S04: Kommentar zu Neuers-Rauswurf bei den Ultras |
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Betr. Neuer und die Ultras
Zunächst muss ich sagen, dass ich weder Herrn Neuer noch ein Mitglied der Ultras persönlich kenne.
Auf den ersten Blick ist es ja nur der Vereinswechsel eines Torwarts. Auf den zweiten Blick ist es einfach nur widerlich: es ist ja nicht so, dass da ein x-beliebiger Fussballspieler eines x-beliebigen Vereins zu einem anderen x-beliebigen Verein wechselt, etwa weil der eine Verein ihn schlecht behandelt oder bezahlt, der Verein absteigt usw. Ein Spieler, der dem Verein alles verdankt, unendlich viel mehr als umgekehrt, ein Spieler, der ständig betont hat, wie stark seine Verbundenheit mit dem Verein, seinen Fans und der Region sei, wechselt ausgerechnet jetzt, wo seit ein paar Jahren die Chance am Horizont erscheint, dass der erste Meistertitel seit 1958 in Sichtweite kommt, zu genau dem Verein, der dies die nächsten 10 Jahre verhindern will, mit seiner Hilfe vielleicht kann. Er macht sich zum Büttel der schon seit Jahrzehnten geltenden Strategie der Bayern: nicht nur selbst stark sein, vor allem auch die Konkurrenz gezielt schwächen, um sich dann drüber lustig zu machen… Und weshalb: weil er nicht gegen Moskau, Istanbul, Amsterdam und Rom spielen möchte, sondern gegen Madrid, Barcelona und Manchester. Und weil er nicht, wie jeder andere Arbeitnehmer höherer Gehaltsgruppen, im Ausland arbeiten möchte. Und weil er vor allem mit den geschätzten minimal 50 Mio Einkommen für die nächsten 10 Jahre in Schalke nicht auskommt, es sollen schon mindestens 70-80 Mio sein. Er will ja schließlich Familie gründen. Eine derartige Raffgier ist selbst in diesem Geschäft bemerkenswert, sie erinnert eher an die Geschichten, die die Finanzkrise schrieb.
Wie gesagt: wäre es irgendein Kicker, sagen wir ein Herr Streit, würde man nichts anderes erwarten. Aber hier hat einer seine ganze Position im Verein auf dem Gegenteil dessen aufgebaut, was er jetzt tut. Und wir alle haben die Kulisse dazu abgegeben, wir machen über Werbeeinnahmen etc. diese Monster erst möglich. Besonders peinlich wird die Sache, wenn man sieht, dass unser geschmähter gelbschwarzer Nachbar im Osten ganz offensichtlich nicht in ähnlicher Weise um seine zahlreichen großartigen Talente bangen muss. Gratulation – scheint eine Charakterfrage zu sein.
Es gibt großartige Sportler in unserem Verein, allen voran etwa Klaus Fichtel. Vielleicht wird es wieder mal einen geben, vielleicht spielt er ja schon bei uns. Unser Noch-Torwart ist es jedenfalls nicht. Dass die Fans sich angewidert abwenden angesichts eines solchen Verhaltens, kann ich gut nachvollziehen. Das vielgenannte Argument der "sportlichen Gründe" kann ich nicht teilen, im Gegenteil: aus sportlichen Gründen müsste er bleiben. Stattdessen geht er den einfachen Weg, zum statistisch stärkeren Club, damit alles so bleibt, wie es ist - zumindest solange Manuel Neuer spielt: Bayern ganz vorn, alle anderen in der Regel abgeschlagen auf den Plätzen.
Zu gewöhnlich ist aber sein Verhalten, als dass man ihn schmähen sollte. Wir - nicht nur wir Schalker, sondern alle Fussballfans im Ruhrgebiet - sollten ihn einfach ganz schnell vergessen, so wie wir andere Ärgernisse in unseren Vereinen vergessen haben. Eine kleine ärgerliche Episode aus unserer Vereinsgeschichte. Das ist die einzig angemessene Reaktion. Und auch kein Blumenstrauß zum Abschied oder so. Dann wenden wir uns wieder den zahlreichen erfreulichen Dingen und der Zukunft zu. Königsblaue Grüße aus dem Osten - Glückwünsche an den BVB
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