Und als solche im Fastenmonat Ramadan nur zur Dunkelheit Nahrung zu sich nehmen. Übersetzt werden kann der Begriff mit „Sommerhitze“. Ob im übertragenen Sinn damit jedoch das körperliche Verzichtsgefühl oder das „Ausbrennen der Sünden“ gemeint ist, ist Ansichtssache. Bis zum 19. September sind alle gläubigen Muslime aufgerufen, zu fasten. Damit ist nicht nur der Verzicht auf Essen und Trinken gemeint, sondern auch eine „innere Einkehr“, die auch darin bestehen kann, weniger zu sprechen oder auf bestimmte Annehmlichkeiten des Alltags zu verzichten, zum Beispiel den TV-Konsum einzuschränken.
Dr. Joachim Schubert, Sportmediziner aus Bochum, sieht kaum Vereinbarkeit von Ramadan und Fußball:
„Das ist sehr problematisch. Es ist weniger die feste Nahrung, sondern vielmehr die fehlende Flüssigkeit, die den Leistungssport beeinflusst. Durch viel Essen morgens und abends lässt sich der Verzicht tagsüber kompensieren. Aber während einer längeren Sporteinheit nichts zu trinken, beeinträchtigt zum einem die Leistung und kann zum anderen gesundheitliche Komplikationen hervorrufen. Man sollte pro Stunde Leistungssport einen bis zwei Liter Wasser zusätzlich zu sich nehmen“, gibt der Experte zu bedenken.
Der Sportarzt sieht folgende Gefahren: „Es kann zu erheblichen Kreislaufproblemen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch führen, die Nierenfunktion kann beeinträchtigt und das Immunsystem geschwächt werden, der Sportler ist anfälliger für Infektionskrankheiten.“ Schubert rät deshalb zum „Entweder oder“: „Ich kann nur jedem raten, der sich an den Ramadan halten möchte, auf längere sportliche Einheiten – dazu zählt ein 90-minütiges Fußballspiel – zu verzichten. Dieses Gebot der Religion und Sport passen nicht zusammen. Als Mannschaftsarzt würde ich einen Profisportler, der sich an den Ramadan hält, aus dem Spielgeschehen rausnehmen.“
Länge und Zeitpunkt des Ramadans können allerdings variieren, die Mondphasen bestimmen den genauen Termin. Entscheidend für die tägliche Fastendauer sind die Tageszeiten: Von Sonnenaufgang bis -untergang ist demnach untersagt, weder flüssige, noch feste Nahrung zu sich zu nehmen. Zumindest, wenn man den maßgeblichen Koranvers streng auslegt: „Esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt“, ist die Regel des Koranverses 187 der zweiten Sure. Der Vers 183 der gleichen Sure ist es, der den neunten Monat des muslimischen Kalenders als Fastenmonat Ramadan bestimmt.
Genaueres wird nicht im Koran selbst bestimmt, sondern in anderen religiösen Schriften, wie dem Hadith Abu Dawud, Buch 13: „Der Monat besteht aus 29 Tagen. Fastet erst, wenn ihr die Mondsichel (hilal) seht, und brecht das Fasten erst, wenn ihr sie wieder seht.“
Während der Zeitpunkt des Fastenbrechens also recht genau zu bestimmen ist, gehen die Meinungen über Ausnahmeregelungen der Pflicht auseinander. So gilt im Allgemeinen, dass bei körperlicher Belastung durch harte Arbeit oder Krankheit eine Ausnahme gemacht werden kann. Inwiefern sich auch Fußballer auf dieses Privileg berufen können ist jedoch, wie bei vielen Regeln des Islams, Auslegungssache.
Viele Aktive beschränken sich darauf, nur außerhalb von den Spiel- oder Trainingszeiten zu fasten. Oder die ausgelassenen Tage später nachzuholen. Rigoroser ist Abdul Haimami, Mittelfeldspieler beim Landesligisten SG Schönebeck. Er verzichtet tagsüber komplett auf Essen und Trinken und hat damit keine schlechten Erfahrungen gemacht - ganz im Gegenteil: „Ich habe festgestellt, dass ich gerade in diesen vier Wochen, in der Zeit des Ramadans, noch stärker bin als sonst und noch mehr Leistung bringe. Vielleicht ist das aber auch eine Kopfsache“, schöpft der Kicker gar Kraft aus dem Verzicht.
So oder so: Mit dem Beginn des neuen Monats Schawwal, den man ebenfalls durch die Sichtung der neuen Mondsichel festlegt, feiern die Muslime das Fest des Fastenbrechens. Dann braucht auch der strikteste Gläubige auf nichts mehr zu verzichten. Auch wenn das wie im Fall von Haimami vielleicht gar nicht dazu führt, dass er dann erfolgreicher Fußball spielt.
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