Besonders Peter Neururer kann es kaum fassen, dass sein „Kumpel“ Stefan Reuter als Sportdirektor ausgemustert wurde und mit Miroslav Stevic, ein bislang unbeschriebenes Blatt auf diesem Posten, nun ein weiterer alter Bekannter seine Chance erhält. „Ich habe Stevic mal über einen Juwelier nach Saarbrücken geholt“, erinnert sich Neururer an die erste Kontaktaufnahme mit dem Serben 1992. „Ich konnte ihn damals aber wegen der Ausländerregel nicht verpflichten und haben ihm einen Job in der Schweiz besorgt.“ Genauer gesagt bei den Grasshoppers aus Zürich.
2004 kreuzten sich die Wege erneut. „Miki hatte keinen Verein und wollte sich bei mir in Bochum fit halten“, erinnert sich Neururer. „Als plötzlich Vakanzen entstanden, habe ich ihn dann in den Kader genommen.“
Doch diese alte Verbundenheit wird am Sonntag wohl kaum eine Rolle spielen, wenn sich die „Zebras“ den „Löwen“ gegenüberstellen. Denn in der Hinrunde waren die Münchener mit den beiden Siegen innerhalb von nur einer Woche (0:2 und 4:5 nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal) hauptsächlich für den Fehlstart des MSV verantwortlich.
Doch die 60er kommen schwer gehandicapt ins Revier, denn Danny Schwarz hat sich beim jüngsten 2:1-Sieg gegen Rot-Weiss Ahlen einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. „So einen Mann kann man kaum ersetzen. Das müssen wir ausnutzen“, gibt Neururer vor.
Das ist auch dringend notwendig, denn das Remis in Augsburg war ein Schritt zurück. Der Abstand zu den Aufstiegsplätzen beträgt wieder sieben Punkte und zeigt, dass es der MSV mehr als schwer haben wird, die Aufholjagd erfolgreich zu bestreiten. Besonders auffällig war in der Puppenkisten-Stadt, dass die spielerischen Elemente wie schon gegen Wehen begrenzt waren. „Dieses Problem liegt an der gesamten Mannschaft und nicht nur an einem Teil“, hat der Fußballlehrer im Zusammenwirken der einzelnen Positionen ein Manko ausgemacht. „Die Abwehr steht unter Druck, das Mittelfeld bewegt sich zu wenig und vorne können wir keinen Ball halten. Wir haben das bislang mit Leidenschaft ausgeglichen, doch das reicht beispielsweise nicht aus, um beim FCA zu gewinnen.“
Doch wann kann der MSV auch mal fußballerisch überzeugen? „Wenn wir mal ein paar Siege eingefahren und wir dabei geglänzt haben“, vermutet Neururer, dass es in dieser Spielzeit schwer werden wird, das Publikum mit tollen Kombinationen zu verwöhnen. „Denn das Damoklesschwert, unbedingt gewinnen zu müssen, baumelt noch bis zum Schluss über uns. Und solange wird auch die Verunsicherung anhalten.“
Doch eine Gefahr, dass so die Fans vergrault werden, sieht er nicht, denn schließlich wird in der Zweiten Liga selten attraktiver Sport geboten: „Die Zuschauer erkennen unsere Leidenschaft und den Kampfgeist, den wir stets zeigen, an.“
Neururer ist zwar seit nunmehr sieben Partien ungeschlagen und will daher an seinen Ritualen nichts ändern, doch eine Systemumstellung überlegt er dennoch.
Denn hinter dem Einsatz von Dorge Kouemaha steht noch ein dickes Fragezeichen. „Vielleicht spielen wir anstatt mit drei nur noch mit zwei Spitzen“, überlegt der 53-Jährige, der im Abschlusstraining aber definitiv nicht mehr die vermeintliche Startelf gegen die Reservisten antreten lassen will. „Die A-Elf, also die Leibchenträger, haben zuletzt 0:4 gegen die B-Truppe verloren. Das darf nicht sein und deshalb werde ich ab sofort nur noch durchmixen, damit sich niemand mehr ausruhen darf und Vollgas geben wird.“
Das wäre auch fahrlässig, denn weder seine Zukunft, noch die von Manager Bruno Hübner oder einem Großeteil der Mannschaft ist über den Sommer hinaus geklärt. „Boss“ Walter Hellmich will die Gespräche aber in den kommenden Tagen aufnehmen. Sicherlich spielt dann auch das Ergebnis gegen München und die damit verbundene Tabellensituation eine Rolle. Und deshalb wird gegen 1860 ganz sicher das Damoklesschwert weiter über der Arena baumeln.