Sozi traut sich ja nicht mehr!
:P
„Jobgarantie” für Michael Kulm
Essen, 24.03.2009, Achim FAUST
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Essen. Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn! Es war keine gewöhnliche Pressekonferenz, zu der Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen da heute Mittag geladen hatte, nur formal stand sie im Zeichen der Partie gegen den BV Cloppenburg am kommenden Freitagabend an der Hafenstraße (19.30 Uhr).
Thomas Strunz habe vorher ein paar Worte zu sagen, so die Begrüßungsformel zu Beginn der Veranstaltung.
„Jobgarantie” für Michael Kulm. Foto: Michael Gohl (Michael Gohl Gohl)
„Jobgarantie” für Michael Kulm. Foto: Michael Gohl
Es war nichts weniger als ein erster Entwurf einer Bilanz für die noch zwölf Spieltage andauernde Saison. Die in sportlicher Hinsicht total verkorkst ist und von deren Abschluss die Weiterbeschäftigung von Trainer Michael Kulm abhängt. Zwölf Spiele, für die der Coach die so oft im Fußball bemühte „Jobgarantie” vom "Geschäftsführer Sport" Strunz bekam. Erst dann soll reagiert werden - oder eben nicht. „Wir liegen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Hinter den eigenen Ambitionen, die wir vor der Saison, aber auch noch im Winter formuliert haben”, so Strunz, der es noch anschaulicher auf den Punkt brachte. „Wir liegen deutlich hinter dem Tabellenführer zurück.”
Nach dem mageren 1:1 bei Eintracht Trier gelte es nun, sich mit den Fakten zu beschäftigen. Die einen Aufstieg ausschließen. Die Konsequenzen daraus sollen nach außen kommuniziert werden. Von einer neuen Transparenz und Offenheit spricht Thomas Strunz und davon, dass dies die Bausteine der rot-weißen Zukunft seien.
Als Reaktion auf das in den letzten Wochen deutlicher zu vernehmende Murren im rot-weißen Umfeld will er diese „Bausteine” nicht verstanden wissen. „Wir hinterfragen uns ja nicht erst seit Trier, sondern ständig.”
Ein erstes Ergebnis: Es gibt keine Tabuthemen unter den Verantwortlichen bei RWE. Nichts, was unausgesprochen ist. Wovon auch die Öffentlichkeit erfahren soll und so wird bestätigt, dass bei Rot-Weiß die T-Frage existiert.
Strunz: „Schaffen wir die Trendwende nicht, müssen wir vorbereitet sein. Und deswegen beobachten wir auch den Trainermarkt.” Erst am Ende wird abgerechnet. „Michael Kulm ist kein Trainer auf Abruf.” Aber: Tritt keine Besserung ein, ist der Posten zur neuen Saison vakant.
Wenn es nicht läuft im Fußball, dann greifen eben bestimmte Mechanismen und die setzen in der Regel beim Trainer an. Das weiß auch Michael Kulm. „Ich stehe an erster Stelle und ich nehme mich da nicht aus der Verantwortung.”
In selbiger sieht sich Thomas Strunz zunächst einmal nicht und auch das rot-weiße Umfeld konzentriert sich in seinen nach wie vor eher dezenten Klagen ob der dargebotenen Leistungen vor allem auf den Trainer. Strunz darf sich die Erfolge in administrativer und struktureller Hinsicht, zu aller erst den Stadionneubau, auf die Fahne schreiben. „Wenn es nicht läuft, werde auch ich irgendwann zur Diskussion stehen”, so Strunz dann doch noch am Ende.
Den „Fünf-Jahres-Plan” sieht er nicht gefährdet, damit das auch so bleibt, will er sich nun stärker in den sportlichen Bereich einbinden. „Die Komplexität der Dinge hat das bislang verhindert. Zum Aufgabenbereich eines Sportlichen Leiters gehört es auch, oft beim Training zu sein, den Spielern zur Verfügung zu stehen, reinzuhorchen.” Das sei nicht im gewünschten Maß möglich gewesen, „man kann nicht an acht Fronten gleichzeitig kämpfen.”
