Peter Knäbel präsentiert sich am Mittwochabend schlagfertig. Nachdem seine Vita recht ausführlich vorgestellt worden ist, sagt der Sportvorstand des FC Schalke 04 schmunzelnd: „Das klingt genau so, wie es bei Wikipedia steht.“
Das Publikum lacht über seine Reaktion, anschließend stellt sich Knäbel noch einmal selbst vor: „Ich bin Schalker, heiße Peter, bin 56 und wohne in Essen.“ Vor 120 Zuschauerinnen und Zuschauern im großen Saal des Gebäudes der Funke Mediengruppe hat Knäbel, der sich als Mensch „zum Anfassen“ bezeichnet, im Podcast fußball inside also ein Heimspiel.
Im Publikum sind viele Schalke-Fans. Einige von ihnen tragen Trikots, zwei Anhänger sogar weiße Grubenhelme mit S04-Emblem. Die Besucherinnen und Besucher hören aufmerksam zu, während Knäbel auf dem Podium auch über seine Motivation spricht, warum er für die Königsblauen arbeitet: „Schalke ist ein Verein, der mich im Spätherbst meiner Karriere gepackt und fasziniert hat.“
Knäbel, geboren in Witten und aufgewachsen unweit des Stadions von Borussia Dortmund, war Bundesliga-Profi, unter anderem spielte er beim VfL Bochum und FC St. Pauli. Beim Schweizer Klub FC Basel arbeitete er als Nachwuchschef, beim Hamburger SV als Profifußball-Direktor. Seit 2018 ist er auf Schalke tätig.
„Ich kenne diesen Verein so gut wie keinen anderen meiner früheren Vereine“, sagt Knäbel. Sein Vertrag ist bislang nur bis Ende Juni 2024 datiert. Ob Schalke dann wieder in der Bundesliga spielen wird? „Ja“, antwortet er entschlossen. Eine mutige Ansage, die jedoch dem Saisonziel des Zweitligisten entspricht. Die Königsblauen haben für sich ausgegeben: Der direkte Wiederaufstieg soll’s werden.
Vereinsführung: Schalke soll zu den Topklubs gehören
Dieser war ihnen bereits 2022 gelungen, ehe die folgende Saison wieder mit dem Abstieg endete. Umso überraschender waren die auf der Jahreshauptversammlung im vergangenen Juni geäußerten Ambitionen der Vereinsführung, die mit Schalke wieder zu den deutschen Topklubs gehören will.
„Wir wollen in sechs Jahren an die ersten Sechs herankommen. Wir wissen aber, dass es schwer wird. Wir müssen uns trauen, ambitioniert Ziele zu formulieren. Vereine wie der SC Freiburg haben einen erstaunlichen Weg zurückgelegt. Wenn wir unsere Power entfalten, wenn wir unsere Finanz-Verbindlichkeiten los sind, können wir schneller anspringen“, erklärt Knäbel nun. Die Schulden drücken Schalke weiterhin, noch immer hat der Revierklub Verbindlichkeiten in Höhe von 180 Millionen Euro. Das schränkt auch die Möglichkeiten bei Transfers ein.
Es liegt nun auch an Knäbel, in Zusammenarbeit mit Sportdirektor André Hechelmann, Chefscout René Grotus, Trainer Thomas Reis und Finanzchefin Christina Rühl-Hamers einen Kader zusammenzustellen, der den Aufstieg schaffen kann. Bis zum Ende der Transferperiode werden noch Spieler kommen.
„Mit Blick auf mögliche Transfers müssen wir alle überzeugt sein. Das Votum des Trainers ist ein Wichtiges“, sagt Knäbel. „Aber es gibt auch Rahmenbedingungen. Insofern ist wichtig, dass die Schnittstelle Sport und Finanzen funktioniert.“
Und in Zukunft? Keine klare Antwort
Der Schalker Sportchef wird auch danach gefragt, ob seine Zukunft über den Sommer 2024 hinaus bei Schalke 04 liegen wird oder ob er darüber nachdenkt, den offenen Posten des Sportdirektors beim Deutschen Fußball-Bund zu übernehmen. Eine klare Antwort darauf gibt Knäbel zwar nicht, doch er übt unmissverständliche Kritik an der Arbeit des DFB: „Jeder Monat, in dem diese Frage nicht geklärt ist, ist ein verlorener Monat. Wir haben nicht mehr dieses Niveau wie früher. Für den großen Plan braucht man jemanden, der sich traut, der richtig Wumms hat.“
Die deutsche Männer- und Frauen-Mannschaft scheiterten bei der WM jeweils in der Vorrunde, auch für die U 21 war die EM bereits nach der Gruppenphase beendet. Knäbel betont: „Der deutsche Fußball leidet darunter, die Fans leiden auch. Wir müssen alle mit anpacken. Wir sind mit der Knappenschmiede ganz besonders gefragt. Wir tragen viel Sorge für den Nachwuchs, weil es schon einmal in großer Anzahl geklappt hat.“