Worüber aber nur wenig gesprochen wird, sind die Spieler. Zwar wird gefühlt jede halbe Stunde ein neuer Weggang von den Zebras verkündet, doch gibt es auch durchaus Spieler, die immer noch gerne das blau-weiß gestreifte Trikot tragen würden und am MSV festhalten.
Doch so langsam wird es auch für die letzten Mohikaner der Zebras knapp. Die Zeit lässt kaum mehr eine vernünftige Vorbereitung zu und ob man dann in der 3. Liga konkurrenzfähig an den Start geht, sei dahin gestellt. Dementsprechend könnte auch die verbliebene Handvoll Akteure noch bis zur Urteilsverkündung bereits auf anderen Spuren weilen.
RevierSport sprach mit Andreas Ibertsberger über die ungewisse Zeit und darüber, wie der Außenverteidiger mit dieser für einen Fußballprofi doch eher ungewohnten Situation umgeht. Obwohl sie für ihn gar nicht so neu ist. Denn vor genau einem Jahr stand der 30-Jährige schon einmal ohne Verein da. In diesen Tagen werden Erinnerungen wach.
Andreas Iberstberger, wie geht es Ihnen, wo stecken Sie? Das ist natürlich eine schwierige Situation und ich kann nur abwarten, was passiert. Ich bin im Moment in Heidelberg bei meiner Frau und stecke in der Warteschleife.
Sind Sie gar nicht in Duisburg, wo sie näher am Geschehen wären? Ich hatte die Wohnung gekündigt, war erst einmal im Urlaub. Naja, und dann ist passiert, was passiert ist. Wir haben derzeit kein Training, also bin ich zu Hause und halte mich hier fit.
Wie hält man sich privat so fit? Das ist nichts Großartiges. Ich gehe joggen, mache Stabi-Übungen.
Wie lenken Sie sich von der derzeit schweren Situation ab? Meine Frau reitet, muss ihre beiden Pferde bewegen, da bin ich oft mit im Stall dabei. Fotografieren ist meine große Leidenschaft, ich sitze auch am Computer und bearbeite Fotos, die ich gemacht habe. So kann ich die überschüssige Zeit, die ich jetzt habe, schon ganz gut verstecken. So lange es nicht auf Dauer ist.
Sie kennen die Situation, nicht trainieren zu können. Bevor Sie im Winter zum MSV Duisburg gekommen sind, waren Sie auch ein halbes Jahr arbeitslos. Hilft Ihnen diese Erfahrung jetzt weiter? Auf jeden Fall kann ich da ein bisschen auf meine – auch wenn ich gerne drauf verzichtet hätte – Erfahrung zurückgreifen. Ich bin von Grund auf ein recht geduldiger Mensch, und das hat mir sowohl damals als auch heute geholfen. Man muss sich auf eine gewisse Weise mit der Situation abfinden, aber auch weiter am Ball bleiben und sehen, was sich daraus ergibt.
Wovor haben Sie am meisten Angst? Wieder da zu stehen, wo ich vor einem Jahr gestanden habe. Das kam alles sehr überraschend, das möchte ich nicht noch einmal haben. Die Situation ist für mich nicht leicht. Ich bin keine 22 mehr, weiß aber, dass ich noch ein paar Jahre spielen kann und spielen will. Nur suchen leider viele Vereine nach jüngeren Spielern, was ich nicht ganz verstehe. Erfahrung und Professionalität sind meiner Meinung nach auch wichtig, und das bringen die ganz jungen Spieler eben noch nicht mit.
Gab es denn schon Anfragen von anderen Vereinen? Nein, noch keine konkreten. Aber man hat sich natürlich in der letzten Zeit Gedanken über einen Plan B gemacht. Noch ist es so, dass der MSV Duisburg mein Ansprechpartner ist und wir uns für die dritte Liga unterhalten. Aber in dieser Situation muss man sich auch Gedanken machen.
Wäre es für Sie eine Option, nach Österreich zurück zu gehen? Ich schließe jetzt nichts aus, aber grundsätzlich habe ich meinen Lebensmittelpunkt in Deutschland. Aber man kann nie wissen, wo es einen hinführt, so ist das Fußballerleben. Man weiß, worauf man sich einlässt. Wenn es irgendwie passt, dann muss man sich das Angebot und den Verein angucken. Ich kann nicht mehr ewig spielen.
"Fünfte Liga macht keinen Sinn"
Wäre es denn sonst eine Alternative für Sie, mit dem MSV Duisburg in die fünfte Liga zu gehen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin noch nicht so lange hier, habe noch keine tiefe Beziehung zu Duisburg. Ohne den MSV da jetzt irgendwie umzugrätschen, das würde schlichtweg keinen Sinn machen, aber ich denke, das kann man dort verstehen.
Verständnis kommt den Spielern des MSV derzeit auch von den Fans entgegen - obwohl viele den Verein verlassen. Überrascht Sie das? Wenn das so ist, dann finde ich das sehr positiv. Man sieht daran, dass die Fans die Situation verstanden haben. Viele haben wahrscheinlich auch Fußball gespielt und haben ein bisschen Ahnung von dem Job. Im Fußball muss eben jeder gucken, wo er hinkommt. Hinzu kommt, dass so, wie die Situation damals gelaufen ist, man den Spielern keinen Vorwurf machen kann, wenn sie weggehen. Wenn da ein Zweitligaverein kommt und dich will, dann würde das jeder machen. Die Fans haben ja auch gemerkt, dass damals keiner wirklich gehen wollte.
Neben vielen Spielern hat jetzt auch Trainer Kosta Runjaic Duisburg verlassen. Spielt das bei ihrer Zukunftsentscheidung eine Rolle? Der Trainer hat schon eine tragende Rolle gespielt, seine Entscheidung damals war für mich und viele andere Spieler wichtig. Das hat sich jetzt geändert. Aber ich denke, dass die Verantwortlichen beim MSV eine Lösung finden. Wenn wir die Lizenz für die dritte Liga bekommen, dann wird es nicht lange dauern, bis ein Trainer da sein wird. Dann muss ich mir das als Spieler wieder angucken und neu entscheiden, das ist doch klar. Aber bis dahin heißt es abwarten.
Dass Fußballer kommen und gehen ist nichts neues. Aber wie ist es, eine Mannschaft so auseinander brechen zu sehen? Das ist schon eine verrückte Situation, die ich hier gerade miterlebe und es ist wirklich schade, wenn man sieht, was wir uns hier aufgebaut hatten. Aber ich kriege davon gar nicht so viel mit, denn ich bin nicht der Typ, der jeden Tag in die Zeitung guckt, was es Neues gibt. Fakt ist: Dadurch, dass sich alles so lange hinauszieht, machen sich die Spieler eben ihre Gedanken. Es ist für alle Beteiligten eine schwierige Situation, ebenso für den Verein, der nicht handeln kann. Aber ich hoffe, dass der DFB so schnell es geht eine Entscheidung trifft, damit man weiß, wo man steht.