Aachen: Alemannia reicht Drittliga-Lizenz ein

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Aachen
Alemannia reicht Drittliga-Lizenz ein

Alemannia Aachen hat für die kommende Saison 2016/2017 eine Zulassung für die 3. Liga sowie die Regionalliga West beantragt.

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So oder so ...

Bald ist es soweit. Bis 2018 möchte man die Regionalliga verlassen, weil man sich diese „Amateurliga“ eigentlich überhaupt nicht leisten kann. Der Traditionsverein kann die Betriebskosten der Schuldenschüssel, welche jetzt der Stadt gehört, nicht einmal annähernd zahlen und die Stadt verschuldet sich alljährlich weiter. Allerdings wäre ein Aufstieg in die 3.Liga eine weitere sichere Totgeburt. Die Kosten um mithalten zu können, steigen exorbitant an, während die Einnahmen deutlich darunter bleiben. So oder so also eine permanent sich wiederholende wirtschaftliche Katastrophe für die Stadt. Trotzdem dürfen und sollten wir uns auf die nächsten Prophezeiungen der Verantwortlichen im Rat der Stadt freuen, sofern diese überhaupt gedenken, uns noch einmal an ihrer Weitsicht und ihrem Sachverstand teilhaben zu lassen.

Betrachtet man deren Vorhersagen der letzten Jahre, lässt sich allerdings erahnen, dass weniger ein zu vermutender Sachverstand und stattdessen ein zwanghafter und alternativloser Optimismus der bestimmende Gedanke gewesen sein muss. Die beste Voraussetzung auf weitere, ähnlich präzise zutreffende Prognosen ist, sich der vorangegangenen kurz zu erinnern:

Schicksalsjahre am laufenden Band

2008 - Der Stadionneubau
„Nach uns die Sintflut“, lautete das Motto vor dem Stadionneubau. Offiziell natürlich nicht, da hieß es, „um langfristig überleben zu können, müsse der Klub sich europäischer Ebene etablieren, und somit sei das Stadion unverzichtbar“. Kaum war die Schuldenschüssel an der Krefelder Straße fertig, redete das unverzichtbare Aushängeschild der Stadt Aachen fortan nur noch von einem „Klotz am Bein“ und war doch längst selbst zum „Mühlstein am Hals“ der Stadt mutiert.

2010 - Die Ausfallbürgschaft
Der Rat der Stadt Aachen hatte in seiner Sitzung vom 21. April 2010 nach dreistündiger Diskussion einstimmig bei zwei Enthaltungen die Übernahme einer Ausfallbürgschaft zugunsten der Alemannia Stadion GmbH bis zur Höhe von maximal 5,5 Millionen Euro beschlossen. (...) Oberbürgermeister Marcel Philipp zeigte sich erleichtert. Er begrüßte den Beschluss des Rates. „Jetzt ist der Weg frei für die Sanierung. ...“

2012 - Die Umfinanzierung
In der Ausgabe vom 8. März 2012 drücken die Ratsherren in der Lokalpresse ihre tiefe Überzeugung aus, mit der Bewilligung des 18.500.000 € Kredits für die Alemannia, „Schaden von der Stadt abgewendet zu haben“. „Unter Abwägung der Risiken bin ich deutlich für die Lösung, weil sie eine realistische Chance bietet, dass hier noch in 20 Jahren Profifußball gespielt wird“, hatte Oberbürgermeister Marcel Philipp sich klar positioniert. ...

