„Erfahrungen vererben sich nicht – jeder muss sie allein machen“ – dieses Zitat vom lange verstorbenen Schriftsteller Kurt Tucholsky beschreibt treffend, was dem SV Horst-Emscher 08 in der Hinrunde der Westfalenliga Staffel 2 ein ums andere Mal zum Verhängnis wurde, wenn es darum ging, Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Wie zum Beispiel am 14. Spieltag, als man zuhause gegen den SC Neheim in der 88. Minute den Gegentreffer zur 1:2-Heimniederlage schlucken musste. Oder auch am darauffolgenden 15. Spieltag, als man bei der SG Finnentrop/Bamenohl innerhalb von drei Minuten einen Zwei-Tore-Vorsprung noch kurz vor Schluss verspielte. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt und waren oft zu naiv, machten viele individuelle Fehler“, so das Resümee des Horster Trainers Jens Grembowietz über seine junge Mannschaft.
Der Abgang von Leistungsträger Ahmet Inal zu Saisonbeginn zur Sportvereinigung Erkenschwick konnte bisher noch nicht aufgefangen werden. Horst-Emscher stellt die zweitharmloseste Offensive der Liga. Nichtsdestotrotz wurde der Fokus in der Wintervorbereitung auf die Defensivarbeit und das Umschaltverhalten gelegt, denn in den meisten Spielen der Hinrunde war man mit dem Gegner „spielerisch mindestens auf Augenhöhe“, so Grembowietz. „Vor dem Tor fehlte uns teilweise die Überzeugung und Effizienz“.
Das Ziel für die Horster, welche zurzeit mit 13 Punkten den 14. Rang belegen, bleibt selbstredend der Klassenerhalt. Helfen sollen dabei die Neuzugänge Ali Serhan (YEG Hassel) und Ibrahim Omeirat (zuletzt SW Eppendorf), der bereits seit Oktober auf dem Schollbruch mittrainiert. Während Serhan im zentralen Mittelfeld zuhause ist, soll Omeirat den Konkurrenzkampf im Tor neu entfachen.
Horst 08 hat zwei Zugänge verpflichtet, ein Spieler verabschiedet sich per SMS
Trainer Grembowietz will sich daher bis zum ersten Rückrundenspiel gegen DSC Wanne-Eickel noch nicht auf eine Nummer eins festlegen. Nicht mehr mit an Bord ist Stürmer Tolga Cengelcik, der den Verein zum wiederholten Male verlassen hat und zum SV Schermbeck in die Oberliga wechselt. Seinen Wechsel hat der Spieler dem Trainer dabei per SMS mitgeteilt, was diesen „persönlich und menschlich“ enttäuschte. „Der plötzliche Wechsel war ein Schlag in den Nacken und nach all dem, was der Verein für ihn getan hat, ziemlich charakterschwach“, lautet das Urteil des Cheftrainers.
Doch auch ohne den Stürmer sieht er seine Mannschaft auf einem guten Weg, das Ziel Klassenerhalt zu realisieren. Darüber hinaus ist auch die Kaderplanung für die nächste Saison in vollem Gange, dabei soll das Team größtenteils zusammengehalten und gezielt verstärkt werden. Zudem baut der Trainer auf die Stärke der eigenen Jugendspieler: „Wir sehen uns als Ausbildungsverein, der Verein wirft nicht mit Geld um sich.“ Die ersten Gespräche verliefen jedoch bereits positiv, so auch das Gespräch über seine eigene Zukunft im Verein. „Es war ein gutes Gespräch, ein erstes Abtasten. Wir haben da im Moment gar keinen Stress. Ich kann es mir aber sehr gut vorstellen, über die Saison hinaus Trainer zu bleiben“, so der 31-Jährige Elite-Jugend-Lizenz Inhaber.
Der Klassenerhalt wäre sicherlich sowohl für den Trainer als auch für den Verein ein Argument für eine weitere Zusammenarbeit über die Saison hinaus. Den ersten Schritt können die Gelsenkirchener am kommenden Wochenende machen, wenn sie beim Auswärtsspiel in Herne beim DSC Wanne-Eickel wieder um drei Punkte kämpfen.
Autor: Cedric Spielhoff