Den Aufstieg in die 3. Liga hatten die Fußballer des VfB Lübeck per Quotientenregel am Grünen Tisch erreicht, den Weg zurück in die Regionalliga müssen die Norddeutschen auf sportlichem Weg hinnehmen. „Es tut unheimlich weh, und die Enttäuschung ist groß“, sagte VfB-Coach Rolf Landerl nach dem nun am Montag nach dem 1:2 im Heimspiel gegen den FSV Zwickau am Montag. Da der 45 Jahre alte Trainer und bis zu 16 Spieler den Club verlassen sollen, könnte es ein Drittliga-Abschied für längere Zeit werden.
Landerl betonte vor dem letzten Saisonspiel am Samstag (13.30 Uhr/Magentasport) bei Hansa Rostock aber auch: „Wir haben den Klassenerhalt ja nicht gegen Zwickau verspielt, sondern hätten vorher unsere Punkte holen müssen.“ Dass dies nicht gelang, hatte auch mit hausgemachten Problemen an der Trave zu tun.
Regionalliga-Torschützenkönig Ahmet Arslan wechselte vor der Saison zum Zweitligisten Holstein Kiel, sein Partner Patrick Hobsch fand bei Landerl keine Gnade mehr. So fehlten allein die Schützen von 29 Toren der Vorsaison.
Zudem gab es im Winter Streit um Vize-Kapitän Florian Riedel, der in dessen Suspendierung gipfelte. Es fehlte dem Team insgesamt die Qualität und die offensive Durchschlagskraft, um den höheren Ansprüchen gerecht zu werden. Landerl stellte sich dennoch hinter sein Team: „Wir haben auch in vielen Spielen, in denen die Ergebnisse nicht so gestimmt haben, Komplimente bekommen für die Spielweise, das Kollektiv und die Mentalität.“
Auch finanziell war die Drittligasaison ein Desaster: Der Vorstandvorsitzende Thomas Schikorra sprach angesichts leerer Tribünen von einem Verlust von 1,3 Millionen Euro. Zudem litt der Verein darunter, dass ihm staatliche Corona-Hilfen verwehrt wurden, da er in den Vergleichsmonaten in 2019 noch in der Regionalliga gespielt hatte. Wenigstens gibt es vom Land Schleswig-Holstein nun Unterstützung für den Bau einer Rasenheizung an der Lohmühle, sodass in Zukunft die DFB-Auflagen erfüllt werden könnten.
Und so geht der Blick von Schikorra nach vorne: „Der VfB hat schon schlimmere Situationen überstanden. Mit der verbesserten Infrastruktur und der deutlich verbreiterten und treuen Sponsorenbasis haben wir ein gutes Fundament für einen erfolgreichen Neuaufbau. Die 3. Liga als Ziel werden wir nicht aus den Augen verlieren.“ Aufsichtsratschef Oliver Bruss ergänzte: „Ich habe schon vor einigen Jahren gesagt, dass es kein Sprint ist, sondern ein Marathonlauf, einen Verein im Profifußball zu etablieren.“
Auf dieser Distanz hat Sportchef Rocco Leeser jetzt eine schwierige Aufgabe vor sich. Rolf Landerl, mit 164 Spielen der VfB-Trainer mit den meisten Einsätzen in der Club-Historie, wird der Neuaufbau nicht zugetraut, der 45-Jährige muss nach fünf Jahren auf der Lohmühle gehen. Als Nachfolger sind Benjamin Duda (Hildesheim) und Co-Trainer Lukas Pfeiffer im Gespräch. Zu den Spielern, die den Verein verlassen sollen, zählt auch Torwart Lukas Raeder, der bislang keine Drittligaminute verpasst hat. dpa