Acht Monate später ist der Klub pleite

Der Lizenzantrag für Liga 3
Freitag, 1. Juni 2012 - Aachener Nachrichten - Stadt / Lokaltitel Aachen - Seite 12
Alemannia: OB spricht von einer „sauberen Lösung“. Umfinanzierung des Stadions perfekt. Unterlagen für den DFB nun vollständig. Von Achim Kaiser

Auszug: Von einer „sauberen Lösung“ sprach OB Philipp. Man habe sich die Zahlungsflüsse von der Umfinanzierung bis hin zur Auszahlung der Fananleihe im September 2013 noch mal genau mit Blick auf die Bedingungen des DFB angeschaut: „Wir haben seriös gerechnet. Die Gleichbehandlung aller Gläubiger ist gewährleistet, Transparenz ist geschaffen und Vertrauen aufgebaut worden“. Die gestern unterschriebenen Verträge entsprechen, so Philipp, allen Bedingungen des Ratsbeschlusses vom 7. März. Der Beschluss sah vor, dass die Stadt eine neue Gesellschaft zur Beteiligung an der Alemannia Stadion GmbH gründet. Die Gesellschaft vergibt an diese Stadion GmbH ein Gesellschaftsdarlehen in Höhe von 18,85 Millionen Euro.

Noch am gestrigen frühen Morgen waren die Ratsfraktionen über den letzten Stand informiert worden. „Dabei sind noch einige Fragen geklärt worden, beispielsweise wie die Umfinanzierung häppchenweise abgewickelt werden kann. Aber da ging es eher um die technische Anpassung“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Harald Baal.

Es gebe, so Baal, keine Lücke durch einen noch fehlenden Hauptsponsor: „Es gibt lediglich unterschiedliche Auffassungen, was den DFB und den hiesigen Wirtschaftsprüfer betrifft“. Der DFB habe ein anderes Berechnungssystem. „Meiner Meinung nach geht es dabei viel um technische Fragen. Ich denke, die Umfinanzierung kann gut abgebildet werden. Wir bewegen uns in dem vom Rat beschlossenen Korridor. Die Gespräche mit der Alemannia waren zufriedenstellend“, sagte Baal. Auch der SPD-Fraktionschef Heiner Höfken ist frohen Mutes, dass es jetzt mit der Finanzierung klappt: „Wir haben uns ein paar Tage lang die Köpfe zerbrochen und schließlich einen guten Weg gefunden“. (...)

Vier Tage später müssen bereits 500.000 € gestundet werden

Dienstag, 5. Juni 2012 - Aachener Nachrichten - Stadtausgabe / Seite 15
Die Stadt sieht sich auf der sicheren Seite
Kann der Profiklub Alemannia also stets mit Millionenhilfe rechnen, während kleinere Vereine oft vergeblich auf wenige tausend Euro hoffen? Diesen inzwischen weit verbreiteten Eindruck wollen Politik und Verwaltung unbedingt widerlegen.

Und so betonte Oberbürgermeister Marcel Philipp gestern erneut, dass es sich bei der Stundung von 500.000 Euro keinesfalls um eine weitere Finanzhilfe für Alemannia handele. Wohl aber sei sie nötig gewesen, um das Lizenzverfahren nicht zu gefährden. Gewählt habe man die Konstruktion, weil sie laut Philipp „eine sichere, einfache und verständliche Lösung der Probleme ermögliche“. (...)

Fünf Monate später erfolgt der Aufschlag

An Informationen hat es dabei nie gemangelt, aber aus Angst vor der eigenen Courage hat man lieber so getan, als wüsste man von nichts. Das skandalöse Verheimlichen der April-Mail von Aufsichtsratsmitglied Horst Rambau ist nur ein Beleg von vielen. Noch am 21. September äußerte sich der OB dahingehend, anlässlich des zweiten Teils seiner Halbzeit-Bilanz, „der Kredit läuft“, obwohl die Alemannia noch keinen Cent des Millionen-Kredits zurückbezahlt hatte.

