Am Transfer von Ilkay Gündogan von Borussia Dortmund zu Manchester City verdienen die beiden Amateurklubs aus Gelsenkirchen ebenfalls mit. Denn der 25 Jahre alte deutsche Nationalspieler mit den türkischen Wurzeln wurde einst auch im Jahnstadion und an der Löchterheide ausgebildet, und das Reglement des Weltfußballverbandes sieht bei internationalen Spielerwechseln einen sogenannten Solidaritätsbeitrag für die Ausbildungsvereine vor.
Der Solidaritätsbeitrag steht denjenigen Vereinen zu, die einen Spieler vom 12. bis zum 23. Geburtstag ausgebildet haben. Er ist vom aufnehmenden Verein jedoch unabhängig vom Alter des Spielers bei jedem internationalen Transfer, in dessen Zusammenhang eine Ablösesumme fällig wird, zu zahlen. Die Berechnung erfolgt anhand eines festgelegten Schlüssels, insgesamt muss der aufnehmende Verein fünf Prozent der Transfersumme für die Ausbildungsvereine des Spielers beiseitelegen und an diese zahlen. Im günstigen Fall mehrerer internationaler Transfers eines Spielers kann ein Ausbildungsverein über den Solidaritätsmechanismus somit von der gesamten Karriere „seines Spielers profitieren.
Im Fall des am 24. Oktober 1990 geborenen Ilkay Gündogan sieht die Rechtslage so aus: Der langjährige Dortmunder kickte von 1993 bis 1998 und von 1999 bis 2004 für den SV Hessler 06. In der Saison 2004/05 schnürte er die Fußball-Schuhe für die SSV Buer. Im betreffenden Zeitraum ab dem zwölftem Geburtstag war er also zwei Jahre lang für die Heßleraner sowie ein Jahr lang für die Bueraner aktiv. Die Ablösesumme, die Manchester City an den BVB zu zahlen hat, beträgt 27 Millionen Euro. Für die Zeit zwischen dem 12. und 15. Geburtstag sind pro Jahr 0,25 Prozent und für die Zeit bis zum 23. Geburtstag jährlich 0,5 Prozent fällig. In Euro ausgedrückt: Der SV Hessler 06 partizipiert am Gündogan-Transfer mit 135 000 Euro und die SSV Buer mit 67 500 Euro. Außerdem kassieren der VfL Bochum (540 000 Euro) und der 1. FC Nürnberg (270 000 Euro) mit. Der FC Schalke 04 geht leer aus, denn für die Königsblauen spielte Ilkay Gündogan nur vor seinem zwölften Geburtstag.
Die Heßleraner und die Bueraner haben ihre Ansprüche per E-Mail an ManCity angemeldet und warten täglich auf eine abschließende Antwort. „Der FC Schalke 04 und der VfL Bochum haben uns unterstützt, um formal alles richtig auf die Kette zu bekommen“, teilt Buers Vorsitzender Norbert Bauer mit. „Passieren kann da nichts mehr. ManCity ist zahlungspflichtig und wird dieser Pflicht auch nachkommen.“
Wer bisher gedacht hat, dass beim Scheich-Klub im Norden Englands die Geldscheine nur so aus dem Boden sprudeln, wird über die folgende Anekdote schmunzeln. „ManCity hat bei uns nachgefragt, ob sie den Betrag auch in zwei Raten bezahlen können“, berichtet Norbert Bauer. Rainer Konietzka, der Klub-Chef der Heßleraner, hat ebenfalls eine solche Eingangsbestätigung der Briten erhalten. „Das ist bei diesen Transfers wohl die Regel“, sagt er. „Eigentlich hatte ich gedacht, dass ein solcher Betrag von Manchester City als Peanuts angesehen wird. Aber im Grunde ist es egal, wie der Betrag gezahlt wird. Hauptsache wir bekommen ihn.“
135 000 Euro für das Vereinsheim
Für seinen Verein sind die 135 000 Euro alles andere als Peanuts. „Damit wäre der Etat für etwa acht Jahre gesichert“, bestätigt Rainer Konietzka und fügt hinzu: „Wir werden das Geld nicht in Beine, sondern in Steine investieren.“ Was bedeutet: Davon profitiert nicht die erste Mannschaft, sondern der gesamte Verein.
„Es gibt da zwei, drei Überlegungen“, sagt der 06-Vorsitzende. „Wir wollen das Vereinsheim renovieren, auch die Toilettenanlagen. Neue Spieler für die erste Mannschaft kaufen wir dafür allerdings nicht.“ Und er denkt auch an diejenigen, denen es nicht so gut geht: „Ich stehe auf dem Standpunkt: Wenn es mir gut geht, soll es anderen auch gut gehen. Wir werden einen Teilbetrag sicherlich wohltätigen Zwecken zukommen lassen.“
Hoffen auf den nächsten Wechsel
Auch in Buer wird die erste Mannschaft nur mittelbar Nutzen aus dem Geldsegen aus England ziehen. „Ein Teil des Geldes, etwa 30 000 Euro, ist verplant als Eigenanteil für die Erneuerung des alten Kunstrasenplatzes. Der Rest soll als Grundstock dienen für die Umwandlung des Ascheplatzes in einen weiteren Kunstrasenplatz“, sagt Norbert Bauer.
Der Klubchef hofft, dass Ilkay Gündogan noch vor Ablauf seines Vier-Jahres-Vertrages bei ManCity voll einschlägt. „Und dann“, wie er hinzufügt, „für 120 Millionen Euro nach Real Madrid weiterverkauft wird.“ Auch Rainer Konietzka von Hessler 06 würde sich darüber sicherlich freuen. Denn dann käme ein weiterer warmer Geldregen über die beiden Gelsenkirchener Amateurklubs hernieder …