Wir sind ja schon Kummer gewohnt



Tribüneneinsturz von 2009 - Bremer AG spricht von Montagefehler
Münster - Während Arbeiten an der neuen Tribüne im Preußenstadion kam es zu einem schweren Unfall mit verletzten Bauarbeitern: Die Dachkonstruktion der neuen Sitztribüne brach am Samstagmittag teilweise in sich zusammen. Dabei wurden zwei Bauarbeiter leicht verletzt, wie die Polizei berichtet. Der eine Bauarbeiter rettete sich mit einem beherzten Sprung aus einem Heb... wn
Samstag, 17.01.2009, 12:07 Uhr
20.12.2011, 00:12 Uhr
<1>Münster - Während Arbeiten an der neuen Tribüne im Preußenstadion kam es zu einem schweren Unfall mit verletzten Bauarbeitern: Die Dachkonstruktion der neuen Sitztribüne brach am Samstagmittag teilweise in sich zusammen. Dabei wurden zwei Bauarbeiter leicht verletzt, wie die Polizei berichtet.
Der eine Bauarbeiter rettete sich mit einem beherzten Sprung aus einem Hebebühnenkran, der vom niederschlagenden Betonpfeiler schwer beschädigt wurde, eine sogenannte Traverse, mit der Betonteile verschoben werden können, wurde von der Wucht eines Betonträger komplett zerstört. Einer der beiden Stahlbauer erlitt einen Schock, der andere verdrehte sich das Knie. Glück im Unglück, dass kein Mensch unter den tonnenschweren Betonelementen ums Leben kam.
Bei Dacharbeiten sind am Samstagmorgen von sechs freischwebenden Querträger, die jeweils 20 Tonnen schwer sind, drei eingestürzt. Zwei der drei Betonträger waren am Donnerstag eingesetzt worden, einer am Samstag. Bislang war das zweite Teil der Trägerkonstruktion nur provisorisch mit sogenannten Baubehelfs-Gerüsten abgesichert worden. Eine darauf spezialisierte Firma hatte das getan. Diese Sicherung hielt offenbar dem Gewicht der Träger nicht stand, sodass es zum Einsturz kam.
Nach dem Einsturz der drei Pfeiler, die miteinander verbunden waren und offenbar in einer Art Dominoeffekt aus den Halterungen rutschen und dann zu Boden krachten, sah dieser Teil der Tribüne wie ein Trümmerfeld aus. Nach erster Ansicht aber scheinen die bereits eingesetzten Betonteile für die Bestuhlung nicht beschädigt worden zu sein. Über die Kosten der Instandsetzung gibt es bislang keine Informationen. Spekuliert wurde prompt, dass Arbeiten mit der Hebebühne das Baugehelfs-Gerüst berührt und damit die Betonträger zum Einsturz gebracht hätten. Bestätigt wurde das nicht.
Die Bremer AG aus Paderborn, die den Bau der Tribüne federführend durchführt, zeigte sich tief bestürzt von den Ereignissen und verkündeten im Laufe des Tagesn folgende Presseerklärung: "Herr Bremer und die Vorstände der Bremer AG sind tief betroffen von der Nachricht über den Unfall beim Preußenstadion. Gottlob wurden dabei nur zwei Personen leicht verletzt. Die Ursache für den Unfall ist noch nicht herausgefunden. Was wir allerdings schon sagen können, es ist ein Montageunfall. Während der Montage waren die Betonträger abzustützen. Mit dieser Montageabstützung ist eine Spezialfirma beauftragt worden, die weltweit diese Art Arbeiten ausführt. Was bislang feststeht, diese Montageabstützung hat versagt. Die Ursache wird ein Sachverständiger feststellen. Danach werden wir die Presse und die Öffentlichkeit informieren. Die Bremer AG produziert und montiert seit 60 Jahren ca. 25.000 Stück Betonträger pro Jahr bis zu einer Länge von 50 Metern. Ein derartiger Unfall ist bisher nicht aufgetreten, deshalb sind wir sehr betroffen."
<2>Die Unfallstelle wurde zur Mittagszeit sofort weiträumig abgesperrt. Vor Ort wurde nach weiteren Verletzten gesucht. Wie die Feuerwehr später mitteilte, seien wohl keine Personen mehr unter der eingestürzten Konstruktion aufgefunden worden. Zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich nur wenige Arbeiter auf der Baustelle.
Martin Hugel, Jugendtrainer beim SC Preußen Münster, war Zeuge des Vorfalls. Von der Geschäftsstelle aus hörte er über mehrere Sekunden den Einsturz von Teilen der Dachkonstruktion, das war um 11.37 Uhr. Die Vereinsspitzen mit Aufsichtsrats-Vorsitzendem Thomas Bäumer, Carsten Gockel und Präsident Dr. Marco de Angelis eilten sofort zum Stadion, um sich ein Bild vom Ausmaß des Unfalls zu machen.
Sie alle waren sichtlich schockiert vom Anblick. "Unfassbar", sagte Marco de Angelis beim Blick auf den eingestürzten Rohbau, der kürzlich fertiggestellt worden war. Eine knappe Stunde nach dem Unfall kam auch Stadtdirektor Hartwig Schultheiß ins Stadion, um sich über den Hergang zu informieren. Mitarbeiter des Amtes für Arbeitsschutz werden laut Polizeiangaben die Baustellle untersuchen, bis dahin darf an der Unfallsstelle nicht gearbeitet oder irgendetws verändert werden.
Die Bremer AG aus Paderborn, die mit dem Bau der 4,8 Millionen Euro teuren Sitztribüne beauftragt ist, machte bisher keine Angaben, wie lange die Fertigstellung des Bauprojekts nun voraussichtlich dauern wird. D
as Unternehmen aus Paderborn hatte, nachdem die ursprünglich als Bauuinternehmer vorgesehene Duisburger Hellmich-Gruppe eine Kostenexplosion für eine vergleichbare Tribüne von über sechs Millionen Euro angekündigt hatte, das Projekt zu einem Festpreis erhalten. Ursprünglich geplant war, dass Zuschauer ab Ende März die Heimspiele des SCP von der neuen Sitztribüne verfolgen können. Die komplette Fertigstellung der Tribüne mit Funktionsräumen und Business-Bereich war für Mitte Mai vorgesehen. Der Rohbau der Tribüne sollte am 12. Februar abgenommen werden. Bislang hatte das Bauunternehmen aus Ostwestfalen einen Zeitpuffer zu den vertraglich fixierten Bau-Fristen.
Die Bremer AG, die bereits die erste Ratenzahlung für das Bauprojekt erhalten hat, konnte die Arbeiten im Preußenstadion trotz der Frost- und Kälteperiode dem vorgegebenen Zeitplan gemäß durchführen können. "Wir lagen perfekt in der Zeit", meinte Aufsichtsrats-Chef Thomas Bäumer. Aber er hat Hoffnung, dass bald wieder an der Tribüne gearbeitet wird: "Ich glaube, Ende der Woche geht es weiter." Entweder kann dann der Schaden behoben und weitergebaut werden, oder es gibt einen Rückbaum im großen Stil, es wäre der zweite Anlauf für die Arbeiten.