Die Schuldfrage(n)

Mittwoch, 21. August 2013 - Aachener Zeitung - Stadt / Sport Titel / Seite 21
„Lizenz für die 3. Liga wurde erschlichen“

Auszug: (...) „Wie ist die juristische Schlussfolgerung?
In Frage kommen laut Gutachten Haftungsansprüche wegen Insolvenzverschleppung sowohl gegen Geschäftsführer Kraemer, die Mitglieder des Aufsichtsrats und möglicherweise auch Schadensersatzansprüche gegen alle Beteiligten, die an dem gescheiterten Sanierungsversuch von März bis Juni 2012 mitgewirkt haben. Das zielt vermutlich auf die Stadt Aachen und die Ministerien ab. Fest steht, dass die Umfinanzierung des Stadions ohne ausreichende Ertrags- und Liquiditätsplanung erfolgte“, so schreibt es Mönning (Anmerkung: Professor Dr. Rolf-Dieter Mönning agierte als Insolvenzverwalter). „Planrechnungen für die 3.Liga wurden nicht erstellt, die im Gutachten ausgesprochenen Warnungen wurden nicht beachtet“. (...)

Der arg gescholtene ehemalige Geschäftsführer ist übrigens vom Vorwurf eines „grob fahrlässigen Handelns“ durch den DFB-Richter längst befreit worden und sah sich fortan nur noch mit dem Makel „fahrlässig begangener Verstöße“ gegen Pflichten im Zulassungsverfahren konfrontiert. Damit wurde die beliebte Methode, alle Schuld auf ihn zu laden, in großen Teilen widerlegt und die Aussagen der politisch Verantwortlichen erstrahlen wieder in ihrem alten Glanz.

Fazit

Um die eigenen Fehler zu kaschieren schmeißen sie fortwährend, auf ewig, weiteres gutes Geld hinterher. Ein Perpetuum Mobile, - ein ewiger Selbstläufer - der besonders dreisten Art. Die, die das vor Jahren eingefädelt haben, wussten genau was sie taten. Getreu dem Motto: „Kalt wie eine Echse und ehrgeizig wie Luzifer“, nutzten sie die Gunst der Stunde. Auch wenn sie nicht genau bestimmen konnten, „ob und wann es knallt“, legten sie die Fußangeln für Stadt und Land gezielt aus und waren sich nicht nur von Beginn an aller latent gegebenen Gefahren bewusst, sondern wussten auch um die Vorteile der von ihnen eingefädelten Vollkaskoversicherung zu Lasten wehrloser Steuerzahler.

Es war genauso vorhersehbar und geändert hat sich bis heute gar nichts. Die Alemannia und ihre hilfreichen Blutsbrüder im Rathaus können immerhin so ihren Beitrag zur Idee eines „real existierenden Sozialismus“ leisten.

Und jetzt?

Es kommt, was immer kommt. Die nächste „alternativlose“ Rettungsaktion. Der CDU- Fraktionsvorsitzende Harald Baal könnte, wie bei der Umfinanzierung noch klären, ob man das nächste Etappenziel bei diesem Endlos-Chaos, der staunenden Bevölkerung wie üblich wieder „häppchenweise“ unterjubeln möchte.

Welches Politik-Bild zwangsläufig erwächst, wenn politisch Verantwortliche sich vor dem Stadionbau als Wegbereiter feiern lassen und ihre Macher-Rolle, frei von Selbstkritik, urplötzlich in die ach so beliebte Retter-Rolle ummünzen? Die ausgerechnet von Politikern gern beklagte Politikverdrossenheit wird durch ein derart schändliches Verhalten in geradezu vorbildlicher Art und Weise genährt. Anlässlich der Entscheidung zum Campusbahn-Projekt* haben Sie eine erste Quittung bereits kassiert, aber auch ohne dieses gescheiterte Jahrhundert-Projekt überschreitet die Alemannia in Kürze bereits die 100.000.000 €-Grenze, in Worten: - „Einhundertmillionen Euro“ -.


