Aus der RS von heute mit einem OG in Bestform, jetzt wieder als Weichspüler.
Nur Wiederaufstieg akzeptabel / Hempelmann-Interview
Über Eruptionen nicht sprechen
„Stachel sitzt bei mir sehr tief“
Essen (RS). Kompletthinterfragung!
Die erfolgt
bei Rot-Weiss Essen seit
dem letzten Sonntag, ungefähr
um 15.48 Uhr, als das Team komplett
auf den Rasen sank, einige in Tränen
aufgelöst. Das Unternehmen RWE
scheiterte zum zweiten Mal innerhalb
von drei Jahren in der zweiten
Liga, die Verantwortung liegt natürlich
nicht nur auf der sportlichen
Ebene, sondern nachfolgend auch
auf der Chefetage, die jetzt Flagge
zeigen muss. Man kann zu Rolf Hempelmann
ein gespaltenes Verhältnis
aufbauen, es gibt Betrachter, die
kreiden ihm an, von Berlin aus als
Präsident das Hoheitsgebiet Hafenstraße
zu regieren, somit Einflussmöglichkeiten
zu verlieren. In Krisensituationen,
eine solche ist jetzt
wieder gegeben, bezieht der Mann
Stellung. Er spielt zwei Rollen, die
des Club-"Windrades" und die des
Politikers. Beide nutzen Synergieeffekte,
die manchmal auch zum Bumerang
werden können, auf den
Imagetransfer vom Club-Funktionär,
der mit seinem Verein scheitert,
kann der am 1. Juni 59-Jährchen
jung werdende geborene Hertener
ziemlich gut verzichten.
Rolf Hempelmann, eine erneute
bittere Erfahrung, der Zug sollte
in die andere Richtung gehen.
Wie so oft in dieser Saison haben
wir wichtige Zähler in letzter Minute
verschenkt...
...wie gegen Burghausen...
Das ist ein Grundeindruck, der
sich durch die gesamte Saison
zieht. Aber es gibt sicher noch ein
paar andere Erklärungen.
In der Tat!
Maßgebend waren wahrscheinlich
die Monate Oktober und November,
da haben wir zu viele
Punkte liegen gelassen. Wir haben
den Klassenerhalt in der Hinrunde,
in der wir nur 13 Zähler geholt haben,
verpasst.
Warum?
Entscheidend waren die Sturmprobleme
und vor allem, dass die
Leistungsträger aus dem Vorjahr
und auch Hoffnungsträger Paulo
Sergio...
...man fragt sich, warum RWE in
Portugal scoutet, nicht jedoch vor
der Haustür...
...die Erwartungen nicht erfüllt
haben. Aber trotz einer Aufholjagd
hat es am Ende leider nicht ganz
gereicht.
Durch die Verpflichtung von
Heiko Bonan als neuen Trainer
wurden Eruptionen vermieden,
Leute ruhig gestellt, oder?
Selbst wenn es Eruptionen wären,
dürfte man es gar nicht sagen,
dann kann man ja überhaupt nicht
vernünftig planen.
Was muss passieren?
Das erste, was wichtig ist, dass
alle Akteure, vor allen Dingen die,
die den Verein zu führen haben,
diese Situation annehmen. Das fällt
schwer, wenn man der Meinung ist,
dass man in die zweite Liga gehört.
Diese Meinung nach dem Abstieg
aufrecht zu erhalten, dürfte
auch schwer fallen.
Wir sind jetzt in der Regionalliga
und müssen versuchen, die nächste
Saison so vorzubereiten, dass wir
eine echte Aufstiegschance haben.
Alles andere ist nicht zu verkaufen...
Das ist auch die Erwartung in
dieser Stadt, wenn schon dritte
Klasse, dann aber oben mitspielen.
Sie persönlich müssen doch kaputt
gehen, oder?
Dieser Stachel sitzt bei mir sehr,
sehr tief. Es ist ja schon so, das hat
auch jeder erkennen können, das
sowohl vor der Spielzeit 2004/2005
als auch jetzt vor dieser Runde, die
Voraussetzungen ganz gut waren.
Auf jeden Fall die wirtschaftliche
Basis. Dafür fühle ich mich natürlich
im besonderen Maße zuständig.
Guter Start, dann nippelte die
Truppe ab!
Wir hatten viel Kontinuität in der
Mannschaft, wir hatten sieben Neuzugänge,
die in der Defensive eigentlich
auch überzeugten. Vorne
hat es sicherlich etwas gehapert.
