„Wir haben den Aufruf geprüft, aus Sicht der Dortmunder Polizei ist das als Versammlung im Sinne des Versammlungsgesetzes zu werten“, sagt Polizei-Sprecherin Cornelia Weigandt auf Anfrage dieser Redaktion. „Wir versuchen nun, einen Veranstalter zu identifizieren, um mit ihm über Rechte und Pflichten rund um eine solche Versammlung zu diskutieren.“
Derzeit liege der Polizei keine Anmeldung vor. Nach dem Versammlungsgesetz muss eine Versammlung unter freiem Himmel 48 Stunden vor der Bekanntgabe bei der zuständigen Behörde angemeldet werden – in diesem Fall also der Dortmunder Polizei.
Zu dem Fanmarsch aufgerufen hat das Bündnis „Südtribüne Dortmund“, in dem sich viele aktive Fans aus Fanclubs und Ultragruppen, aber auch Einzelpersonen versammeln. Die BVB-Fans wollen erneut ihren Unmut über RB Leipzig kundtun. Dass dies im vergangenen Februar in Ausschreitungen eskaliert war, bei denen zehn Menschen verletzt wurden, hat an ihrer grundsätzlichen Einschätzung nichts geändert. „Dietrich Mateschitz‘ Projekt ist heute genauso abzulehnen wie damals“, schreibt das Bündnis auf seiner Homepage in Richtung des Österreichers Mateschitz, dessen Getränke-Imperium RB Leipzig alimentiert. „Wir dürfen es niemals hinnehmen, dass ein Konzern den Fußball als Werbeplattform für sein Produkt missbraucht, allen Hofierungen und Anbiederungsversuchen der Medien- und Sportlandschaft zum Trotz. Alles, woraus unser Sport seine Faszination zieht, wird von ‚RasenBallsport‘ mit Füßen getreten.“
Um vor dem Spiel „ein starkes Zeichen gegen den RB-Konzern und sein Verständnis von Fußball zu setzen“, wollen sich die BVB-Anhänger am Samstag um 15 Uhr an den Räumen des Fanprojekts nahe der Hohen Straße versammeln und ab 16 Uhr gemeinsam zum Stadion ziehen. Gerade für die Ultragruppen ist dieser gemeinsame Marsch zum Stadion eigentlich nicht ungewöhnlich – für die Polizei spielt bei der Bewertung der Veranstaltung allerdings auch eine Rolle, dass sie mit einer inhaltlichen Kundgebung – in diesem Fall Protest gegen RB – verknüpft ist.
Dass die Sicherheitskräfte am Samstag gegen die Veranstaltung vorgehen, ist dennoch eher nicht zu erwarten. „Die oberste Priorität aller polizeilichen Maßnahmen liegt bei der Sicherheit aller Zuschauer am Samstag“, sagt Weigandt. Daraus lässt sich auch ableiten: Sollte der Zug zum Stadion einigermaßen gesittet über die Bühne gehen, lässt die Polizei ihn auch ohne Anmeldung gewähren. Denn eine solche Veranstaltung aufzulösen, würde die Lage nur unnötig eskalieren und die Situatioon ums Stadion extrem unübersichtlich machen. Zieht der harte Kern an BVB-Fans gemeinsam zum Stadion, hat man ihn leicht im Blick und unter Kontrolle – aus polizeitaktischer Sicht sicherlich kein Nachteil.