PS:
Die Mehrheit der Aachener ist dagegen
30 / 70 lautete das Verhältnis von mehr als 1.000 Anrufen bei der WDR-Lokalzeit Aachen auf die Frage: „Soll die Stadt der Alemannia nochmals finanziell aus der Patsche helfen?“, wobei sich 70 % dagegen aussprachen. (Oktober 2012)

PPS:
Der Vermarkter lebt bekanntermaßen auch „auf großem Fuß“
D'r Jünter hatte sich bezüglich „der guten Vermarktungsmöglichkeiten“ der Alemannia in der WDR-Lokalzeit geäußert, aber außer eines angeblich „immer noch guten Namens“ wurde nichts Konkretes geboten. Das Ganze klang so überzeugend, wie die Äußerungen eines Gebrauchtwagenhändlers zu dem erstaunlich niedrigen Kilometerstand einer alten Rostlaube. Wenn ein 115jähriges, angeblich unverzichtbares Lokal-Produkt zwingend auf einen Vermarkter angewiesen ist, lässt dieser Umstand alleine schon tief blicken.

PPPS:
Der Vertrauensverlust* ruft enorme Folgeschäden auf
Seitens des Vereins würden wir anlässlich der Diskussion um den Stadionneubau darüber aufgeklärt, dass nur „die ganz große Lösung“ in Frage käme, ein Umbau des alten Stadions oder eine kostengünstigere Lösung außerhalb der Stadtgrenzen wurden mit den abenteuerlichsten Begründungen verworfen. Von Bescheidenheit keine Spur. Dr. Jürgen Linden verkündete noch vollmundig, die Stadionfinanzierung sei „mit doppeltem Netz und Boden gestrickt“. Entsprechend wurden sechs Millionen Euro an jährlicher Zins- und Tilgungslast als „besonders ambitioniertes Finanzierungskonzept“ nahezu gefeiert. Die Lokalpresse unterstützte beinahe täglich dieses unsägliche Gemauschel und unterließ nichts, um politisch Verantwortliche unter Druck zu setzen. Ein Musterbeispiel für eine parasitäre Symbiose der übelsten Art.

Als Folge der sich anschließenden Insolvenz des Klubs und diversen anderen „Erfolgsgeschichten“ innerhalb der Stadt, versagten die Bürger anlässlich der Campusbahn-Entscheidung - ein 240 Millionen €-Stadtbahnprojekt - ihre Unterstützung. Mehr als 130 Millionen Euro an Fördermitteln gingen der Stadt Aachen verloren. Die Stadt wollte sich als Modellregion für Elektromobilität präsentieren und erwartete von dieser Bahn und ihrer Infrastruktur einen wichtigen Impuls für den Verkehr mit Elektrofahrzeugen. Seit ihrer verheerenden Niederlage durch einen Ratsbürgerentscheid tragen alle diesbezüglichen Veranstaltungen den Charakter einer „Hochzeit ohne Braut“. Im Dezember 2012 hatte der Rat der Stadt dieses Projekt noch mit 91 % befürwortet, da wirkte das mit einer 2/3-Mehrheit erreichte »NEIN« der Aachener Bürger wie eine schallende Ohrfeige und die Ratsleute mussten sich fragen lassen, wessen Interessen sie eigentlich vertreten. Die immer noch andauernden Glanzleistungen der Ratsherren zum Thema Tivoli können nur diejenigen ausreichend würdigen, die auch diesen Zusammenhang erkennen.

Konkreter und einfacher lässt sich die immer wieder ins Feld geführte These, die Alemannia sei ein „unverzichtbares Aushängeschild“ der Stadt, nicht widerlegen. So berechtigt es ist, wenn Fußball-Fans sich an der Historie ihrer Alemannia erfreuen, so nervtötend ist es wenn Politiker sich andauernd, über Jahrzehnte hinweg, einer solch plumpen Argumentation bedienen um die eigenen Popularitätswerte, durch eine falsch verstandene Generosität, in die Höhe treiben zu wollen.