Wir kamen gut in die Spielzeit rein,
haben spielerisch gelegentlich
durchaus überzeugt, hatten dann
die Einbrüche im Oktober und November,
die uns letztendlich in den
Abstiegsstrudel gerissen haben.
Das ist nicht leicht zu verarbeiten,
wenn man meint, gute Vorarbeit
geleistet zu haben.
Von Kontinuität in der Trainerfrage
kann man nicht reden, von
ruhigem Arbeiten erst recht nicht.
Aber auch da musste man durch.
Wir sind gemeinsam abgestiegen,
jeder einzelne von uns muss sich in
seinem Bereich fragen, was falsch
gelaufen ist, was man besser machen
kann in Zukunft. Das müssen
wir tun, haben das teilweise auch
schon vor dem letzten Match gegen
den MSV getan.Wir sind zur Selbstkritik
auch fähig.
Vor dem 30. Juni, der Jahreshauptversammlung,
sollte mächtig
„Futter“ klar sein, das Umfeld
rumort.
Öffentlich werden wir das aber
nicht austragen, sondern versuchen,
das intern zu klären, um wieder
Kraft für die nächste Saison zu
tanken. Wir haben natürlich jetzt
eine Vielzahl personeller Fragen zu
lösen, haben am vergangenen Montag
früh in den Gremien zusammen
gesessen, das ist aber immer so
nach dem finalen Spieltag einer
Saison. Dort haben wir Beschlüsse
gefasst ...
... Coach Lorenz-Günther Köstner
wurde gegangen, Bonan als
Nachfolger verpflichtet ...
... die notwendig sind in den personellen
Leitungsfunktionen. Wir
haben auch eine Sichtung für die
erste Mannschaft durchgeführt.
Wir haben bislang zweigleisig geplant.
Wenn man Akteure anspricht,
ist es ganz klar, dass die
erst einmal abwarten, in welcher
Klasse aufgelaufen wird. Wir kommen
da relativ spät. So seltsam es
klingt, Eintracht Braunschweig
weiß seit Monaten, dass der Club in
der Regionalliga antritt. Dort hat
man einen planerischen Vorsprung
von mehreren Monaten. Das sind
alles Dinge, die wir sehr, sehr professionell
abarbeiten müssen, um
nicht zurück zu fallen. Das ist von
anderer Seite ....
... Klartext: Ex-Trainer Köstner!
... einmal kritisch angemerkt
worden, wir hatten selbstverständlich
auch für die Regionalliga Planungen.
Es wäre völlig unverantwortlich
gewesen, angesichts des
Tabellenplatzes im Winter und angesichts
der Anforderungen eines
Lizenzierungsverfahrens nur auf
die zweite Liga zu setzen. Leider
hat uns die Entwicklung auch noch
Recht gegeben, es war notwendig,
auch die Konzepte sportlich als
auch wirtschaftlich für die Regionalliga
parallel laufen zu lassen. Ich
denke, dass es möglich ist, einigermaßen
zügig auch personelle Entscheidungen
zu treffen. Aber es
wird nicht heißen, dass in ein oder
zwei Wochen schon ein kompletter
Kader parat steht.
Sie wählen sehr deutliche Worte
beim Thema Stadion!
Das Motto beim Stadionbau muss
sein: Egal, jetzt greifen wir an, jetzt
machen wir es erst recht und zeigen
den vielen Menschen, die an
diesem Club hängen, dass wir es
ernst meinen, dass wir RWE in einer
schwierigen Phase unterstützen
wollen. Für das, was wir vor einem
Jahr auch schafften, den direkten
Wiederaufstieg.
Harte Arbeit, nach dem zweimal
innerhalb von drei Jahren ein Millionenprojekt
vor die Wand gefahren
wurde.
Das wieder hinzukriegen, ist
überhaupt keine Selbstverständlichkeit.
Ein Signal, wir bauen dieses
Stadion, wäre ein Aspekt, der
uns unheimlichen Rückenwind geben
würde.Interview: Oliver Gerulat
Nr. 21-2007 Rot-Weiss Essen 21
Auch beim RWE-Präsidenten Rolf Hempelmann sitzt der Abstiegs-Stachel tief (Foto: firo).
Trotz gültiger Verträge legt RWE den
Routiniers Stijn Haeldermans und
Alexander Löbe bei einem Wechsel
keine Steine in den Weg. Baris Özbek
steht kurz vor der Unterschrift bei
Galatasary Istanbul.
Zuletzt modifiziert von RWE SG am 27.05.2007 - 09:37:50