere Minuten. So lange ist der 18-Jährige mit den Rot-Weissen in der Liga nun schon ohne jeden Gegentreffer. In dieser Zeit könnte man von Berlin nach New York in die USA fliegen. "Das ist für einen Aufsteiger schon beeindruckend", sagt der Schlussmann im Gespräch mit DFB.de und kommt dabei selbst ein wenig ins Staunen.
"Ein Elftel", antwortet Hendrik Bonmann mit einem leichten Lächeln auf die Frage nach seinem Anteil an dieser stolzen Serie. Der Torwart mit dem Gardemaß von 1,94 Meter ist bodenständig und stellt die Mannschaft in den Vordergrund. "Die Abwehrarbeit fängt bei uns im Sturm an. Ich bin als letzter Teil dafür verantwortlich, dass der Ball nicht über die Linie geht. Häufig lassen es meine Mitspieler gar nicht zu gefährlichen Aktionen kommen", sagt der gebürtige Essener.
Letztes Gegentor im September
Doch wo genau liegt das Erfolgsgeheimnis der Essener, die als Tabellensechster mit 17 Punkten der beste Aufsteiger sind? Marco Rudnik, der lange Jahre erfolgreich die U 17 in der B-Junioren-Bundesliga trainiert und im Sommer die U 19 übernommen hatte, klärt auf: "Die Kommunikation von Hendrik Bonmann mit seinen Vorderleuten läuft nahezu perfekt. So lassen wir unseren Gegnern nur wenig Räume und Chancen. Die Schüsse, die trotzdem auf das Tor gekommen sind, hat er überragend gehalten."
Die Zahlen sprechen für sich: Nur der aktuelle A-Junioren-Meister FC Schalke 04 (acht) und der 1. FC Köln (sieben) kassierten weniger Gegentreffer als RWE (zehn). Das letzte Gegentor mussten die Rot-Weissen beim 2:3 in der Partie bei Rot-Weiß Oberhausen am 2. September hinnehmen. In den folgenden sechs Begegnungen, darunter auch gegen die Spitzenmannschaften VfL Bochum (0:0) und Borussia Mönchengladbach (1:0), musste Hendrik Bonmann keinen Ball mehr aus seinem Netz holen.
"Defensivverhalten von Spiel zu Spiel perfektioniert"
Mit lautstarken Kommandos dirigiert Hendrik Bonmann als Kapitän seine Viererkette um Michael Wiese, Jan Klauke, Phil Spillmann und Baris Sahin sowie die beiden "Sechser" Yannick Geisler und Orhan Dombayci. "Wir verstehen uns auf und neben dem Platz hervorragend. Da läuft jeder für den anderen. In den ersten Partien war es schwer, weil uns noch die Erfahrung gefehlt hat. Doch wir haben unser Defensivverhalten von Spiel zu Spiel perfektioniert", so der Schlussmann, den vor allem seine Strafraumbeherrschung auszeichnet.
Dank des Mottos "Die Null muss stehen" haben Bonmann und Co. ihr Saisonziel Klassenverbleib zur Hälfte erreicht. "Mit 17 Punkten haben wir die halbe Miete. Das spielt uns für den weiteren Saisonverlauf in die Karten. Dennoch schauen wir in der Tabelle eher nach unten und dürfen jetzt nicht vom Gaspedal gehen", sagt der 18-Jährige und warnt vor Selbstzufriedenheit.
Mit dem MSV Duisburg steht für den Aufsteiger am Samstag (ab 11 Uhr) ein Auswärtsspiel bei einem weiteren direkten Konkurrenten an. Der von Ex-Profi Carsten Wolters trainierte MSV hat mit Julien Rybacki (neun Treffer) einen der besten Torschützen der bisherigen Saison in seinen Reihen. Hendrik Bonmann, der sich auch durch die wöchentlichen Zusammenfassungen auf DFB-TV über die gegnerischen Mannschaften informiert, ist vor dem Aufeinandertreffen mit den "Zebras" aber nicht Bange: "Wir sind stark genug, um auch Julien Rybacki auszuschalten. Wir konzentrieren uns aber nicht nur auf ihn."
Training in der Regionalligamannschaft
Hendrik Bonmanns starke Leistungen blieben auch bei der ersten Mannschaft des Traditionsvereins von der Hafenstraße nicht unbemerkt: Drei- bis viermal pro Woche nimmt das Talent mit den dunkelblonden Haaren bereits am Training der Regionalligamannschaft unter Torwarttrainer Gregor Pogorzelczyk (zuvor beim AS Eupen/Belgien) teil. "Bei den Torhütern Dennis Lamczyk und Philipp Kunz kann ich mir vor allem im Bereich der Körpersprache einiges abschauen", sagt Bonmann, der nach der Vertragsauflösung von Robert Moewes bereits zum dritten Torwart aufgestiegen ist.
Im Regionalliga-Spitzenspiel beim Aufstiegsaspiranten FC Viktoria Köln (2:1) rückte Hendrik Bonmann für den verletzten Kunz erstmals in den Kader. "Es war ein sehr aufregender Tag. Ich denke, dass ich Dennis Lamczyk für das Spiel gut warm geschossen hatte", lacht der Rechtsfuß, der mit seinen Eltern Britta und Christian im südlichen Essener Stadtteil Bredeney lebt und aktuell für seine Abiturprüfungen im kommenden Jahr büffelt.
Souveräner Rückhalt: Hendrik Bonmann (o.) © mspw
Souveräner Rückhalt: Hendrik Bonmann (o.)
Wegen der Körpergröße bei Schalke aussortiert
Die Torhüterposition war für Hendrik Bonmann schon in jungen Jahren interessant. "Als ich noch ein kleiner Junge war, hat mein Großvater mit mir vor dem Garagentor trainiert", erinnert sich der gebürtige Essener noch genau zurück. Von der Garage ging es mit sieben Jahren zunächst zu Fortuna Bredeney und 2004 in die Jugend des FC Schalke 04. "Die Ausbildung war hervorragend", sagt Bonmann.
Doch wegen seiner damaligen Körpergröße von "nur" knapp 1,70 Meter war für ihn in der U 15 der "Königsblauen" Endstation. Bonmanns Mitspieler Patrick Rakovsky (jetzt beim Bundesligisten 1. FC Nürnberg) und Felix Dornebusch (VfL Bochum U 19) waren mindestens einen Kopf größer. So zog es den Schlussmann 2009 zum Reviernachbarn Rot-Weiss Essen. An der Hafenstraße stieg Hendrik - auch durch einen späteren Wachstumsschub - wieder zum Stammtorhüter auf.
In der vergangenen Saison schaffte Hendrik Bonmann mit der U 19 den Aufstieg in die Junioren-Bundesliga, in der die Rot-Weissen nun für Aufsehen sorgen. Mit Zukunftsplanungen will sich der Blondschopf, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, noch nicht beschäftigen. Bonmann sagt: "Für mich ist auch wichtig, im nächsten Jahr mein Abitur zu schaffen. Sportlich konzentriere ich mich, auf das jeweils nächste Spiel." Auch er weiß: Hält er auch in der kommenden Partie beim MSV Duisburg die Null, wäre er über zehn Stunden ohne Gegentor. In dieser Zeit könnte man mit dem Auto einmal quer durch Deutschland von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen fahren.
Zuletzt modifiziert von rwe2010 am 09.11.2012 - 15:08:44