Man möchte die „besonderen Fangruppierungen“ der Alemannia lieber verschweigen, schließlich wurden nicht nur der Verein, sondern auch die Stadt und die gesamte Region immer wieder bundesweit in Verruf gebracht. Im Gegensatz dazu kann die Stadt auf ihre bis in die Jungsteinzeit zurückreichende Geschichte verweisen, der Klub sollte vergleichsweise demütig auftreten oder andernfalls einmal versuchen, in seinem Archiv zu recherchieren, welche Rückennummer »Karl der Große« trug.

PPPPS:
Der Stadt droht ein Nothaushalt
Die Kämmerin der Stadt Aachen war vor kurzem schon wieder nicht in der Lage, einen ausgeglichenen Haushalt zu präsentieren und die Stadt schrammt wieder nur haarscharf an einem Nothaushalt vorbei. Das Geringste wäre ein Mindestmaß an Transparenz über die tatsächliche Finanzsituation dieses Klubs und aller konkreten Hilfen durch die Stadt Aachen, aber nicht einmal dazu ist man bereit, oder unter Umständen nicht einmal fähig. Der Rat der Stadt hält sich quasi (s)einen eigenen Zirkus, er hat den Haushalt der Stadt vom Erfolg eines Fußballvereins abhängig gemacht. Als juristischer Laie hatte ich ein solch unverantwortliches Verhalten bislang immer als „garantiert strafbar“ eingestuft. Die skandalösen Enthüllungen beim DFB führen hoffentlich auch dazu, dass derart elende Mauscheleien zwischen skrupellosen Provinz-Politikern und schamlosen Profi-Fußballvereinen endlich Einhalt geboten wird.

PPPPPS:
Aachen: Kinder leben in Armut
Montag, 18. November 2013 - Aachener Zeitung - Stadt / Titel Aachen / Seite 1

Die Zahl ist erschreckend: 10.000 Kinder gelten in Aachen als arm. Mit einer Kinderarmutsquote von 21,8 Prozent liegt die Stadt damit deutlich über dem landes- und bundesweiten Durchschnitt. Das geht aus einem Bericht des Aachener Netzwerks gegen Kinderarmut „Kinder im Mittelpunkt“ vor, der der AZ vorliegt. Das vom Landschaftsverband Rheinland geförderte Projekt hat vor anderthalb Jahren seine Arbeit aufgenommen und den Fokus auf das Gebiet Aachen-Nord gelegt. Dort ist die Lage noch besorgniserregender: „Jedes zweite Kind zwischen 0 und 15 Jahren in Aachen-Nord ist Empfänger von Sozialgeld“, heißt es im Bericht. (sh)


Die Antwort an »Mindgames« sollte entsprechend auch nicht verlorengehen, schließlich war er der Meinung, dass bezüglich des Stadionbaus in Essen alles vorbildlich verlaufen wäre.


14.04.2016
Die teuerste Nebensache der Welt
steuerzahler-nrw.de/D ie-teuerste-Nebensache-der-Welt/72556c83 651i1p131/index.html

Für Bau und Betrieb des Rot-Weiß-Stadions gibt’s Einschnitte bei Schulen, Straßen- und Radwegebau, Sport, Bädern, Museen.

Das Schwarzbuch 2015 berichtete über das Essener Fußballstadion, das teurer und teurer wurde. Die Stadt ist pleite und hätte sich das Stadion gar nicht leisten dürfen. Eine für den Bau des Stadions zuständige Stadttochter verhob sich finanziell bei dem Projekt und beschaffte fehlendes Geld auf krummen Wegen.

Nun wird klar: Nicht nur die gestiegenen Baukosten, sondern zusätzlich viel höhere Betriebskosten als gedacht können nur mit Hilfe städtischer Zuschüsse finanziert werden. Einsparungen in vielen anderen Bereichen sind die Folge.

