Offenbach gehört wie kaum eine andere deutsche Stadt zu einer verlorenen Generation, die auf alle Ewigkeit kaputt ist. Man könnte fast sogar noch Verständnis haben mit diesen Gewalttätern, die unbewusst durch einen Hilfeschrei ihrer Verzweiflung Ausdruck geben. In dieser Südwest-Liga spielt mindestens noch eine weitere Stadt mit Pirmasens, für die das auch gilt:
Zu dieser Erkenntnis reichen einen Minimum an politischer und sozialer Empathie.
Offenbach, nach dem Krieg Zentrum der deutschen Lederwarenindustrie, Pirmasens das Gegenstück zur deutschen Schuhindustrie - sind platt: Alles vorbei, die Leute in Arbeitslosigkeit geschickt, produziert wird jetzt in Asien,
die Einkaufsstraßen sind voller leerer Läden, extrem hoher Migrationsanteil, Deutsche ziehen weg, wenn sie es sich leisten können - Städte ohne Hoffnung auf Besserung.
Man sollte aber nicht glauben, es bliebe auf diese Branchen beschränkt. Das wird noch ganz andere Wirtschaftszweige in Deutschland betreffen, z. B. den Bankensektor.
Hierzu ein persönliches Beispiel von gestern (samstags). Es gibt in Deutschland noch Banken, die noch Guthabenzinsen geben. Man wählt eine deutsche Telefonnummer - und man landet auf Nachfrage in Zypern, ausgelagert: Billige, junge Hilfskräfte, die rund um die Uhr sieben Tage 24 Stunden arbeiten. Als Fußballfreund habe ich mich auch über das Stadion Larnaka unterhalten, wo früher Helmut Schöns Buben auf Sand spielten. Heute gäbe es dort Kunstrasen, wie der Callcenter-Mitarbeiter sagte.
Letzlich interessieren mich die Guthabenzinsen, Moral kommt in Geldsachen immer an zweiter Stelle. Wer in Finanzsachen Moral zeigt, der kassiert eben deutsche Strafzinsen.
Auch die deutschen Banken werden in Kürze den Weg der ehem. Schuh- und Lederwarenindustrie gehen. Bankmitarbeiter sind gut beraten, keine Nadelstreifenanzüge mehr zu kaufen - es lohnt nicht mehr.
Tja, "Offenbach" wird es bald überall geben. Die geschilderten Krawalle sind ein Akt der Verzweiflung einer "lost generation".