Gutes Thema, VanderSauer, doch sehr vielschichtig.
Prinzipiel gilt vorab ; ohne einen, wirtschaftlich, und deshalb auch sportlich, gesunden Amateuerfußball, wird es langfristig keinen Spitzenfußball in Deutschland geben. Das Heranführen neuer Talente, auf breiter Basis hin zur Eliteförderung des DFB, ist nur allein durch die Profivereine und Schulförderung nicht zu bewerkstelligen. Das muss allen an dieser Diskussion Beteiligten klar sein. Jegliche Fortführung des Themas, ohne Einbeziehung dieses Grundsatzes, entbehrt dann jeder Grundlage.
Die DFL schiebt mit dem 13.oo Uhr-Termin eine bessere Vermarktung im Free-TV an, ein guter Ansatz, wenn er denn so, den wirklichen Gründen entspricht. Die momentane Sendezeit am Sonntag ab Zehn ist schlecht, die Werbeeinnahmen für das DSF sind anhand mangelnder Quoten, für das Produkt Bundesliga sicherlich nicht angemessen genug, aber, warum denn 22.oo Uhr ? Ein Termin um 20.oo Uhr ist machbar, denn es schaut Keiner weniger Premiere, wenn ein Spiel jetzt 2 Stunden eher im Free-TV zusehen ist. Die profitableren Werbeeinnahmen des DSF würden im gleichen Haus wie Premiere verbleiben. Die von VanderSauer vermuteten, asiatischen Gründe, erscheinen eher einleuchtend.
Doch kann ein 13.oo Uhr-Spiel zu einem Schuß ins eigene Knie mutieren, wenn der Verbraucher den Markt selbst wieder regeln würde, wie seinerzeit die Sendung ran, wegen fehlender Werbeeinnahmen auf ihren angestammten Platz zurückkehrte. Ist der Großteil der Zuschauer nicht für ein Mittagsspiel im Wohnzimmer zu begeistern, werden nur die Millionen aus Asien das Loch im Geldbeutel stopfen können, doch was nützt der DFL ein Bekanntheitsgrad in China, wenn sich im eigenen Land die Sportart immer weiter degeneriert. Eine Tendenz zum weiteren, treuen Besuch des heimischen Amateurfußballs wird augenscheinlich aber nicht stattfinden. Die untersten Ligen verspüren beim Sonntags-Heimspiel des S04 grundsätzlich eine Zuschauereinbuße von ca. 20%, je nach Lauf und Stimmigkeit des Spiels, verlassen in derem Verlauf noch einmal, zwecks rechtzeitiger Anreise, ca. 25% den Amateurverein.
Was bleibt, ist das fehlende Geld, bei einem 13.oo Uhr-Spiel mit Sicherheit noch mehr fehlendes Geld. Man fühlt sich an die Debatte der Managergehälter erinnert. Da, wo sich genug Geld befindet, dort wird der Rest zu Lasten der Kleinverdiener auch noch deponiert. Die Schere treibt die Gegensätze weiter auseinander, ob sie eines Tages sich selbst überspannt, ist zu vermuten. Amateurvereinen steht anhand mangelnder Einnahmen, der Verlust so mancher Jugendmannschaft ins Haus. Die Kinder ohne fußballerischen Einfluß in der Kindheit, können nicht zu den Fans von Morgen heranwachsen, die Zeiten des legendären Straßenfußballs gehören, geschichtlich Gesehen, schon fast in die Dekaden des Wirtschaftswunders. Andere, teils amerikanisierte Sportarten werden dem Fußball den Rang ablaufen. Nicht Morgen, wahrscheinlich auch noch nicht in 10 Jahren, aber, je kommerzieller die Entwicklung im Pay-TV-Bereich, je rückläufiger die Begeisterung in der späteren Bevölkerung.
Bleibt noch die Frage, in wie weit der Amateurfußball in seiner Gesamtheit, dem Problem gegenübertreten wird. Solidaritätsprogramme oder ein Organisieren in Gewerkschaftlichen Strukturen, werden mangels gemeinsamer Interessenslage, fehlender Kompetenz vieler Vorstände und teilweiser Ignoranz der Situation, bei den meisten, kleineren Vereinen nicht zu Stande kommen. Die Verbände, hier WFLV, sind auf Grund eingefahrener und verkrusteter Strukturen, nicht mehr für den Klein-Verein federführend, die Kreise zu schwach, in der Spitze zu alt, und die breite Öffentlichkeit, nicht maßgebend.
So bleibt die Entwicklung abzuwarten und dem Ärger in Foren und auf Sportplätzen seine Plattform zu bieten, vor allem bleibt zu Bedenken :
Die Wurzel ist hier, und nur die Wurzel treibt die Pflanze zu herlicher Blüte.
Dr. Müller-Wohlfahrt:
Wegen Gyula Lorant hätte ich beinahe aufgehört. Er hat mir mal erklärt, daß man einen herausgesprungenen Meniskus am besten mit der Eckfahne wieder reinhaut.