Lange Finger in die Instandhaltungsrücklage für das Essener Folkwangmuseum, sieben Millionen Euro Überziehung im städtischen Cash-Pool, mangelnde Informationen, undurchsichtige Buchungen, dubiose Beraterverträge – um ihre Finanzierungsprobleme beim Bau des neuen Stadions für den Regionalligisten Rot-Weiß Essen in den Griff zu bekommen, ging die städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE) krumme Wege.

Doch keiner will etwas gewusst haben. Im Rat ging man davon aus, dass das Stadion 42,8 Millionen Euro kosten wird. Mittlerweile weiß man, dass das „Projekt Fußball“ 64,4 Millionen Euro verschlungen hat. Der GVE standen aber nur knapp 52 Millionen Euro zur Verfügung. Bei der Finanzierungslücke von mehr als zwölf Millionen Euro hat die Stadt 6,4 Millionen Euro zugeschossen, sonst wäre die GVE in die Insolvenz gerutscht.

Gespart wird nun bei insgesamt 25 Haushaltspositionen, beispielsweise beim Sonderinvestitionsprogramm Schule, beim Straßenausbau oder beim Radwegebau. Den Rest der Finanzierungslücke soll die GVE durch Immobilienverkäufe erwirtschaften.

Viel höher als gedacht sind auch die Betriebskosten. Aktuell rechnet man für 2016 mit rund 1,7 Millionen Euro Betriebskosten. 2015 ging die Stadt Essen noch von rund 815.000 Euro aus.

Höhere Betriebskosten

Ursprünglich hatte man gedacht, dass die Einnahmen aus dem Veranstaltungsbetrieb ausreichen würden, um die Stadionbetriebskosten auszugleichen. Die Betriebskosten werden im Wesentlichen über Pachtzahlungen des Hauptnutzers Rot-Weiß Essen, den Zuschuss der Stadt Essen sowie aus dem Drittgeschäft finanziert. Eigentlich sollte der städtische Zuschuss 500.000 Euro nicht überschreiten. Diese Summe hatte die Stadt auch früher schon für das alte Georg-Melches-Stadion gegeben. Nun musste die Stadt den Betriebskostenzuschuss auf 1,5 Millionen Euro erhöhen. Um das ehrgeizige Stadionprojekt zu finanzieren, sind nun Einsparungen bei den freiwilligen Leistungen notwendig: Jeweils 500.000 Euro werden bei Sport und Bädern und beim Ruhrlandmuseum gekürzt. Außerdem will die Stadt mit Rot-Weiß Essen nachverhandeln mit dem Ziel, die Pachteinnahmen zu erhöhen.

Der ehemalige Geschäftsführer der GVE, auf den sich bislang alle Kritik bei diesem Finanzierungsskandal richtet, ist derweil weiterhin bei der Stadt Essen beschäftigt. „Wegen der gegen ihn gerichteten Vorwürfe und evtl. Pflichtverletzungen, die ausschließlich Vorgänge aus seiner geschäftsführenden Tätigkeit betreffen, hat die Stadt Essen jedoch eine Änderungskündigung ausgesprochen und beschäftigt ihn seit dem 01.07.2015 unter verschlechterten Konditionen weiter. Sobald neue, schwerwiegende Pflichtverletzungen bekannt werden sollten, wird die Stadt über weitergehende arbeitsrechtliche Maßnahmen entscheiden.“

Immerhin: 420.000 Euro soll der ehemalige Geschäftsführer zurückzahlen. Dieser Betrag entspricht einer noch nicht verjährten Rechnung, die die GVE an die Unternehmensberatung Roland Berger ohne erkennbare adäquate Gegenleistung gezahlt hatte. Insgesamt sollen allerdings über drei Millionen Euro an die Unternehmensberater gezahlt worden sein. Welche Leistung dafür erbracht wurde, ist bislang immer noch unklar. Zurzeit wird noch geprüft, inwieweit weitere Schadenersatzpositionen in Betracht kommen könnten.

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