Mit einer beeindruckenden Serie hat sich der ehemalige Oberligist auf Platz sechs vorgeschoben. Was aktuell besser läuft als zu Saisonbeginn, was in den nächsten Wochen, aber auch in ein paar Jahren für den VfB drin ist, besprachen wir mit Trainer Christian Gabmeier.
Christian Gabmeier, nach einem höchstens durchwachsenen Start rollt der VfB nun das Feld von hinten auf. Was ist in Kirchhellen passiert? In den ersten beiden Spielen haben wir zehn Gegentore kassiert, das war natürlich hart. Außerdem haben wir auf ein neues System mit der Viererkette umgestellt, das dauerte seine Zeit. Aber das war mir auch bewusst, deshalb ist der schwache Start auch erklärbar. Schließlich hatten wir auch arge Personalprobleme. Jetzt haben wir zwar immer mal wieder noch mit Ausfällen zu kämpfen, aber insgesamt ist die Personalsituation jetzt besser.
Es scheint, als habe sich nach der 0:3-Niederlage gegen Grafenwald alles zum Positiven gedreht. Stimmt der Eindruck? Das Spiel war für uns das große Derby, und das dann mit 0:3 zu verlieren, war natürlich eine absolute Enttäuschung. Ich habe dann lange überlegt, was man machen kann: Holst du jetzt den großen Hammer raus, oder nicht? Ich habe mich dann für die ruhige Variante entscheiden, weil ich mir sicher war, wenn ich da Theater gemacht hätte, dann hätten einige junge Sipeler erst recht den Kopf in den Sand gesteckt.
Offenbar zahlen die Spieler das jetzt zurück. Zunächst einmal haben die Jungs in den letzten Wochen super trainiert und sind mit Riesenspaß bei der Sache, obwohl es für sich auch ganz schön harte Arbeit ist. Aber wir haben jetzt aus den letzten sechs Spielen 16 von 18 möglichen Punkten geholt, dabei 17:1 Tore geschossen. Das ist schon fast beängstigend. Sie haben im Sommer in Kirchhellen übernommen. Mittlerweile dürften Sie die Mannschaft kennengelernt haben. Was dürfen Sie verraten? Wir haben eine sehr junge Mannschaft, ein Typ wie Boris Bogdahn, unser Torwart, ist mit seinen 32 Jahren aber auch ein ganz wichtiger Faktor. Charakterlich ist das eine einwandfreie Truppe, da ist nicht ein Stinkstiefel dabei, auch nicht die Nummer 16 oder 17 im Kader.
Aktuell steht der VfB auf Platz sechs. Wäre man damit am Saisonende auch zufrieden? Das vor der Saison formulierte Ziel war ein einstelliger Tabellenplatz. Ich bin aber kein Typ, der sich damit zufrieden gibt, wenn mehr drin ist. Ich will nicht im unteren Mittelfeld herumdümpeln. Die nächsten Wochen werden für uns wegweisend sein, wir spielen hintereinander gegen den Ersten, den Fünften und den Zweiten. Entweder punkten wir da und können weiter nach oben blicken oder wir bleiben im Mittelfeld stecken. Aber auch das kommende Spiel gegen den FC Gladbeck wird nicht einfacher, die sind besser als der Tabellenplatz aussagt.
Wenn Sie mal viel weiter in die Zukunft blicken - hoffen Sie, dass Sie an der Löwenfeldstraße etwas Langfristiges aufbauen können? Da der Verein in der Vergangenheit in der Oberliga gespielt hat, ist zumindest der Bezirksliga-Aufstieg mittelfristig doch bestimmt ein Thema. Ich war elf Jahre lang beim BVH Dorsten tätig und hoffe, dass ich auch hier langfristig arbeiten kann, denn ich kenne es eigentlich nicht anders. Ich war immer ein Trainer, der den eigenen Nachwuchs gefördert hat, deshalb hat man mich bestimmt auch nach Kirchhellen geholt. Wenn uns das gelingt, kann man irgendwann vielleicht auch wieder um den Bezirksliga-Aufstieg mitspielen. Ob das dann in drei oder vier Jahren soweit ist, muss man abwarten. Aber meine Planung geht in diese Richtung. Vor Jahren hat man hier viel Geld für teure Spieler verschleudert. Davon wollen wir ganz weggehen. Die Identifikation mit dem Verein ist unheimlich wichtig. Wenn ich sehe, dass die Spieler bei einer Auswechslung so lauten Applaus bekommen, als wären 300 Zuschauer da, dann ist das ein Indiz dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das Umfeld hier ist hervorragend. Wenn der VfB ein Event veranstaltet, dann stehen sofort 80 Helfer parat. Das gibt es nicht mehr oft.