Nun hätten sich die Dinge geändert. „Wir haben es geschafft, mit Hilfe der Stadt und der Sponsoren RWE so aufzustellen, dass der Verein eine Zukunft hat. Das war auch mein persönlicher Fokus. Das ändert nichts an unserer sportlichen Situation, die wir nun verstärkt angehen werden.” Strunz will näher an die Mannschaft rücken. Auch auf die Trainerbank während des Spiels will er sich setzen.
„Aber nicht, um Michael Kulm zu kontrollieren.” In Taktik, Auf- oder Einstellung werde er sich nicht einmischen. „Dafür haben wir Michael. Ich möchte Stimmungen einfangen.”
Denn es gibt nicht nur die T-, sondern natürlich auch die S-Frage. Eine ganze Reihe davon. „Jeder Spieler kann noch zeigen, dass er unbedingt bei RWE bleiben will.” Und wer nicht will, könne gehen oder mit gültigem Vertrag auf der Tribüne Platz nehmen. „Gehen Sie davon aus, dass wir uns das leisten können”, so Strunz gegenüber den Journalisten. Die Gespräche starteten schon während der Saison, über Für und Wider werde nicht öffentlich gesprochen, über Ergebnisse sehr wohl.
Die neue rot-weiße Transparenz eben. Das erste Fazit ist gezogen, die Schlussfolgerungen daraus sollen auch sportlich nach vorne führen. Die neue Offenheit - der Angriff als beste Verteidigung. Die Verteidigung des eingeschlagenen Weges. Strunz: „Wir wollen darstellen, wie RWE ist, arbeitet und funktioniert. Der Weg ist der richtige.”
Rot-Weiß: Kulm bleibt - und Strunz sitzt künftig auf der Bank
Essen, 24.03.2009, Thomas Richter
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Der Sportliche Leiter der Rot-Weißen stärkt dem in die Kritik geratenen Trainer den Rücken. „Jetzt ist die Mannschaft gefragt.” Freitag kommt der Tabellenvorletzte aus Cloppenburg zur Hafenstraße.
Der Sportliche Leiter Thomas Strunz gab dem Trainer eine JobGarantie - mindestens bis zum Saisonende. Foto: WAZ, Michael Gohl (Michael Gohl)
Der Sportliche Leiter Thomas Strunz gab dem Trainer eine JobGarantie - mindestens bis zum Saisonende. Foto: WAZ, Michael Gohl
Michael Kulm bleibt mindestens bis zum Saisonende der Trainer von Rot-Weiß. Diese Garantie gab Thomas Strunz, der Sportliche Leiter des Fußball-Regionalligisten, gestern dem in die Fan-Kritik geratenen Coach im Rahmen einer Pressekonferenz. Um künftig die Geschlossenheit zwischen ihm und Kulm noch mehr zu demonstrieren, wird sich Ex-Profi Strunz bei Spielen ab sofort mit auf die Bank setzen. Dieses nach außen hin sichtbare Zeichen wird das Duo erstmals am Freitag gegen den Tabellenvorletzten BV Cloppenburg (19.30 Uhr, Hafenstraße) setzen.
„Ich werde noch näher an die Mannschaft heranrücken”, begründete Strunz den Schritt. Dabei begreife er sich keinesfalls als Kulms Kontrolleur. Aufstellung, taktische Vorgaben, Einstimmung der Mannschaft vor den Spielen – all das blieben originäre Aufgaben des Trainers, so Strunz. Er wolle sich in seinem Verhalten eher an Bayern-Manager Uli Hoeneß anlehnen. Ohne diesen namentlich zu erwähnen, verwies Strunz auf seine Zeit in München, wo sich der Sportlich Verantwortliche (Hoeneß eben) niemals in Aufstellungsfragen eingemischt oder in der Kabine große Reden geschwungen habe. Mit seinem „Umzug” von der Tribüne an die Seitenlinie will Strunz nur seinen Anteil leisten, dass die Mannschaft endlich wieder ihr volles Potenzial abruft und die Saison vernünftig zu Ende bringt.
