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BVB: S. Willeke sorgte für "Emmas" weite Reise vom Borsigplatz nach Afghanistan
BVB-Hasen am Hindukusch

BVB: Stefan Willeke sorgte für "Emmas" weite Reise vom Borsigplatz nach Afghanistan
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Nein, Borussia Dortmund sei in Afghanistan weiterhin eher kein Begriff. Dennoch sorgte der BVB auf Initiative seines Anhängers Sascha Willeke jüngst für glänzende Kinderaugen im Norden der gebeutelten Krisenregion. 1600 Exemplare des Maskottchens "Emma", BVB-Bären -und Hasen fanden den Weg von Borsigplatz zum Hindukusch.

Im vergangenen Jahr war der 23-Jährige Bundeswehrsoldat erstmals in der Krisenregion. Die Bilder, die der Sendener bei seinen Patrouillenfahrten im Rahmen seines Isaf-Einsatzes in Mazar-i-Sharif sah, ließen ihn nicht mehr los. Beim Renovieren im Haus seiner Tante kam ihm dann die Idee. Er beschloss bei seinem zweiten Einsatz in Ala Chalan nicht mit leeren Händen nach Afghanistan zurückkehren und löste damit in seinem Heimatort eine ungeahnte Hilfswelle aus, die auch die Schwarz-Gelben erfasste. Der ehemalige Vorsitzende der BVB-Fanabteilung Reinhard Beck stellte den Kontakt zum Verein her. Merchandising-Chef Matthias Zerber war sofort Feuer und Flamme und unterstützte die Aktion.

Sascha Willeke, Sie haben im Juni Ihren zweiten viermonatigen Einsatz in Afghanistan beendet. Schildern Sie uns bitte Ihre Eindrücke! Die Menschen leben dort weiterhin in einer unglaublichen Armut. Viele in kargen Lehmhütten ohne Fenster. Aber es hat sich zwischen meinen beiden Einsätzen innerhalb eines Jahres auch eine Menge getan. Die Leute spüren das. Bei meinen Kontakten mit der Bevölkerung im Rahmen der Patrouillen erlebte ich eine Menge Dankbarkeit für die Sicherheit und die Fortschritte, die dort gemacht werden konnten. Ich persönlich hatte das Gefühl, die Menschen dort fühlen sich jetzt wohler und freier. Deshalb bin ich auch dafür, den internationalen Einsatz dort noch nicht zu beenden.

Dennoch wollten Sie den Menschen dort noch mehr geben, als nur Sicherheit und haben mit einer riesigen Hilfsaktion dafür gesorgt, dass fast drei Tonnen Spielzeug, Fahrräder und Kuscheltiere im Norden Afghanistans an die Menschen verteilt werden konnten. Wann kam Ihnen die ungewöhnliche Idee? Die Kinder leiden dort unglaublich unter der Armut. Sie müssen hart arbeiten und besitzen oft nicht mehr als die eigene Kleidung. Ich habe sie selten lachen gesehen. Beim Renovieren im Haus meiner Tante kurz vor Weihnachten hatten wir am Ende des Tages eine volle Kiste mit Spielzeug, die wir entsorgen wollten. Zunächst wollte ich nur diese eine Kiste in meinem persönlichen Gepäck mit nach Afghanistan nehmen. Dann fasste ich den Entschluss so viel Spielzeug wie möglich zu sammeln, um möglichst vielen Kindern eine Freude zu bereiten. Damit die Mädchen und Jungen wenigstens ab und an die Möglichkeit haben, Momente einer unbeschwerten Kindheit erleben zu können. Bei uns wird so viel Brauchbares einfach weggeworfen und die Kinder dort haben gar nichts. Wie haben Sie den Transport organisiert? Das war ein großer logistischer Aufwand. Ich habe meine Idee bei der Bundeswehr vorgetragen. Die Verantwortlichen waren begeistert. Die Sachen sind dann in Transportflugzeugen der Bundeswehr über Usbekistan zum Stützpunkt in Mazar-i-Sharif gelangt. Da zunächst keine Transportkapazität frei waren, sind die Spenden erst Mitte April dort eingetroffen. Ende April haben wir dann mit der Verteilung begonnen. Leider ist so etwas ziemlich teuer, so dass man derartige Dinge nicht beliebig wiederholen kann.

Wenn viele nichts haben, fällt die Auswahl schwer. Wie haben Sie eine gerechte Verteilung sicher gestellt? Um möglichst viele Kinder zu erreichen, haben wir die Spenden in Ala Chapan über Schulen und Kindergärten an Familien aus den umliegenden Dörfern verteilt. Wir haben den Weg über die Maliks gewählt. Die Maliks sind die Stammesältesten und im allgemeinen unsere Ansprechpartner. Das war der sinnvollste Weg, weil Sie die Verhältnisse vor Ort am besten kennen. Die Sachen sind von insgesamt 14 Maliks in Begleitung von jeweils fünf Kindern abgeholt worden. Wir schätzen, dass insgesamt Familien mit rund 15.000 bis 20.000 Menschen bedacht wurden.

Welche Rolle spielt der Fußball in Afghanistan?

Die meisten Menschen wissen schon, was Fußball ist. Sie spielen das auch sehr gerne. Aber die Menschen in den Dörfern haben keinen Fernseher, keine Zeitung. Mit Borussia Dortmund oder der Bundesliga im Allgemeinen konnten die nichts anfangen. Wir haben Ihnen dann erklärt, dass der BVB einer der größten und beliebtesten Vereine in Deutschland ist. Und die Kinder haben sich über Emma und die schwarz-gelben Stofftiere sehr gefreut. Ich habe in meiner ganzen Zeit in Afghanistan nicht so viele glückliche Gesichter gesehen.

Was haben Sie für sich mitgenommen? Dass man auch mit kleinen Sachen große Freude bereiten kann und wir uns alle regelmäßig hinterfragen sollten, ob gewisse Dinge in unserer konsumorientierten Gesellschaft zum Glücklichsein wirklich erforderlich sind.

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