Beim VfB Stuttgart jedoch spielen diese Überlegungen offenbar keine große Rolle, wie Jürgen Kramny erklärt: "Wir haben viele Nachwuchsmannschaften und gehen davon aus, dass wir auch die U23 benötigen." Für den Trainer der Stuttgarter Reserve ist das Unterhalten einer zweiten Mannschaft nur logisch. "Wie sollen wir denn einem B-Jugendlichen, der kein Top-Talent ist, eine Perspektive aufzeigen, wenn es die Möglichkeit mit dem Umweg über die U23 nicht mehr gibt? Und wofür macht man dann überhaupt noch die ganze Jugendarbeit?"
Denn der Sprung von der A-Jugend in den Seniorenbereich ist groß und viele Spieler brauchen Zeit, sich an die robustere und wesentlich schnellere Spielweise zu gewöhnen. Eine Möglichkeit ist in so einem Fall sicherlich die Ausleihe an einen Regional-, Dritt-, oder Zweitligisten, allerdings kann sich die damit für den Spieler einhergehende Eingewöhnungsphase in ein neues Umfeld negativ auf die Leistung auswirken.
"Eine Frage der Philosophie"
Die Nachwuchsabteilung des VfB ist jedoch ohnehin für ihre hervorragende Arbeit bekannt. Zahlreiche aktuelle Bundesligaspieler kommen aus dem Stall der Schwaben und als einziger Klub Deutschlands ist ihre U23 seit der Gründung der 3. Liga in der untersten Profiliga vertreten. "Es ist eine Frage der Philosophie, ob man seine U23 behält", meint Kramny. Der Werdegang von Spielern wie Antonio Rüdiger, Rani Khedira (beide bei den VfB-Profis), Raphael Holzhauser, Sven Schipplock (TSG Hoffenheim), Ermin Bicakcic (Eintracht Braunschweig) oder Bernd Leno (Bayer Leverkusen) - um nur einige Beispiele zu nennen - belegen, dass auch eine U23 permanent Profis hervorbringen kann. Man muss eben nur wissen, wie.