34 Punkte in 22 Spielen, das sei nun einmal eine enttäuschende Zwischenbilanz. „Sportlich liegen wir deutlich hinter den Erwartungen und den eigenen Ansprüchen zurück”, redete Strunz Klartext. Der Verein Rot-Weiß habe in der jüngeren Vergangenheit „vor den größten Herausforderungen in seiner Geschichte gestanden”. Und er selbst habe sich als Sportlich Verantwortlicher nebenher um etliche andere Baustellen kümmern müssen. „Das war auch wichtig. Schließlich haben wir es geschafft, den Verein nach außen so darzustellen, dass er eine Zukunft hat”, sagte Strunz und verwies exemplarisch auf das nervenzehrende Stadion-Projekt. Doch es sei ihm nicht auf Dauer möglich, „an acht Fronten gleichzeitig zu schaffen”. Die Basisarbeit bei den wirtschaftlichen und strukturellen Fragen sei jetzt aber geleistet. „Nun hat bei mir allein das Sportliche Priorität.”
Trotz seines klaren Bekenntnisses zu Kulm weiß Strunz genau, dass auf der Position des Trainers „etwas getan werden müsse, wenn wir die Trendwende nicht schaffen werden”. Was bedeutet Trendwende? „Natürlich bessere Resultate! Bis Weihnachten hatten wir 29 Punkte geholt – und waren mit dieser Ausbeute nicht zufrieden”, erläuterte Strunz. Zudem müsse endlich mehr Konstanz her.
Michael Kulm sei aber kein „Trainer auf Abruf”. Dieses mögliche Alibi wolle er der Mannschaft, die Strunz ihrerseits jetzt in der Pflicht sieht, nehmen. Eine klare Absage erteilte er auch Gerüchten, dass Holger Fach bereits als Kulms Nachfolger feststehe.
Der Trainer selbst hatte diesen Worten konzentriert gelauscht. Und oft zustimmend den Kopf genickt. Dann ergriff er selbst das Wort. Man müsse fast schon von einem desaströsen Saisonverlauf sprechen, so Kulm. In den letzten acht Partien habe es nur zu einem Sieg gereicht. Natürlich könne er die lauter werdende Fan-Kritik da nachvollziehen. „Jeder Mensch wird lieber gelobt. Aber bei uns gibt's nicht viel zu loben.” Die „Kulm raus”-Forderungen in Internet-Foren würden ihn gefühlsmäßig treffen. Doch von der Richtigkeit seiner Arbeit sei er nach wie vor überzeugt. „Glauben Sie mir: Die kritischste Stimme bin ich selbst – wenn ich vor dem Spiegel stehe”, sagte Kulm, der sich selbst niemals aus der Verantwortung nehmen würde. Er sei es, der vornweg gehe. Er sei es, der besagte Trendwende erreichen und einleiten müsse. „Ich will und werde das schaffen. RWE ist für mich mehr als nur ein Job.”
Einen Autoritätsverlust, weil der Sportliche Leiter künftig bei Spielen neben ihm Platz nimmt, befürchtet Kulm nicht: „Es geht allein darum, dass wir eine Wirkung auf die Mannschaft erzielen. Und es geht darum, dass wir Gemeinsamkeit nach außen demonstrieren.” Das Schlusswort gehörte aber Strunz. Der wirkte ebenso entschlossen wie überzeugt, als er klarstellte: „Ich bin nach wie vor der absoluten Überzeugung, dass der eingeschlagene Weg gut und richtig ist. Und wir werden ihn geradeaus weitergehen. Das Wichtigste ist nicht der Weg einzelner Personen, das Wichtigste ist am Ende nur der Verein.”
Zuletzt modifiziert von RWE-Tom am 24.03.2009 - 21:34:50